"Wir schließen" steht auf einem Schild im Schausfenster eines geschlossenen Geschäftes.

Firmenpleiten in Deutschland So viele Insolvenzen wie zuletzt 2010

Stand: 10.10.2024 14:11 Uhr

Im vergangenen Quartal meldeten so viele deutsche Unternehmen Insolvenz an wie zuletzt 2010, kurz nach der Finanzkrise. Finanzhilfen aus der Corona-Zeit begünstigten dieses Hoch.

Die Zahl der Firmeninsolvenzen ist im September weiter gestiegen. Insgesamt kam es zu 1.303 Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften, wie aus den heute durch das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) veröffentlichten Zahlen hervorgeht.

Das sind zwei Prozent mehr als im Vormonat und zugleich 28 Prozent mehr als im September 2023, wie das Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) weiter mitteilte. Allein Insolvenzen größerer Unternehmen hätten im September für 23.000 Stellenverluste gesorgt.

So viele Insolvenzen zuletzt nach der Finanzkrise

Insgesamt reichten im Juli bis September 3.991 Unternehmen Insolvenz ein - die höchste Zahl an Pleiten, die in den vergangenen 14 Jahren in einem Quartal insgesamt registriert wurde.

Zuletzt waren es im zweiten Quartal 2010 mit 4.071 Insolvenzen etwas mehr, wie die Forscher aus Halle erläuterten. Damals wirkte noch die große Wirtschafts- und Finanzkrise von 2008/2009 nach.

Höchststand auch auf Corona-Pandemie zurückzuführen

"Das Insolvenzgeschehen befindet sich derzeit auf einem deutlich erhöhten Niveau", sagte IWH-Experte Steffen Müller. Der aktuelle Wert liege 44 Prozent über dem September-Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2019, also vor der Corona-Pandemie.

Diese spiele aufgrund von Nachholeffekten eine Rolle, neben der aktuellen Schwächephase der deutschen Wirtschaft. Während der Corona-Krise erhielten viele Firmen staatliche Unterstützungen, weshalb die Pleiten "künstlich niedriggehalten" wurden, erklärte das IWH.

Viele der damals gestützten Unternehmen geraten laut IWH nun in Schwierigkeiten. Ein prominentes Beispiel im September sei die Eröffnung des Insolvenzverfahrens des Reiseveranstalters FTI Touristik. Das Unternehmen war während der Pandemie mit staatlichen Hilfen in Höhe von fast 600 Millionen Euro vorläufig vor der Insolvenz gerettet worden.

IWH-Experte Müller rechnet in den kommenden Monaten mit weiter steigenden Insolvenzzahlen. Dabei bezieht er sich auf Anzeichen aus Frühindikatoren, die das IWH beobachtet.

Für seine Analysen wertet das Institut aus Sachsen-Anhalt die aktuellen Insolvenzbekanntmachungen der deutschen Registergerichte aus und verknüpft sie mit Bilanzkennzahlen betroffener Unternehmen.