Arbeiter laufen durch eine Zinkhütte.

Umfrage des ifo-Instituts Auftragsmangel so groß wie nie seit der Finanzkrise

Stand: 11.11.2024 10:12 Uhr

Derzeit klagen so viele Unternehmen über fehlende Aufträge wie zuletzt vor 15 Jahren. Besonders die Kernbranchen der Industrie seien besorgt, so die Wirtschaftsforscher des ifo-Instituts.

Die deutschen Unternehmen leiden einer Umfrage zufolge unter dem stärksten Auftragsmangel seit der Finanzkrise 2009. Im Oktober berichteten 41,5 Prozent der Firmen davon nach 39,4 Prozent im September, wie das Münchner ifo-Institut mitteilte.

"Der Mangel an Aufträgen hemmt weiterhin die konjunkturelle Entwicklung in Deutschland", erklärte der Leiter der ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe. Kaum eine Branche bleibe verschont.

In der Industrie berichte fast jedes zweite Unternehmen (47,7 Prozent) von fehlenden Aufträgen. "Gerade die Kernbranchen wie Maschinenbau, Metall- und Elektroindustrie sorgen sich", erklärte Wohlrabe.

Die im September wieder gestiegenen Auftragsbestände könnten ein Hoffnungssignal sein. "Aber es ist noch ein weiter Weg zu gehen, bis die Bücher wieder voll sind."

Geringere Nachfrage nach Leiharbeit

Bei den Dienstleistern stieg der Anteil der Unternehmen mit Auftragsmangel leicht von 31,2 auf 32,1 Prozent. Insbesondere der Transportsektor sei von der schlechten Industriekonjunktur betroffen. In der Personalbranche meldeten rund zwei Drittel der Agenturen mangelnde Aufträge. "Leiharbeiter sind in der aktuellen Lage weniger gefragt", erläuterte Wohlrabe.

Etwas mehr als ein Drittel der Gastronomiebetriebe haben laut Umfrage zu wenig Gäste. In der Veranstaltungsbranche liegt der Anteil von Unternehmen, die über zu wenig Aufträge klagen, bei 48,5 Prozent. "Die Großereignisse haben sicherlich etwas Kaufkraft für kleinere Konzerte und Veranstaltungen abgezogen", so Wohlrabe. Im Sommer sorgten Popstars wie Taylor Swift und Adele für volle Arenen.

Viel Bürokratie, viel Beratungsbedarf

Rechts- und Steuerberater sowie Wirtschaftsprüfer blicken dagegen laut der Umfrage im Moment weniger sorgenvoll auf ihre Auftragslage. Ein hoher Bürokratie- und Regulierungsaufwand beschere ihnen eine hohe Nachfrage nach Beratung.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 11. November 2024 um 09:00 Uhr.