Schwächelnde Weltwirtschaft Warnsignale aus China und Deutschland
Eine schwache globale Nachfrage hat Chinas Exporte einbrechen lassen. Auch die deutsche Industrie bekommt die anhaltende Konjunkturflaute zu spüren. Indes erwartet die OECD eine langsame Erholung der Weltwirtschaft.
Der Exportweltmeister China bekommt im Mai die Abkühlung des globalen Wachstums zu spüren. Die Ausfuhren der Volksrepublik fielen im Vergleich zum Vorjahr deutlich stärker als erwartet um 7,5 Prozent, wie die Zollbehörde heute mitteilte. Auch die Importe nach China schrumpften demnach um 4,5 Prozent langsamer als prognostiziert. Offenbar kommt Chinas Wirtschaft trotz der Aufhebung der strengen Corona-Beschränkungen im Dezember vergangenen Jahres nicht in Schwung.
Die weltweite Konjunkturabkühlung und die schwächelnde Inlandsnachfrage bremsen die erwartete Erholung nach der Pandemie weiter aus. Während Chinas Exportmaschinerie deutlich langsamer läuft, verschlechtern sich auch die Aussichten für das Wachstum der zweitgrößten Volkswirtschaft, die eigentlich gut ins Jahr gestartet war. Zuletzt waren bereits wichtige konjunkturelle Frühindikatoren schlechter ausgefallen als erwartet.
OECD erwartet 2,7 Prozent Wachstum
Insgesamt aber dürfte die Weltwirtschaft nach eher schwachen Jahren im laufenden Jahr wieder wachsen. Die Industriestaaten-Organisation OECD sieht die Weltwirtschaft auf einem langsamen Erholungskurs und rechnet in ihrem neuen Konjunkturausblick für 2023 mit einem globalen Wachstum von 2,7 Prozent, das sich der Prognose zufolge 2024 leicht auf 2,9 Prozent beschleunigen dürfte.
Der Weg hin zu einem kräftigen und nachhaltigen Wachstum sei allerdings noch lang, so die OECD, denn das globale Wachstum werde noch deutlich unter dem Durchschnitt der zehn Jahre vor der Corona-Pandemie liegen. Die Talsohle scheine aber durchschritten, denn Energiepreise und Gesamtinflation sänken, Lieferengpässe ließen nach. Auch die Finanzlage privater Haushalte sei relativ solide, teilte die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung mit.
Industrie weitet Produktion nur leicht aus
In Deutschland wird die Wirtschaft laut OECD-Prognose in diesem Jahr voraussichtlich stagnieren und erst wieder 2024 um 1,3 Prozent wachsen. Die hohe Inflation schmälere Einkommen und Ersparnisse, wodurch der private Konsum gedämpft werde. Ein entscheidender Impuls für die Erholung der deutschen Wirtschaft bleibt bislang aus: Die deutsche Industrie hat ihre Produktion zu Beginn des zweiten Quartals nur leicht ausgeweitet und blieb dabei hinter den Erwartungen zurück.
Die Gesamtherstellung stieg im April zum Vormonat um 0,3 Prozent, wie das Statistische Bundesamt heute mitteilte. Im März war die Industrieproduktion um 2,1 Prozent gesunken. "Auch in den kommenden Monaten dürfte die Produktion eher enttäuschen. Denn die während Corona liegengebliebenen Aufträge sind immer mehr abgearbeitet. Außerdem weist der Trend bei den Auftragseingängen und den Stimmungsindikatoren nach unten", urteilte Jörg Krämer, der Chefvolkswirt der Commerzbank.
"Prognosen noch zu optimistisch"
Auch Alexander Krüger, Chefökonom von Hauck Aufhäuser Lampe, hält den Zuwachs bei der Industrieproduktion nur für einen "Tropfen auf den heißen Stein". Angesichts dessen senkte die Privatbank aus Frankfurt am Main ihre Wachstumsprognose für 2023 auf minus 0,3 Prozent.
Auch Jörg Krämer hält ein Schrumpfen der deutschen Wirtschaft angesichts der aktuellen Konjukturdaten für wahrscheinlich: "Die Prognosen vieler Volkswirte sind noch zu optimistisch."