Bei der Bekanntgabe des Wirtschaftsnobelpresies sind auf einem Bildschirm die Fotos von Acemoglu, Johnson und Robinson zu sehen.

Auszeichnung Wirtschaftsnobelpreis für drei Wohlstandsforscher

Stand: 14.10.2024 12:45 Uhr

Der Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften geht an die drei Forscher Acemoglu, Johnson und Robinson. Sie befassen sich damit, wie staatliche Institutionen entstehen und wie sich diese auf den Wohlstand eines Landes auswirken.

Die Königlich-Schwedische Akademie verleiht den Nobelpreis in Wirtschaftswissenschaften in diesem Jahr an das Forscher-Trio Daron Acemoglu, Simon Johnson und James A. Robinson. Sie werden für ihre Arbeiten zum Wohlstandsgefälle zwischen den Nationen geehrt, wie das Nobelkomitee in Stockholm mitteilte.

Einkommensunterschiede zwischen Ländern verstehen

Acemoglu ist türkisch-amerikanischer Staatsbürger und lehrt am Massachusetts Institute of Technology, genau wie sein Kollege, der Amerikaner Johnson. Der britisch-amerikanische Staatsbürger Robinson dagegen ist Politikwissenschaftler und Ökonom an der Universität von Chicago. Acemoglu, der sich für eine Konferenz in der griechischen Hauptstadt Athen aufhielt, sagte in einer ersten Reaktion, er sei von der Auszeichnung überrascht. "Das ist einfach ein echter Schock und eine großartige Nachricht. So etwas erwartet man nie. Es ist eine große Ehre", sagte er.

Der Wirtschafts-Nobelpreis geht an drei Wissenschaftler aus den USA

Christian Blenker, ARD Stockholm, tagesschau, 14.10.2024 14:00 Uhr

Ihre Forschung beschäftigt sich damit, wie Institutionen gebildet werden und welchen Einfluss sie auf den Wohlstand haben. Es sei "eine der größten Herausforderungen unserer Zeit", die großen Einkommensunterschiede zwischen den Ländern zu reduzieren, erklärte das Gremium. Die Preisträger hätten dabei die Rolle sozialer Institutionen bei diesem Prozess aufgezeigt.

Historisch orientierte Forschung

Gesellschaften mit einer schwachen Rechtsstaatlichkeit und Institutionen, die die Bevölkerung ausbeuten, brächten kein Wachstum und keinen Wandel zum Besseren, hieß es in der Erklärung der Akademie. Die Forschung der Preisträger helfe zu verstehen, warum das der Fall und welche genauen Mechanismen dahinterstecken.

Ihre Forschung ist dabei vor allem historisch orientiert: Die Preisträger hätten gezeigt, dass eine Erklärung für die Unterschiede im Wohlstand der Länder in den gesellschaftlichen Institutionen liegt, die während der Kolonisierung eingeführt wurden. In Ländern, die zum Zeitpunkt der Kolonisierung arm waren, wurden häufig integrative Institutionen eingeführt. Das führte im Laufe der Zeit zu einem größeren Wohlstand der gesamten Bevölkerung. Dies ist ein wichtiger Grund dafür, warum ehemalige Kolonien, die einst reich waren, heute arm sind und umgekehrt.

Kein "echter" Nobelpreis

Der Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften geht nicht auf das Testament des Dynamit-Erfinders Alfred Nobel (1833-1896) zurück, sondern wird seit Ende der 1960er-Jahre von der schwedischen Zentralbank in Gedenken an Nobel gestiftet. 

Dennoch wird der Wirtschaftsnobelpreis ebenso wie die weiteren Preise an Nobels Todestag am 10. Dezember feierlich überreicht. Er ist auch mit demselben Preisgeld wie die anderen Auszeichnungen verbunden - in diesem Jahr sind das elf Millionen schwedische Kronen (rund 970.000 Euro) pro Kategorie.

Seit Jahrzehnten kein Deutscher mehr ausgezeichnet

Im vergangenen Jahr war die US-Ökonomin Claudia Goldin mit dem Wirtschaftsnobelpreis ausgezeichnet worden. Die Professorin der Elite-Universität Harvard wurde damit für ihre Forschung zur Rolle von Frauen auf dem Arbeitsmarkt geehrt.

Die erste und bislang einzige Auszeichnung für einen Deutschen jährt sich in diesem Jahr zum 30. Mal: Im Jahr 1994 war der Bonner Wissenschaftler Reinhard Selten (1930-2016) zusammen mit John Nash und John Harsanyi für ihre wegweisenden Beiträge zur nichtkooperativen Spieltheorie mit dem Nobelpreis ausgezeichnet worden. 

In der vergangenen Woche waren bereits die Nobelpreisträger in den Preiskategorien Medizin, Physik, Chemie, Literatur und Frieden verkündet worden.