Heizungsstreit Haben Pelletöfen noch eine Zukunft?
Die Bundesregierung will das Heizen mit Pelletöfen erschweren. Doch in der Ampel ist die Zukunft des Brennstoffs Holz umstritten. Für betroffene Betriebe ist die Hängepartie eine Belastung.
Ein Kachelofen, der gemütlich in der guten Stube vor sich hinbollert, davor Oma oder Opa im Schaukelstuhl: Das war gestern. Ein Holzofen, der mitteilt, wie viel Kohlendioxid er ausstößt: Das ist die neue Realität. "Heute können Öfen auch mit Alexa sprechen", sagt Christiane Wodtke.
Die Kommunikation mit Sprachassistenten ist für die Unternehmerin aus Tübingen aber nicht das schlagende Argument. Für sie ist "Heizen mit Holz und Holzpellets praktizierter Umweltschutz, ökologisch und ökonomisch sinnvoll und Teil der Klimalösung". Wodtkes mittelständisches Unternehmen stellt seit rund 40 Jahren Pelletheizungen her - damals gehörten sie zu den Ersten.
Kritik nicht nur am Waldverbrauch
Der Industrieverband Haus-, Heiz und Küchentechnik, den Wodtke außerdem leitet, geht von mehr als elf Millionen Kaminen und Holzöfen bundesweit aus. Damit hätte jeder vierte Haushalt in Deutschland einen solchen Ofen - was nicht bedeutet, dass alle in Betrieb wären. Die Zahlen decken sich mit denen des Naturschutzbundes (NABU).
Was der NABU kritisch sieht, ist nicht nur der hohe Verbrauch: Millionen Tonnen Holz würden jedes Jahr verbrannt, und schon bald reiche das Holz aus heimischen Wäldern nicht mehr aus, auch weil die Industrie zunehmend auf Holzverbrennung setze. Steigende Importe seien die Folge, was schlecht für die Wälder anderswo sei.
Außerdem wird in Frage gestellt, ob es sich überhaupt um einen umweltfreundlichen Heizträger handelt: Beim Heizen mit Holz werde mehr CO2 ausgestoßen als bei herkömmlichen Energieträgern wie Kohle oder Gas. Ähnlich argumentiert auch das Bundesumweltministerium.
Pelletofen-Unternehmerin Christiane Wodtke hält dagegen: Holz sei als nachwachsender Rohstoff ohnehin klimafreundlich. Derzeit wachse in Deutschland mehr Holz nach als verbraucht werde. Pellets basierten überwiegend auf Sägespänen, also Restholz, das habe keine Auswirkungen auf den Waldbestand.
Zudem habe die Industrie gezeigt, dass sie durch Innovationen und Forschung dazu beitragen könne, die Technologien klimafreundlicher zu machen, beispielsweise mit Filtertechnik. Selbst das Umweltbundesamt weist darauf hin, dass der Anteil von Pelletheizungen am potenziell krebserregenden Feinstaubausstoß insgesamt gering sei - auch wenn die Behörde von Holzöfen abrät.
Was die Regierung bislang plant
Im Entwurf für das Gebäudeenergiegesetz, das vom Bundeskabinett beschlossen ist und womöglich vor der Sommerpause erstmals im Bundestag beraten werden soll, war ursprünglich vorgesehen, künftig den Einbau von Pelletheizungen an Bedingungen zu knüpfen. Beispielsweise, indem die Kombination mit anderen, umweltfreundlicheren Technologien vorgeschrieben werden soll.
Ziel ist es, das Heizen von Gebäuden wesentlich klimafreundlicher zu gestalten. Ein reines Verbot ist nicht geplant. Während die Grünen überwiegend an der geplanten Verschärfung festhalten, gibt es aus SPD und FDP Forderungen, Pelletheizungen ohne Auflagen weiter zu ermöglichen.
Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Harald Ebner aus Schwäbisch Hall wies im SWR darauf hin, dass bestehende Heizungen auch nach dem geplanten Gesetz bleiben dürfen. Es ist auch nicht vorgesehen, dass vorhandene Pelletöfen nachgerüstet werden müssen. Ebner selbst hat seine eigene Pelletheizung liebgewonnen. Er will endlich im Bundestag den vorliegenden Entwurf diskutieren, anstatt ihn schon vorher wieder zu verändern.
Die Bundestagsabgeordnete Nina Warken von der oppositionellen CDU fordert dagegen zuvor eine Überarbeitung des Gesetzentwurfs. Sie argumentiert - ähnlich wie die FDP innerhalb der Regierungskoalition - mit "Technologieoffenheit". Ein Begriff, der auch bei der Pellet-Pionierin Christiane Wodtke aus Tübingen öfter fällt.
Pelletheizung gegen Wärmepumpe?
Sie wünscht sich vor allem eines: Klarheit. Als Unternehmerin könne sie nicht länger darauf warten, was die Bundesregierung mit Pelletheizungen plant. Ihr fehlt außerdem die Balance von Ökonomie und Ökologie: "Wenn die Balance nicht da ist, gibt es keine Akzeptanz in der Bevölkerung. Heizen muss zugänglich und bezahlbar sein."
Dabei hat Christiane Wodtke nichts gegen die Wärmepumpe: Sie sei sinnvoll, gerade im Neubau, aber im Bestand zu teuer. Deshalb könnten sich die Technologien gegenseitig ergänzen. "Es muss ein gesunder Mix sein," meint die Firmenchefin. Und eines könne eine Holzheizung wie keine andere: Für wohlige Wärme sorgen. Auch wenn der politische Umgang damit zurzeit eher hitzig als gemütlich scheint.