Unternehmer, Forscher und Abenteurer Wer an Bord des Tauchboots "Titan" ist
Die "Titan" wird weiter im Atlantik vermisst. Fünf Menschen sind an Bord, darunter ein Milliardär, der Chef der Betreiberfirma, ein bekannter Geschäftsmann und ein Forscher. Wer sind die Männer und woher kommen sie?
In der Nähe der berühmten "Titanic" vor der kanadischen Atlantikküste suchen Rettungskräfte in einem Wettlauf gegen die Zeit weiter nach der "Titan". Das Tauchboot sollte seine fünf Insassen zu den Wrackteilen von 1912 bringen. An Bord ist unter anderem der französische Forscher Paul-Henri Nargeolet, der als einer der bekanntesten Experten für die Trümmer gilt.
Die weitere Besatzung besteht aus dem britischen Abenteurer Hamish Harding sowie dem britisch-pakistanischen Geschäftsmann Shahzada Dawood und dessen 19-jährigen Sohn Suleman. Auch die Identität des fünften Menschen an Bord ist inzwischen bestätigt: Es handelt sich um Stockton Rush, den Gründer und Chef der Betreiberfirma OceanGate.
Stockton Rush, Chef der Betreiberfirma OceanGate
Das in Everett im US-Bundesstaat Washington ansässige Unternehmen setzt nach eigenen Angaben bemannte Tauchboote und Startplattformen der nächsten Generation ein, um den Zugang zur Tiefsee auf bis zu 4000 Meter zu erweitern. OceanGate habe "mehr als 14 Expeditionen und über 200 Tauchgänge im Pazifik, Atlantik und Golf von Mexiko erfolgreich abgeschlossen", heißt es auf der Website.
Laut OceanGate war Firmenchef Rush der jüngste Pilot der Welt, als er 1981 im Alter von 19 Jahren am United Airlines Jet Training Institute die Berechtigung zum Flugkapitän einer DC-8 erwarb. "Es ist ein unglaublich schönes Wrack", sagte er Anfang des Jahres dem britischen Sender Sky News über die Titanic, die 3800 Meter unter der Oberfläche auf dem Grund des Atlantiks liegt.
Die Fundstelle ist etwa 600 Kilometer vor der Küste Neufundlands verortet und besteht aus zwei Teilen, wobei Bug und Heck etwa 800 Meter voneinander entfernt sind. Ein riesiges Trümmerfeld umgibt das zerbrochene Schiff. Für einen Platz auf der achttägigen Expedition zu dem berühmten Wrack verlangte OceanGate 250.000 Dollar von seinen Gästen.
Paul-Henri Nargeolet, französischer Forscher und Ex-Marinetaucher
Einer davon ist der französische Forscher Nargeolet. Der 77-Jährige ist Direktor für Unterwasserforschung bei einem Unternehmen, das die Rechte am Wrack der Titanic besitzt. Als ehemaliger Kommandant der französischen Marine war er sowohl Tieftaucher als auch Minenräumer. Nach seinem Ausscheiden aus der Marine leitete er 1987 die erste Bergungsexpedition zur Titanic und ist daher als "Mr. Titanic" eine führende Autorität auf dem Gebiet des Wracks.
Der Sprecher der Familie betonte, er hoffe, dass Nargeolets Gelassenheit und seine militärische Laufbahn die Besatzung an Bord beruhigen würden, auch wenn der Ausgang der Operation nicht von ihm abhänge. Der Meereswissenschaftler David Mearns, der Nargeolet beruflich kannte, sagte laut BBC, er habe das Wrack schon oft besucht, kenne den Meeresboden und wisse, wie man unter diesen Umständen ruhig bleibt.
Hamish Harding, britischer Abenteurer und Flugzeughändler
Zur Besatzung gehört nach Angaben seines Stiefsohns auch Hamish Harding, ein britischer Milliardär und Vorsitzender des Luftfahrtunternehmens Action Aviation. Der 58-Jährige ist ein bekannter Forscher, der bereits ins All flog, mehrfach den Südpol besuchte und drei Guinness-Weltrekorde hält. 2019 befand er sich an Bord der Flugmission "One More Orbit", die einen Rekord für die schnellste Erdumrundung mit einem Flugzeug über beide geografischen Pole aufstellte. Zudem verbrachte er die längste Zeit in voller Meerestiefe, als er zum tiefsten Punkt des Marianengrabens tauchte.
Harding hatte vor dem Abenteuer mit der "Titan" in den sozialen Medien gepostet, dass er stolz sei, als "Missionsspezialist" dabei zu sein. "Aufgrund des schlimmsten Winters in Neufundland seit 40 Jahren wird diese Mission wahrscheinlich die erste und einzige bemannte Mission der Titanic im Jahr 2023 sein", schrieb er weiter. Ursprünglich habe der Tauchgang im Juni 2022 stattfinden sollen, sich aber aufgrund einer Beschädigung des Tauchboots verzögert, erzählte er dem "Business Aviation Magazine".
Sein Geld verdiente Harding in den 1990er Jahren mit Bankensoftware. 2004 gründete er sein Flugzeuggeschäft mit Sitz in Dubai. Er handelt mit Privatjets und ist Vorsitzender der Nahost-Gruppe des Explorer Clubs. David Mearns, ein Meereswissenschaftler und Expeditionsleiter, beschrieb Harding der "BBC" zufolge als einen "sehr charmanten Typen", der sich zu "extremen Abenteuern" hingezogen fühlte.
Shahzada Dawood, britisch-pakistanischer Geschäftsmann, und sein Sohn
Unter den Vermissten befinden sich ebenfalls Shahzada Dawood und sein Sohn Suleman. Das bestätigte die Familie, die zu den reichsten in Pakistan gehört. Shahzada Dawood ist Treuhänder des SETI-Instituts, einer Forschungsorganisation in Kalifornien, heißt es auf dessen Website. Demnach lebe er mit seiner Frau Christine und seinen Kindern in Großbritannien.
Zudem ist Dawood stellvertretender Vorsitzender eines der größten pakistanischen Mischkonzerne, der Engro Corporation. Das Unternehmen investiert in die Bereiche Düngemittel, Fahrzeugbau, Energie und digitale Technologien. Er ist Beiratsmitglied des Prince's Trust International, der vom britischen König Charles gegründeten Wohltätigkeitsorganisation.
Auch Shahzada Dawood, britisch-pakistanischer Unternehmensberater, und sein Sohn werden vermisst.