Trotz Gewinneinbruchs "Goldener Fallschirm" für Ex-Adidas-Chef
Der Abschied von seinem geschassten Chef Kasper Rorsted ist für Adidas mit enormen Kosten verbunden. Während die Dividende der Aktionäre stark zusammengekürzt wird, erhält der Däne knapp 16 Millionen Euro.
Der vorzeitige Abschied von Vorstandschef Kasper Rorsted kommt Adidas teuer zu stehen. Fast 16 Millionen Euro bekommt der Däne von seinem ehemaligen Arbeitgeber. Allein auf zwölf Millionen Euro beläuft sich die Abfindung für Rorsted, der den fränkischen Sportartikelkonzern im November verlassen hatte. Das geht aus dem Geschäftsbericht hervor, der heute veröffentlicht wurde.
Außerordentlich hohe Abfindung
Dazu kommen rund 3,6 Millionen Euro als Entschädigung dafür, dass er in den nächsten 18 Monaten nicht bei einem Branchen-Konkurrenten anheuert, und das restliche Gehalt von rund 300.000 Euro für November und Dezember. Rorsteds Vertrag war noch 2021 um fünf Jahre verlängert worden.
Marktbeobachter sprechen von einem "Goldenen Fallschirm" für Rorsted. Damit werden außerordentlich hohe Abfindungen bezeichnet, die leitenden Mitarbeitern oder Führungskräften im Falle einer Übernahme oder einer Kündigung gezahlt werden müssen. Der Begriff stammt ursprünglich aus den USA und wurde dort während der 1980er-Jahre geläufig, als viele Firmenübernahmen stattfanden.
Keine Boni für den Vorstand
Beim Gehalt mussten Rorsted und seine Vorstandskollegen im vergangenen Jahr allerdings Abstriche machen. Sie erhielten weder einen leistungsabhängigen Bonus für 2022 noch aktienbasierte Langfrist-Boni. Letztere hatten sich ein Jahr zuvor noch auf 14,2 Millionen Euro summiert.
Hintergrund ist ein Gewinneinbruch im vergangenen Jahr: Der Gewinn aus dem fortgeführten Geschäft fiel von knapp 1,5 Milliarden auf 254 Millionen Euro. Im vierten Quartal stand sogar ein Verlust von 482 Millionen Euro zu Buche - nach 123 Millionen Euro Gewinn ein Jahr zuvor.
Teurer Yeezy-Fehlschlag
Anhaltende Probleme in China und die Trennung von Skandal-Rapper Kanye West hatten tiefe Löcher in die Bilanz gerissen. Im Schlussquartal 2022 fielen Erlöse von etwa 600 Millionen Euro durch die aufgekündigte Kooperation weg. Für 2023 erwartet der Konzern allein daraus Umsatzeinbußen von 1,2 Milliarden Euro.
Der neue Adidas-Chef Björn Gulden ließ auf der Bilanzpressekonferenz den Umgang mit dem milliardenschweren Lagerbestand von "Yeezy"-Schuhen offen. Gerüchte, wonach man sich mit dem US-Rapper Kanye West auf einen Verkauf von Restbeständen im Volumen von 500 Millionen Dollar geeinigt habe, seien falsch. Die bereits produzierten Schuhe wegzuwerfen, sei aus Nachhaltigkeits-Gesichtspunkten aber keine Option. Wenn sich Adidas entscheide, die Schuhe doch noch zu verkaufen, werde man den Erlös denjenigen zugutekommen lassen, die durch Wests Äußerungen verletzt worden seien.
Konzern dampft Dividende ein
Verzichten müssen nach dem Gewinneinbruch daher auch die Aktionäre des Sportartikelherstellers. Sie müssen sich auf eine deutlich geringere Dividende von 0,70 Euro je Aktie einstellen. Damit fällt die Kürzung noch stärker aus, als Analysten im Schnitt erwartet hatten.
Für das Jahr 2021 hatte Adidas noch 3,30 Euro je Anteilsschein ausgeschüttet, die Dividendenkürzung beläuft sich damit auf knapp 80 Prozent. Die Dividendenrendite fällt auf 0,5 Prozent.
Adidas-Aktie unter Druck
An der Börse kommt das nicht gut an. Die Adidas-Aktie gehört mit einem Minus von über einem Prozent zu den größten DAX-Verlierern. Es stehe nicht gut um die Aktie, erklärt Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege RoboMarkets. Für Investoren spreche derzeit sehr wenig für ein längerfristiges Engagement.
CMC-Marktanalyst Oldenburger blickt dagegen etwas optimistischer auf die Zukunft von Adidas: "Die große Hoffnung bleibt nun, dass sich China erholt und die Fußball-Europameisterschaft in Deutschland einen neuen Boom bei Fan-Artikeln auslöst."