DB Schenker  Lastwagen

Verkauf der Bahn-Spedition Dänische DSV im Bieterrennen um DB Schenker vorn

Stand: 12.09.2024 11:03 Uhr

Medienberichten zufolge ist entschieden, an wen die Bahn ihre Logistiktochter DB Schenker verkauft. Die dänische Spedition DSV erhält offenbar den Zuschlag - für 14 Milliarden Euro. Die Aufsichtsräte müssen noch zustimmen.

Im Bieterwettstreit um DB Schenker, die Logistiktochter der Deutschen Bahn, ist offenbar das dänische Unternehmen DSV A/S der Favorit. Wie mehrere Medien unter Berufung auf mit der Situation vertraute Personen berichten, hat der Logistikkonzern die Unterstützung des Bahn-Vorstandes und befindet sich nun in fortgeschrittenen Gesprächen.

Eine Vereinbarung über eine Übernahme von DB Schenker könnte noch in dieser Woche unterzeichnet werden, berichten unter anderem der "Spiegel" und die Nachrichtenagenturen Bloomberg und Reuters.

Auch EU-Kommission muss zustimmen

DB Schenker solle für rund 14 Milliarden Euro an DSV gehen, sagten Regierungs- und Konzernvertreter gestern Abend der Agentur Reuters. Der Vorvertrag solle voraussichtlich am Freitag unterschrieben werden. Der Verkauf stehe dann noch unter Vorbehalt der Zustimmung der Aufsichtsräte. Der Bahn-Aufsichtsrat werde dafür in einer Sondersitzung zusammenkommen. Auch die EU-Kommission muss dem Geschäft zustimmen. 

Die dänische DSV würde sich damit gegen den anderen verbliebenen Bieter, den Finanzinvestor CVC, durchsetzen. Dieser hatte Verhandlungskreisen zufolge etwas weniger geboten. Die Bahn äußerte sich offiziell nicht zum Stand der Verhandlungen.

Gewerkschaft befürchtet Personalabbau

"Zu Bietern, Details von Gesprächen oder zur Höhe von Geboten äußern wir uns grundsätzlich nicht", teilte eine Bahn-Sprecherin mit. Es bleibe dabei, dass der Verkauf für die Bahn wirtschaftlich vorteilhaft sein müsse. Auch ein DSV-Sprecher sagte, man äußere sich grundsätzlich nicht zu Marktgerüchten.

Die Gewerkschaft Ver.di hatte sich zuletzt gegen einen Verkauf an DSV ausgesprochen - mit dem Argument, dass bei einer Fusion mit dem Wettbewerber mehr Stellen wegfallen würden. Auch die Arbeitnehmerseite im Aufsichtsrat des Bahn-Konzerns nimmt offenbar diese Position ein. Die Eigentümerseite, also der Staat mit Vertretern der Bundesregierung, könnte sich dort aber dennoch durchsetzen.

Hoher Investitionsbedarf

Am vergangenen Freitag hatte sich bereits der Lenkungsausschuss, der mit Staatssekretären der Ampel-Koalition besetzt ist, mit dem Verkauf von DB Schenker befasst. Schon da hatte die Nachrichtenagentur Reuters mit Verweis auf Insider berichtet, es gebe eine Präferenz für DSV.

Der Konkurrent CVC hatte zuletzt in einem Papier noch einmal für sich geworben und zugesichert, dass man die Marke Schenker erhalten werde. Außerdem biete man an, dass Bund oder Bahn zunächst 24,9 Prozent an DB Schenker behalten könnten. Bei einem späteren Börsengang könne dieser Teil dann mit einem milliardenschweren Wertzuwachs verkauft werden.

Der Finanzinvestor schrieb weiter, die Bahn habe einen jährlichen Investitionsbedarf bei DB Schenker von einer Milliarde Euro ausgemacht. CVC werde aber mehr ins Unternehmen stecken: "In der sich verschärfenden herausfordernden wirtschaftlichen und geopolitischen Lage kann es sich Deutschland nicht leisten, einen weiteren einheimischen und strategisch wichtigen Industriechampion zu verlieren." Es drohten volkswirtschaftliche Belastungen von mindestens zwei Milliarden Euro.

DSV verspricht mittelfristig mehr Stellen

DSV hielt mit einem eigenen Papier gerade beim Thema Stellen dagegen: Es gehe um maximal 1.000 Arbeitsplätze mehr als beim Konkurrenten CVC, die kurzfristig abgebaut würden. Mittelfristig sei geplant, dass bei den dann verbundenen Organisationen sogar mehr Menschen arbeiten als heute.

Schenker beschäftigt in Deutschland knapp 15.000 Menschen, weltweit an etwa 1.850 Standorten in mehr als 130 Ländern über 70.000.

Die Bahn will seinen wichtigsten Gewinnbringer DB Schenker verkaufen, um sich auf das krisengeschüttelte Kerngeschäft in Deutschland zu konzentrieren und die Schuldenlast von über 30 Milliarden Euro abzubauen.