Verbündete ausgenommen USA beschränken Ausfuhr von KI-Chips
Die US-Regierung unter Joe Biden schränkt die Ausfuhr von KI-Technologien ein. Uneingeschränkten Zugang werden nur noch die engsten US-Verbündeten erhalten. Deutschland gehört dazu.
Wenige Tage vor dem Ende seiner Amtszeit verschärft US-Präsident Joe Biden die Bestimmungen für die Ausfuhr bestimmter Grafikkartenchips (Graphics Processor Units, GPU) und damit zusammenhängender KI-Technologien. Die Chips sind darauf ausgelegt, zahlreiche Aufgaben parallel zu erledigen und daher für KI-Anwendungen prädestiniert, bei denen Unmengen von Daten analysiert werden.
In KI-Rechenzentren werden meist Tausende dieser Prozessoren zusammengeschaltet. Für das Training des Chatbots ChatGPT, der den KI-Boom vor gut zwei Jahren ausgelöst hatte, nutzte der Entwickler OpenAI die Rechenpower von mehreren Zehntausend solcher Chips. Der Bedarf hängt davon ab, wie fortgeschritten ein Prozessor ist, wie groß die Datengrundlage ist und wie viel Zeit ein Entwickler für das Training aufwenden will.
Einige enge Verbündete der USA sind von sämtlichen Einschränkungen ausgenommen. Die 18 Staaten sind Deutschland, Frankreich, Belgien, die Niederlande, Irland, Großbritannien, Dänemark, Finnland, Italien, Spanien, Norwegen, Schweden, Kanada, Japan, Südkorea, Australien, Neuseeland und Taiwan.
Wie genau sehen die Einschränkungen aus?
Um den Unterschieden verschiedener Prozessor-Typen Rechnung zu tragen, konzentrieren sich die USA bei ihren Beschränkungen auf die Gesamt-Rechenleistung (Total Processing Performance) der exportierten Chips. So dürften in Staaten, die mit Exportquoten belegt werden, bis 2027 maximal 790 Millionen TPP geliefert werden. Dem KI-Experten Divyansh Kaushik von der Beratungsfirma Beacon zufolge entspricht dies knapp 50.000 Nvidia-Chips der Modellreihe "H100", einer auf Basis früherer Vorschriften für den chinesischen Markt zugeschnittenen, abgespeckten Variante.
"Das ist eine enorme Rechenpower", betont Kaushik. "Damit können Spitzenforschung, KI-Firmen oder die anspruchsvollsten KI-Anwendungen der Welt betrieben werden." Hierzu zählen Chatbots für den Kundendienst, Betrugsüberwachung im Zahlungsverkehr oder Empfehlungsalgorithmen von Weltkonzernen wie dem Online-Händler Amazon oder dem Streamingdienst Netflix.
Gegner sollen von Technologie ausgeschlossen bleiben
In den kommenden 120 Tagen können Experten und Branchen-Insider die geplanten Einschränkungen kommentieren. Umsetzen würde sie dann die Regierung von Donald Trump, der in einer Woche als nächster US-Präsident vereidigt wird. Sie gehe davon aus, dass es noch Änderungen auf Basis der Kommentare geben könnte, sagte Handelsministerin Gina Raimondo.
Die USA seien weltweit führend bei der Entwicklung von KI und entsprechender Chips und so solle es auch bleiben, betonte Raimondo. Die Technologien könnten von gegnerischen Ländern für Nuklear-Simulationen, die Entwicklung von Bio-Waffen und die Stärkung ihres Militärs verwendet werden, warnte sie. Zugleich werde KI in den kommenden Jahren allgegenwärtig werden. Mit den Maßnahmen wolle die Regierung dafür sorgen, dass die Gegner der USA die Technologien nicht in die Hände bekämen und zugleich die Partner davon profitieren könnten.
Die US-Regierung hatte in den vergangenen Jahren bereits unter anderem den Export von KI-Chips nach China eingeschränkt, was auch der Halbleiter-Konzern Nvidia zu spüren bekam, denn das Unternehmen ist der weltgrößte Anbieter für KI optimierte Hochleistungschips. Chipsysteme von Nvidia werden auf breiter Front zum Anlernen von Software auf KI-Basis eingesetzt. Andere Halbleiter-Hersteller wie AMD arbeiten ebenso wie die Technologie-Konzerne Google oder Meta an solchen Prozessoren.
Ausnahmegenehmigungen für Cloud-Konzerne
Von den neuen Maßnahmen betroffen sind zudem die großen Cloud-Anbieter Amazon Web Services (AWS), Microsoft und Google, die in diesem Jahr jeweils zweistellige Milliardenbeträge in den Aufbau neuer KI-Rechenzentren in aller Welt pumpen wollen.
Die Cloud-Anbieter können aber unabhängig vom jeweiligen Landeslimit Ausnahme-Genehmigungen erhalten. Sie müssen dafür die Bedingungen für eine Einstufung als "Universal Verified End User" erfüllen. Dieser Status steht auch Firmen offen, die ihren Hauptsitz nicht in einem von den USA als bedenklich eingestuften Land haben. Die "Universal Verified End User" könnten in den kommenden beiden Jahren maximal etwa 320.000 moderne GPUs erhalten.
Die Ausfuhrquoten für Länder seien dazu gedacht, Unternehmen dazu zu ermuntern, sich um den Status als "Universal Verified End User" zu bemühen, erläutert Kaushik. Dadurch könnten die USA leichter kontrollieren, wer die Chips nutze. Gleichzeitig erschwere es den Schmuggel in Staaten wie China.