Zwei Männer schieben Käfige in einen Lkw zum Transport von Tauben

Von der Queen bis zum Scheich Taubentransporter als Exportschlager

Stand: 10.08.2024 16:03 Uhr

In Deutschland hat sie eher einen angestaubten Ruf - international ist die Taubenzucht dagegen weit verbreitet. Die Züchter brauchen für die Tauben passende Transporter, und die gibt es im Saarland.

Von Peter Sauer, SR

Mehrere große Hallen, in denen geschweißt und gebohrt wird - an Anhängern und großen Transportern. Soweit, so unspektakulär. Die Fracht, die damit transportiert werden soll, ist aber schon speziell: Brieftauben. Das Familienunternehmen Geraldy aus dem saarländischen Schmelz hat sich schon vor fast 30 Jahren auf den Bau von Taubentransportern spezialisiert.

In Deutschland war der Taubensport schon mal populärer. Nach Angaben des Verbands Deutscher Brieftaubenzüchter gibt es zurzeit noch rund 28.000 Züchter - etwa halb so viele wie vor 30 Jahren. "Der Taubensport wird aber weltweit betrieben", sagt Dagmar Geraldy, die Co-Chefin des Familienunternehmens.

International wird Taubenzucht immer beliebter

Als Mutterland des Sports gilt Belgien. International werde das Züchten von Tauben jedoch immer beliebter. Dubai, USA, Australien: Überall gebe es eine wachsende Zahl von Züchtern. Gerade in Ländern wie Rumänien, Ungarn oder Polen züchten nach Angaben von Geraldy viele junge Menschen Tauben. Produziert wird deshalb schwerpunktmäßig für den Weltmarkt.

Die Firma stellt Taubentransporter in unterschiedlichen Größen her. In die kleinsten Anhänger passen rund 100 Tauben. Im großen Sattelschlepper finden bis zu 8.000 Vögel Platz. 60 bis 70 Transporter werden pro Jahr gebaut. Gerade für die größeren Modelle hat Geschäftsführer Klaus Geraldy eine echte Innovation entwickelt - den sogenannten Reihenstart: "Dadurch werden die Tauben schonender rausgelassen als beim klassischen Massenstart. Damit landet keine Taube am Boden."

Tauben fliegen zu einem Lkw zum Transport von Tauben.

Schonender Transport, schonender Start: Tauben haben es gut in den Transportern von Geraldy.

Tauben fliegen in Wettkämpfen bis zu 700 Kilometer

Ein Auflass - also der Start von Brieftauben - ist für Züchter jedes Mal ein Highlight. 50 bis 700 Kilometer können die Vögel in Wettbewerben zurücklegen. Beim von Geraldy entwickelten Reihenstart gehen die überdimensionierten Plexiglas-Schubladen, die bei den größeren Transportern an der Längsseite verbaut werden, nacheinander von unten nach oben auf. Je erholsamer der Transport und der Start, umso höher die Leistungsfähigkeit der Vögel.

Die Geraldys betreiben den Taubensport selbst seit Jahrzehnten und haben dieses Know-How für ihr Unternehmen genutzt. Sie haben die Nische mit ihren Transportern made in Schmelz besetzt - und sind im Taubensport eine weltbekannte Marke. "Wenn Sie irgendwo in der Welt, im Urlaub oder wo auch immer, einen Brieftaubenzüchter treffen, fragen Sie ihn nach Geraldy. Er wird uns kennen", sagt Dagmar Geraldy.

Vier Männer vor einem Lkw zum Transport von Tauben

Königliche Kundschaft: Auch der Scheich von Dubai hat einen Taubentransporter aus dem Saarland.

Royale Kundschaft vertraut auf saarländische Taubentransporter

Ihr guter Ruf reicht sogar bis in Königshäuser. Zum 50. Thronjubiläum von Queen Elizabeth II. orderte die Königin einen Taubentransporter. Die Geraldys waren selbst auch vor Ort - zu einem Treffen mit der Königin kam es jedoch nicht.

Anders sah das beim Scheich von Dubai aus. Dort gab es bei der Übergabe des Transporters ein Fotoshooting vor einem der bekanntesten Hotels der Welt. "Wir standen mit dem Scheich auf der Brücke vor dem dem Burj-al-Arab-Hotel. Der Pförtner hat vorne die Schranke runtergemacht", erklärt Klaus Geraldy während er auf das riesige Foto im Empfangsbereich seiner Firma schaut. Darauf zu sehen: Geraldy, der Scheich von Dubai, ein großer Taubentransporter und im Hintergrund das Burj al Arab. "Die Straße war quasi gesperrt, bis wir mit dem Fotoshooting fertig waren. Das war natürlich ein einmaliges Erlebnis."

Taubentransporter sind zwar kein Massenprodukt, aber das Familienunternehmen beschäftigt mittlerweile insgesamt 30 Mitarbeitende. In diesem Bereich ist Geraldy aus Schmelz nach eigenen Angaben Weltmarktführer. Zwar stellen sie auch Bäckerei-Verkaufsfahrzeuge und Pferdeanhänger her, rund 60 Prozent des Umsatzes aber macht Geraldy mit Taubentransportern.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema SWR4 BW am Vormittag am 24. Oktober 2023 um 10:00 Uhr.