"Grüne" Konten für Sparer Was machen nachhaltige Banken anders?
Nachhaltigkeit suchen Verbraucherinnen und Verbraucher nicht nur im Supermarktregal, sondern auch beim Bankkonto. Einige Banken bieten genau das an: mehr Klimaschutz, weniger Öl und Gas - und keine Waffen.
Auch bei ihrer Bank wünschen sich viele Kundinnen und Kunden die Beachtung von Nachhaltigkeitszielen, soziale Verantwortung und Engagement für Klimaziele oder Menschenrechte. Eine Reihe von kleineren Instituten hat sich Nachhaltigkeit auf die Fahnen geschrieben.
Nur 15 Banken sind wirklich nachhaltig
Gerade einmal 15 Banken erfüllen allerdings die strengen Kriterien, die die Stiftung Warentest in einer aktuellen Erhebung an "nachhaltige" Banken angelegt. Dazu gehören etwa die GLS Bank, die Umweltbank, die Ethikbank, die niederländische Triodos Bank, die auch einen Sitz in Deutschland hat, und einer Reihe von kirchlichen Instituten wie die Evangelische Bank.
Nach Bilanzsummen und Kundenzahl gehören die Institute eher zu den kleineren Banken in Deutschland und Europa. So hat die Triodos Bank in fünf europäischen Ländern rund 746.000 Kunden und bringt eine Bilanzsumme von knapp 16 Milliarden Euro auf die Waage. Im Vergleich dazu lag bei der Frankfurter Commerzbank der Wert für die Bilanzsumme im vergangenen Jahr bei 517 Milliarden Euro, die Bank hat rund elf Millionen Privat- und Unternehmenskunden.
Bestimmte Branchen werden ausgeschlossen
Experte Boštjan Krisper sagt tagesschau.de, was aus Sicht der Tester eine "grüne" Bank ausmacht: "Es ist uns sehr wichtig, dass die Nachhaltigkeit eine zentrale Rolle im Geschäftsmodell der Bank spielt, und dass besonders kontroverse Sektoren und Praxen ausgeschlossen sind. Diese Schwelle setzen wir wie folgt: Bei Finanzierungen müssen die Banken die Sektoren Kohle, Atomkraft und Waffen komplett meiden. Außerdem müssen Kreditnehmer, die durch schwere Arbeits- oder Menschenrechtsverletzungen aufgefallen sind ausscheiden."
Zu den so genannten Ausschlusskriterien der "grünen" Banken gehören oft auch Gentechnik und industrielle Tierhaltung. Soziale Kriterien wie Kinderarbeit bei Unternehmen sorgen zumeist ebenfalls dafür, dass um die entsprechenden Unternehmen ein Bogen gemacht wird.
Finanzierung von Solarparks oder nachhaltigem Bauen
Daneben nutzen viele der Banken umgekehrt "Positivkriterien", die vorgeben, in welchen Bereichen sich eine nachhaltige Bank engagieren will, wie Dirk Kannacher, Vorstand bei der GLS-Bank erläutert: "Positivkriterien sind das, was wir gesellschaftlich im Positiven bewirken wollen. Das sind beispielsweise die Finanzierung von Erneuerbaren Energien oder von bezahlbarem Wohnraum, nachhaltigem Bauen, aber auch die Förderung von Biolandwirtschaft."
Ihre Ziele verfolgt eine nachhaltige Bank auf zwei Ebenen ihrer Geschäftspolitik: Ein wichtiges Standbein wie bei jeder Bank ist die Vergabe von Krediten. Bei den nachhaltigen Banken werden Kredite an die genannten ausgeschlossenen Branchen massiv eingeschränkt oder ganz ausgeschlossen. Umgekehrt erhalten Firmen aus Branchen, die den Nachhaltigkeitszielen der Bank entsprechen Kredite, zum Teil auch mit günstigeren Konditionen.
Strenge Kriterien auch bei Fondsprodukten
Neben der Kreditvergabe legen die "grünen" Banken aber, ebenso wie klassische Geschäftsbanken, die Gelder der Kunden an. Dies kann über Direktinvestments geschehen, etwa in Solar- oder Windparks. Aber eine Reihe der Banken haben auch eigene Fondsprodukte aufgelegt. Dazu gehört etwa die Triodos Bank. Dies hat die Stiftung Warentest ebenso überprüft, so Experte Krisper: "Auch bei diesen Eigenanlagen der Bank, das sind Käufe von Aktien, Unternehmens- oder Staatsanleihen, ist es nachhaltig orientierten Anlegern wichtig, dass bestimmte Unternehmen oder Staaten im Vorhaben ausgeschlossen werden. Dabei geht es zum Beispiel um Themen wie Todesstrafe, Korruption oder Verletzung demokratischer Prinzipien."
Rüstungsaktien oder Papiere von Unternehmen, die mit fossilen Energieträgern Geld verdienen finden sich damit nicht in den entsprechenden Fondsprodukten. Für die Rendite der nachhaltigen Fonds war dies in den vergangenen zwei Jahren eher ein Nachteil. Denn angesichts der Gewinne von Waffenproduzenten oder Ölmultis stiegen deren Kurse am Aktienmarkt zuletzt deutlich. Viele als nachhaltig eingestufte Aktien, etwa aus der Wind- und Solarbranche, hatten dabei das Nachsehen. "Für uns waren die Jahre 2022 und 2023 bei unseren Fondsprodukten eher anspruchsvolle Jahre. Wenn man sich aber die langfristige Performance ansieht, entwickeln wir uns mit unseren Fonds entsprechend dem Gesamtmarkt", so GLS-Vorstand Kannacher.
Girokonto und Kreditkarte zumeist im Angebot
Aber kann eine nachhaltige Bank auch die eigene Hausbank ersetzen? In vielen Fällen lautet die Antwort darauf: Ja. Denn die meisten "grünen" Banken bieten nicht nur ein Girokonto für den alltäglichen Zahlungsverkehr an, sondern auch Bankprodukte wie Tages- und Festgeld, Konsumentenkredite oder Karten für das bargeldlose Zahlen wie Giro-, Debit- oder Kreditkarten an.
Wem also Nachhaltigkeit auch beim Bankkonto wichtig ist, wer bei der Geldanlage bestimmte Branchen oder Themen ausschließen will, der hat inzwischen eine Reihe von Alternativen zur klassischen Hausbank. Er sollte sich allerdings vorab über den jeweiligen Nachhaltigkeits-Ansatz der Bank, die Produktpalette und die Konditionen wie Gebühren und Zinssätze gründlich informieren.