Baustelle für Wohnungen in München.

Krise im Wohnungsbau DIW fordert Sofortprogramm für Sozialwohnungen

Stand: 10.01.2025 10:39 Uhr

Im Wohnungsbau ist keine Trendwende in Sicht - jedes zweite Unternehmen klagt über zu wenige Aufträge. Das DIW fordert ein Sofortprogramm für den sozialen Wohnungsbau: Der Bund solle Kommunen gezielt unterstützen.

Die Auftragslage im deutschen Wohnungsbau bleibt angespannt und zeigt kaum Verbesserung. 53,6 Prozent der Unternehmen meldeten im Dezember einen Mangel an Aufträgen, wie das Münchner ifo-Institut mitteilte. Im November waren es mit 54,0 Prozent fast ebenso viele. "Die strukturellen Probleme im Wohnungsbau bleiben bestehen", sagte der Leiter der ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe. "Die neue Bundesregierung steht vor großen Herausforderungen bei der Schaffung von dringend benötigtem Wohnraum."

Zumindest das Geschäftsklima im Wohnungsbau hat sich zum Jahresausklang leicht verbessert, verharrt aber deutlich im negativen Bereich, auch wenn es sich von den Tiefstständen der vergangenen Monate entfernt hat. Die Unternehmen bewerten dabei sowohl ihre aktuelle Geschäftslage als auch die Zukunftsaussichten etwas weniger pessimistisch als noch im November.

Der Anteil der Auftragsstornierungen ging zurück und liegt nun bei zehn Prozent. "Die gesunkenen Zinsen allein reichen bisher nicht aus, um eine nachhaltige Trendwende im Wohnungsbau einzuleiten", stellt Wohlrabe fest.

DIW fordert Sofortprogramm für sozialen Wohnungsbau

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) spricht sich deshalb für ein Sofortprogramm für den sozialen Wohnungsbau aus. In diesem sollten gezielt Kommunen mit angespannten Wohnungsmärkten mehr Bundesmittel erhalten. Dafür müsse auch der rechtliche Rahmen für eine beschleunigte Umsetzung auf Bundesebene geschaffen werden.

Bisherige Maßnahmen der Politik, wie die erhöhte degressive Abschreibung von Investitionen in den Wohnungsneubau, zeigen zwar erste Erfolge. Auch Ansätze, um Kostensteigerungen zu begrenzen und Verfahren zu beschleunigen, seien auf den Weg gebracht, so das DIW.

"So richtig diese Maßnahmen sind, so wenig helfen sie aber, die akute Wohnungsbaukrise zu bewältigen", sagte DIW-Experte Martin Gornig. Die vergangenen Jahre hätten eine riesige Lücke zwischen Baubedarf und Bauleistung gerissen. Das Volumen im Wohnungsneubau dürfte auch 2026 noch um rund 25 Prozent unter dem Niveau von 2021 liegen, erwartet das DIW.

Baupreise für Wohngebäude ziehen weiter an

Unterdessen steigen die Preise für den Bau neuer Wohnungen in Deutschland weiter. Der Neubau konventionell gefertigter Wohngebäude verteuerte sich im November um 3,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Im August hatte es ebenfalls einen Anstieg in dieser Höhe gegeben. Von August auf November erhöhten sich die Baupreise um 0,4 Prozent.

Die Kosten am Bau sind vor allem ab 2022 erheblich gestiegen, als sich infolge des russischen Überfalls auf die Ukraine viele Rohstoffe und Energie massiv verteuerten. Dämpfend auf die Teuerung dürfte sich dagegen die schwächelnde oben erwähnte Nachfrage nach Neubauprojekten wegen der gestiegenen Bau- und Finanzierungskosten auswirken.

Großes Plus bei Heizanlagen

Rohbauarbeiten an Wohngebäuden kosteten im November 2,0 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Betonarbeiten verteuerten sich dabei um 1,0 Prozent. Bei Mauerarbeiten zogen die Preise um 1,2 Prozent an. Für Dachdeckungs- und Dachabdichtungsarbeiten mussten 3,6 Prozent mehr bezahlt werden, für Erdarbeiten 4,5 Prozent mehr. Für Zimmer- und Holzbauarbeiten wurden 2,6 Prozent mehr verlangt.

Die Preise für Ausbauarbeiten nahmen um 3,8 Prozent zu. Bei Heiz- und zentrale Wassererwärmungsanlagen, wozu etwa Wärmepumpen gehören, gab es ein überdurchschnittliches Plus von 4,9 Prozent. Für Metallbauarbeiten mussten 3,0 Prozent mehr bezahlt werden. Bei Elektro-, Sicherheits- und Informationstechnischen Anlagen - darunter fallen zum Beispiel Elektro-Warmwasserbereiter und Kommunikationsanlagen - nahmen sie um 6,3 Prozent zu.

Die Neubaupreise für Bürogebäude stiegen zwischen November 2023 und November 2024 um 3,4 Prozent. Im Straßenbau erhöhten sie sich um 4,6 Prozent. Alle Angaben beziehen sich auf Bauleistungen am Bauwerk einschließlich Mehrwertsteuer.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 28. Dezember 2024 um 18:31 Uhr.