Erwerbstätigkeit von Müttern Kinder und Karriere - meist in Teilzeit
Die Zahl arbeitender Mütter mit minderjährigem Nachwuchs hat in den vergangenen 18 Jahren deutlich zugenommen. Wie das Statistische Bundesamt bekannt gab, lag ihr Anteil im Jahr 2022 bei zwei Dritteln. Allerdings waren viele von ihnen in Teilzeit beschäftigt.
Immer mehr Mütter minderjähriger Kinder in Deutschland arbeiten. Im vergangenen Jahr gingen mehr als zwei Drittel (69 Prozent) der Mütter von Kita- und Schulkindern einer Erwerbstätigkeit nach, wie das Statistische Bundesamt auf Basis von Ergebnissen des Mikrozensus mitteilte. Das sind neun Prozent mehr als noch 2005. Bei den Vätern gab es im selben Zeitraum einen geringeren Anstieg um vier Prozentpunkte auf 92 Prozent.
Allerdings arbeiten viele Mütter in Teilzeit, während Väter einen Vollzeitjob haben. Im vergangenen Jahr traf dies auf 65 Prozent der Paare zu. Bei lediglich zwei Prozent der erwerbstätigen Elternpaare arbeitete die Mutter in Vollzeit und der Vater in Teilzeit. In den anderen Fällen hatten entweder beide einen Vollzeitjob (27 Prozent) oder beide waren in Teilzeit tätig (fünf Prozent).
Nur jede Achte Mutter mit Säugling arbeitet
Besonders groß sind die Unterschiede zwischen Vätern und Müttern jüngerer Kinder: Nur jede achte Mutter (13 Prozent) mit einem Kind, das zu dem Zeitpunkt ein Jahr oder jünger war, arbeitete nach Angaben der Statistiker. Bei den Vätern waren es hingegen 87 Prozent.
Bei Kindern im Alter von zwei bis unter drei Jahren waren 64 Prozent der Mütter und 92 Prozent der Väter erwerbstätig. Damit stieg die Erwerbstätigkeit bei den Müttern mit zunehmenden Alter des jüngsten Kindes deutlich stärker an als bei den Vätern.
Mehr Väter mit kleinen Kindern arbeiten
Im Vergleich zu 2005 gehen Mütter deutlich häufiger arbeiten - auch wenn sie jüngere Kinder haben. "Es liegt nahe, dass der Ausbau der Kinderbetreuung zu dieser Entwicklung beigetragen hat", erklärte das Statistikamt.
Auch die Erwerbstätigenquote bei Vätern kleiner Kinder stieg, obwohl diese durch das 2007 eingeführte Elterngeld stärker in die Kinderbetreuung einbezogen werden sollten.
Insgesamt arbeiteten bei 66 Prozent der Paare mit minderjährigen Kindern beide Elternteile. Bei 26 Prozent war nur der Vater erwerbstätig, bei rund drei Prozent nur die Mutter.
Erfasst wurden Mütter und Väter im Alter von 15 bis 64 Jahren mit mindestens einem im Haushalt lebenden minderjährigen Kind (in Hauptwohnsitzhaushalten). Es wurden nur gemischtgeschlechtliche Paare betrachtet, da geschlechtsspezifische Erwerbskonstellationen bei gleichgeschlechtlichen Paaren nicht dargestellt werden können, teilte das Bundesamt mit.
Dargestellt wurde das Konzept der realisierten Erwerbstätigkeit: Personen, die ihr bestehendes Erwerbsverhältnis aufgrund von Mutterschutz oder Elternzeit unterbrechen, wurden als (zeitweise) nicht erwerbstätig behandelt. Personen, die ihre Erwerbstätigkeit aufgrund von Krankheit oder Urlaub zum Stichtag nicht aktiv ausübten, sind dagegen in der Zahl der Erwerbstätigen enthalten.
Kinderbetreuung mit Vollzeitstellen schwer zu vereinbaren
Die "sehr ungleiche Verteilung" der Erwerbsarbeit zwischen Vätern und Müttern sei das Spiegelbild einer "sehr ungleichen Verteilung der unbezahlten Sorgearbeit", wie Bettina Kohlrausch erklärte, wissenschaftliche Direktorin des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Instituts der Hans-Böckler-Stiftung. Die Zahlen zeigten auch, dass" die Betreuung von Kindern mit einer Vollzeiterwerbstätigkeit beider Eltern schwer vereinbar ist". Den Preis dafür zahlten aktuell die Mütter.
Eine Studie der Hans-Böckler-Stiftung zeigt, dass Frauen weitaus mehr Zeit für die Arbeit im Haushalt und die Sorgearbeit aufbringen als Männer. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich überwiegend die Frau darum kümmert und sich dafür verantwortlich fühlt, dass private Aufgaben erledigt und Termine eingehalten werden, liegt demnach bei 62 Prozent - die Wahrscheinlichkeit, dass vor allem der Mann übernimmt, bei 20 Prozent. Leben Kinder im Haushalt, ist die Diskrepanz laut Studie noch größer.