Beschwerden über Abo-Fallen Verbraucher klagen über untergeschobene Verträge
Es ist ein Dauerthema für die Verbraucherzentralen: untergeschobene Verträge. Auch in diesem Jahr gehörten sie zu den Top-Beschwerdegründen. Besonders beliebt ist die Masche bei Stromverträgen.
Ungewollte Abo-Fallen mit schwierigem Widerruf: Untergeschobene Verträge haben im zurückliegenden Jahr oft die Verbraucherzentrale beschäftigt. Das Dauerthema habe zu vielen Beschwerden geführt, sagte die Geschäftsführerin der Verbraucherschutzzentrale in Niedersachsen, Petra Kristandt. Unter anderem bei der Stromversorgung und im Zeitschriftenbereich seien zwei Unternehmen mit derartigen Maschen herausgestochen.
Anrufer überrumpeln Verbraucher
"Bundesweit, auch in Niedersachsen, hatte es zahlreiche Beschwerden zu untergeschobenen Verträgen der Primaholding GmbH mit den Vertriebsmarken Primastrom, Voxenergie und Nowenergie gegeben", sagte Kristandt. Inzwischen gebe es zwei außergerichtliche Vergleiche des Verbraucherzentrale-Bundesverbandes mit den Tochterunternehmen der Primaholding GmbH. Betroffene könnten nun ungünstige Verträge vorzeitig kündigen und Geld zurückfordern.
Ähnliche Beschwerden gab es auch gegen Verlage, die mit der Pressevertriebszentrale zusammenarbeiten. "Betroffene können meist nicht nachvollziehen, ein kostenpflichtiges Abo bestellt zu haben, der Widerruf gestaltet sich dann schwierig oder wird abgelehnt", so Kristandt. Gegen den Telekommunikationsanbieter 1N Telecom habe es zudem Tausende Beschwerden wegen dubioser Anbieterwechsel gegeben. Dazu werde gerade eine Sammelklage geprüft.
Konkrete Zahlen zu sämtlichen Beschwerdefällen in Niedersachsen sollen laut der Verbraucherzentrale erst im neuen Jahr vorliegen. Das Problem ist jedoch nicht neu: So werden Verbraucherinnen und Verbraucher zum Teil unerlaubterweise angerufen. Die Anrufer sprechen von einem guten Angebot, geben sich als der aktuelle Anbieter aus und nutzen teils auch unwahre Behauptungen. In dieser Überrumpelungssituation lassen sich die Menschen zu einem ungewollten Vertragswechsel verleiten.
Verbraucherschützer fordern klare Regeln
Besonders hoch war die Zahl der Beschwerden über untergeschobene Verträge während der Energiekrise. Mehr als 2.200 Beschwerden erfassten die Verbraucherzentralen im Zeitraum Oktober 2022 bis März 2023 allein im Strombereich. Auch wenn sich die Lage seitdem etwas positiver entwickelt hat, fordert der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) einen besseren Schutz.
"Untergeschobene Verträge gehören jedes Jahr zu den Top-Beschwerdegründen bei den Verbraucherzentralen. Es braucht klare Regeln für Unternehmen, damit Verbraucherinnen und Verbraucher vor unfairen Geschäftspraktiken und Manipulation gut geschützt sind", hatte vzbv-Vorständin Ramona Pop kürzlich erklärt. Verbraucherinnen und Verbraucher berichteten danach auch von Fällen, in denen die Anrufer Angaben wie die Zählernummer entlocken und mit diesen Informationen einen Vertragswechsel einleiten.
Im Energiebereich plädieren die Verbraucherschützer unter anderem für die Pflicht zum Überprüfen des Vorliegens einer Vollmacht in Textform, wenn der Vertragswechsel über eine Vermittlungsplattform wie Check24 zustande kommt. Außerdem sollte es laut vzbv ein Rückkehrrecht in den vorherigen Liefervertrag geben, wenn das Geschäft nicht von Verbraucherseite initiiert wurde.
Hilfe bei unseriösen Online-Anbietern
Ebenfalls weiter ein Problem sind Fakeshops und andere unseriöse Onlineanbieter sowie Probleme mit Retouren und Gewährleistungsfällen, wie die Verbraucherzentralen melden. Um sich davor zu schützen, können Käuferinnen und Käufer auf den sogenannten Fakeshop-Finder der Verbraucherzentralen zurückgreifen. Auf der Webseite kann die Zuverlässigkeit eines Onlinehandels vorab untersucht werden.
Beschäftigt habe die Verbraucherzentrale nicht zuletzt auch die Insolvenzen des Reiseveranstalters FTI, des Dekohändlers Depot oder von Tupperware. Dabei sei es oft um ausstehende Zahlungen, Retouren oder Garantiefälle gegangen.
Im kommenden Jahr erwartet Kristandt wenig Veränderungen bei den Beschwerden und Anfragen. Online-Kriminalität, untergeschobene Verträge und auch hohe Kosten bei der Lebenshaltung und für Reisen dürften die Menschen weiter beschäftigen.