Eine Händlerin für antialkoholische Getränke in Straßburg schenkt alkoholfreien Wein ein.

"Wein Zero"-Trend Rot, rosé oder weiß? Hauptsache alkoholfrei!

Stand: 18.03.2025 14:50 Uhr

Wirklich guter alkoholfreier Wein galt lange als zu kompliziert in der Herstellung. Jetzt boomt der Markt auch dank neuer Herstellungsverfahren, die die Aromen bewahren sollen.

Von Katharina Spreyer, WDR

Wein - aber "Zero": Das ist ein eigener Bereich auf der ProWein. der internationalen Fachmesse für Weine. Rot-, Weiß-, Roséwein oder Sekt - alles ist hier auch alkoholfrei zu bekommen. "Das Interesse an alkoholfreien Weinen ist im letzten Jahr stark gestiegen", erzählt ein Winzer aus Österreich und nippt währenddessen an seinem Glas, "ich überlege, das mit dem Jahrgang 2025 mal auszuprobieren".

Und auch im Restaurant steige die Neugier, erzählt ein Hotelier aus der Nähe von Düsseldorf. Er möchte seinen Gästen endlich mehr alkoholfreie Alternativen anbieten - nicht nur Wasser oder Softdrinks. Ein paar Sorten habe er bereits bestellt. Aber: "Man muss den Gast davon überzeugen, dass er keinen Wein trinkt, sondern ein völlig eigenes Getränk. Dann bin ich davon überzeugt, dass sich das durchsetzt."

Qualität durch schonendere Herstellung

Ein völlig neues Getränk? Unter Weinkennern war alkoholfreier Wein lange verpönt, erzählt Ernst Büscher vom Deutschen Weininsitut (DWI). Durch noch nicht ganz ausgereifte Herstellungsverfahren gingen in der Vergangenheit ein Großteil der Aromen verloren - das sei jetzt anders.

Bei der gängigsten Methode, der sogenannten Vakuumdestillation, kann der Alkohol heutzutage bei viel geringeren Temperaturen entzogen werden. Das sei schonender, und der Wein bleibe auch ohne Alkohol aromatisch. "Man hat sehr viel gelernt in den letzten Jahren, und die Qualität ist deutlich besser geworden", so Büscher.

Besucher der Weinmesse ProWein stehen an einem Messestand.

Auf der Weinmesse sorgen alkoholfreie Alternativen für Interesse.

Alkoholkonsum sinkt, Verkaufszahlen steigen

Das zeigt sich auch im Handel. Im vergangenen Jahr wurde mehr als doppelt so viel alkoholfreier Wein gekauft wie im Jahr davor. Der Umsatz mit Wein insgesamt ist 2024 hingegen leicht zurückgegangen, so eine vom DWI beauftragte Weinmarktanalyse. Zwar sei nur 1,5 Prozent des in Deutschland verkauften Weines aktuell alkoholfrei, trotzdem hat der Trend für Büscher definitiv eine Zukunft - weil die Trinkgewohnheiten sich geändert haben.

Das gilt vor allem für junge Menschen. Die Frage, ob sie regelmäßig Alkohol trinken, beantworteten laut dem Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit zuletzt nur 38,8 Prozent der 18-25-jährigen Männer mit Ja. Bei den jungen Frauen sind es sogar nur 18,8 Prozent - insgesamt trinken weniger junge Menschen denn je regelmäßig. Viele wollen bewusster und gesünder leben.

"Ein Teil der Zukunft"

Trotzdem sind auf der Weinmesse noch nicht alle überzeugt: "Der Trend wächst schnell, aber mich stört vor allem, dass der Wein zwar keinen Alkohol, dafür aber umso mehr Zucker enthält", merkt eine Weinimporteurin aus Italien an. Außerdem ist die Herstellung oft noch teuer, besonders für kleine Weingüter. Durch das Entziehen des Alkohols gehen außerdem zwischen zehn und zwölf Prozent des Weines verloren.

Das ist ein Grund, weshalb alkoholfreie Weine aktuell häufig teurer sind als ihre alkoholhaltigen Gegenstücke, erklärt Ernst Büscher vom Deutschen Weininstitut. Ob alkoholhaltiger Wein trotzdem Zukunft hat? "Ein Teil der Zukunft ist es auf jeden Fall. Wenn Sie mich fragen, wird bald so ziemlich jeder Winzer einen alkoholfreien Wein im Sortiment haben".