VW-Warnstreiks haben begonnen Viel Frust und eine Kampfansage
Mit Warnstreiks an fast allen Standorten will die IG Metall heute den Druck auf Volkswagen erhöhen. Mitarbeiter in Zwickau haben am Morgen den Anfang gemacht. Betriebsratschefin Cavallo ruft zum "Zähne zeigen" auf.
Der Warnstreik beim Autobauer Volkswagen hat begonnen. Um 9.30 Uhr legten im Zwickauer Werk die ersten Mitarbeiter die Arbeit nieder und machten sich auf den Weg zu einer geplanten Kundgebung.
Es folgten weitere Standorte, darunter das Stammwerk in Wolfsburg, Hannover, Braunschweig, Emden und Chemnitz. Mit dem flächendeckenden Warnstreik will die IG Metall heute insgesamt in neun der zehn deutschen VW-Werke die Produktion zeitweise zum Stillstand bringen. Der heutige Streik soll jeweils rund zwei Stunden dauern und danach in jeder Schicht wiederholt werden.
Betriebsratchefin: "Kämpfen und Zähne zeigen"
Betriebsratchefin Daniela Cavallo erklärte bei einer Kundgebung in Wolfsburg, es sei wichtig, "dass wir jetzt kämpfen und Zähne zeigen." Der Warnstreik sollte den Forderungen Nachdruck verleihen. "Durch die Krise geht es bei VW immer nur mit der Belegschaft. Und nicht gegen sie." Vorständen von VW und anderen Unternehmen, die Werke schließen und Jobs abbauen wollten, gehe es darum, die Rechte der Arbeitnehmerseite zurückzudrängen, so Cavallo.
"Der Frust in der Belegschaft ist groß", sagte sie schon im Vorfeld der Streiks. Mit der Möglichkeit für Warnstreiks gebe es nun ein Ventil, "um Dampf abzulassen". Sie rechne daher mit großem Zuspruch zu den jetzt anstehenden Aktionen.
Ausfall von mehr als tausend Fahrzeugen
Nach Angaben aus Gewerkschaftskreisen dürfte der zweistündige Warnstreik zu einem Ausfall von mehr als 1.000 Fahrzeugen führen, die nicht gebaut werden könnten.
Nur am Standort Osnabrück wird heute nicht gestreikt. Das um seine Zukunft bangende VW-Werk fällt als einziger deutscher VW-Standort nicht unter den Haustarif, um den derzeit gerungen wird. Dort war es aber bereits im Tarifkonflikt für die Metall- und Elektroindustrie zu Warnstreiks gekommen.
Direkt nach Ende der Friedenspflicht
"Am Verhandlungstisch war Volkswagen nicht zu einer tragfähigen Lösung des Tarifkonflikts bereit", sagte der für Berlin, Brandenburg und Sachsen zuständige IG-Metall-Bezirksleiter Dirk Schulze. "Daher müssen Warnstreiks den Druck auf das Management erhöhen."
Die dritte Tarifrunde bei VW war am Donnerstag ohne Ergebnis zu Ende gegangen. Die Friedenspflicht, in der Streiks nicht erlaubt sind, ist inzwischen verstrichen.
Volkswagen verspricht Notversorgung
Volkswagen hat nach eigenen Angaben Vorkehrungen getroffen, um die Auswirkungen der befristeten Arbeitsniederlegungen gering zu halten. Das Unternehmen habe gezielt Maßnahmen ergriffen, die eine Notversorgung sicherstellten, hieß es.
Protest gegen Werkschließungen und Kündigungen
Die IG Metall wehrt sich mit dem heutigen Ausstand gegen milliardenschwere Einschnitte bei Europas größtem Autobauer. VW fordert von den Mitarbeitern eine Lohnkürzung von zehn Prozent.
Auch Werkschließungen und betriebsbedingte Kündigungen stehen im Raum. Am 9. Dezember treffen sich beide Seiten zur nächsten Tarifrunde.