Eine Verkäuferin schenkt Glühwein in eine Tasse ein.

Projekt in Nordrhein-Westfalen Ein Weihnachtsmarkt für Menschen mit wenig Geld

Stand: 15.12.2024 07:58 Uhr

Nicht alle können sich den Besuch eines Weihnachtsmarkts leisten. Eine Kirchengemeinde hat ein Konzept entwickelt, das Glühwein und Würstchen auch für Menschen mit knappem Budget möglich macht.

Er nennt sich der "Weihnachtsmarkt der Herzen". Die Idee dazu kam dem Pfarrer der Kirchengemeinde in Heinsberg nördlich von Aachen, Sebastian Walde, weil er bemerkte, wie die inflationär gestiegenen Energie- und Lebensmittelkosten nicht nur die Geldbeutel der Menschen belastet haben, sondern auch ihre Gedanken und Gefühle. "In dieser Krise wollten wir ein Zeichen des Zusammenhaltes setzen und einen sozial inklusiven Weihnachtsmarkt anbieten", erzählt Walde.

Sehr schnell seien viele Mitarbeiter und Ehrenamtliche der Evangelischen Kirche Heinsberg und Ehrenamtliche der Tafel Heinsberg bereit gewesen, freiwillig zu arbeiten. So sei es möglich, Glühwein und Würstchen sehr günstig anzubieten. Doch selbst für diejenigen, die sich das nicht leisten können, hat sich die Kirchengemeinde ein besonderes Konzept einfallen lassen. Auf dem Markt steht die "Bonkasse der Herzen".

Eine besondere Bonkasse

Diese Kasse füllt sich mit Spenden. "Menschen, die sich etwas mehr leisten können, kaufen Bons und legen sie in diese besondere Bonkasse. Wer sich nicht traut, daraus etwas zu nehmen, bekommt die Bons ganz diskret angeboten. Dazu sind immer Mitarbeiter auf dem Weihnachtsmarkt, die schauen, ob jemand vor einer Bude steht, dem das Geld für die zweite Waffel fehlt", erklärt Sebastian Walde das Prinzip.

Küster Markus Wöhlert, der auch Geschäftsführer der Heinsberger Tafel ist, und seine Frau Jasmin, stecken jedes Jahr viel Zeit in die Organisation des Marktes. Es ist das dritte Mal, dass es den "Weihnachtsmarkt der Herzen" gibt.

Was vor zwei Jahren eher ganz klein startete, ist inzwischen zu einem beliebten sozialen Treffpunkt an den Wochenenden in der Vorweihnachtszeit geworden. "Bei den Kundinnen und Kunden der Tafel Heinsberg bemerkt man immer wieder, dass im sozialen Leben eine Teilnahme schwerfällt, da alles sehr teuer geworden ist", sagt Wöhlert.

Überschuss wird an Tafel gespendet

"Wir haben hier in Heinsberg und den umliegenden Dörfern das Glück, viele herzliche Ehrenamtliche zu finden, die sich gerne einbringen möchten", so der Küster. "Ob direkt bei der Tafel oder auch bei der evangelischen Kirche. Nur durch solche Menschen mit Herz kann so etwas entstehen und am Leben gehalten werden."

Die Preise sind so kalkuliert, dass ein kleiner Überschuss entsteht - dieser wird an die Tafel gespendet. Daneben gebe es aber immer mehr Menschen und Initiativen, die die Bonkasse mit Herz füllen.

"Grundschulkinder basteln und verkaufen ihre Produkte für diesen Zweck, Biker starten Spendenaktionen, aber auch viele Einzelne legen ihre Restbons in diese Kasse oder kommen extra zu diesem Zweck zu diesem Weihnachtsmarkt, weil es sich gut anfühlt, andere einzuladen, auch wenn man sie nicht kennt", erzählt Pfarrer Walde.

Armut und Einsamkeit vor Weihnachten

Ein solches Projekt könne keine sozialen Probleme dauerhaft lösen, das ist den Organisatoren klar. Aber es bringe die Starken und die Schwachen der Gesellschaft zusammen und bestenfalls auch ins Gespräch.

"Dieses Projekt ist aber nicht nur aus sozialen, sondern auch seelsorglichen Gründen wichtig", sagt Walde. "Gerade in dieser Zeit vor Weihnachten werden Armut und Einsamkeit, die oft miteinander einhergehen, besonders stark und bedrückend empfunden. Darum ist es wichtig, dass es Projekte gibt, die so niederschwellig und attraktiv sind, dass sie gerade auch auf diese Gruppe einladend wirkt."

Die Organisatoren freuen sich, dass so viele bei dem Markt mitmachen - Kindergärten, Schulen, Musiker und andere Engagierte. Es seien so viele, dass sie am Dankeschön-Abend für alle Mitwirkende 250 Einladungen an Ehrenamtliche aussprechen konnten, wie Sebastian Walde sagt: "Dafür ist unsere Kirche zu klein und wir mussten eine auswärtige Lösung suchen. Aber das sind Probleme, über die wir uns freuen."