Wirtschaft stagniert Ende 2022 Großbritannien entgeht Rezession knapp
Die britische Wirtschaft konnte durch ein Nullwachstum im vierten Quartal des vergangenen Jahres knapp eine Rezession vermeiden. Für das laufende Jahr halten Experten eine Rezession aber weiterhin für wahrscheinlich.
Die britische Wirtschaft hat eine Rezession vorerst vermieden. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stagnierte zum Schlussquartal im Vergleich zum Sommer, wie das Statistikamt ONS heute mitteilte. Im Sommer war das BIP noch leicht um 0,2 Prozent zurückgegangen, sodass die Wirtschaft das Abrutschen in die Rezession knapp verhinderte.
Finanzminister Jeremy Hunt sagte, die Daten zeigten, dass die Wirtschaft widerstandsfähiger sei als erwartet, aber noch nicht über alle Gefahren hinweg. Von einer technischen Rezession wird gesprochen, wenn das BIP eines Landes zwei Quartale in Folge zurückgeht.
Wirtschaft ist im Dezember stark geschrumpft
Im Gesamtjahr 2022 wuchs die britische Wirtschaft um vier Prozent. Das Land ist das einzige der G7-Industrienationen, dessen BIP noch nicht wieder das Vorkrisenniveau erreicht hat. Die Wirtschaftsleistung liegt immer noch 0,8 Prozent unter dem Vor-Corona-Niveau. Zum Vergleich: Deutschland hatte im Dezember bereits den Stand vor der Pandemie um 0,7 Prozent übertroffen.
Vor allem zum Jahresende 2022 schwächelte die Konjunktur. Allein im Dezember fiel das BIP um 0,5 Prozent und damit stärker als mit minus 0,3 Prozent erwartet. Der Rückgang war maßgeblich auf eine Streikwelle in vielen Bereichen des öffentlichen Dienstes zurückzuführen. Auch am Montag gab es Arbeitsniederlegungen, diesmal von Beschäftigten in der Pflege.
"Rezession bleibt das Basisszenario"
Viele Fachleute gehen davon aus, dass Großbritannien demnächst nicht um eine Rezession herumkommt. Volkswirt James Smith von der ING-Bank sagte, er erwarte, dass die Wirtschaft im laufenden Quartal um 0,3 bis 0,4 Prozent schrumpfen werde. Auch im zweiten Quartal dürfte es bergab gehen, wenn auch etwas langsamer. "Eine Rezession - oder zumindest eine technische Rezession - bleibt das Basisszenario." Aber sie werde im historischen Vergleich sehr mild ausfallen.
Auch die Analysten von UniCredit erwarten im ersten Halbjahr einen spürbaren Konjunktureinbruch und wenig Impulse von der Inlandsnachfrage. "Der Druck auf das real verfügbare Einkommen der Haushalte hält an und das Verbrauchervertrauen ist sehr gering."
Steht eine langanhaltende Rezession bevor?
Die Bank von England (BoE) prognostizierte vorige Woche, dass Großbritannien eine milde, aber langanhaltende Rezession bevorsteht. Die dürfte im ersten Vierteljahr 2023 beginnen und fünf Quartale andauern.
Die Regierung will vor allem den Preisschub bekämpfen. "Wir sind noch nicht über den Berg, vor allem was die Inflation angeht", erklärte Finanzminister Hunt. "Wenn wir an unserem Plan festhalten, die Inflation in diesem Jahr zu halbieren, können wir zuversichtlich sein, dass wir mit die besten Wachstumsaussichten in ganz Europa haben." Die hohe Inflation verringert die Kaufkraft der Menschen. Im Oktober hatte die Inflation mit 11,1 Prozent den höchsten Stand seit 41 Jahren erreicht.