Vor der Parlamentswahl in Thailand Wirtschaft als Thema Nummer eins
Wichtigstes Wahlkampfthema in Thailand war die Wirtschaft. Ein höherer Mindestlohn, mehr Sozialhilfe, Subventionen für Landwirte: Alle Parteien machen große Versprechen, nur wenige bieten echte Lösungen.
Mit einem langen Messer schneidet der Landwirt Cherdpong Punjaparee die rote Frucht einer Palmölpflanze ab. Aus rund drei Metern Höhe fällt sie auf den Boden. Der Landwirt hofft, dass die Opposition die anstehende Wahl gewinnt: "Ihre Politik verteilt die Macht auf die Menschen. Es profitieren nicht nur die großen Konzerne", sagt Punjaparee.
"Thailand hat so viele Monopole. Die Reichen werden reicher und die Armen ärmer und ärmer. Ich möchte keine Monopol-Politik mehr." Der 41-Jährige hofft auch, dass die neue Regierung den Preis für Dünger reguliert, damit sich sein Geschäft wieder lohnt.
Unterstützung für Kleinunternehmen
In Thailand spielt neben der Landwirtschaft auch die Tourismusbranche eine große Rolle. "Ich hoffe, dass die Politik den Tourismus fördert, auch kleine Geschäfte in Shoppingmalls", sagt Ratnisa Maneerat. Die 49-Jährige leitet einen Spa im Süden Thailands. "Die kleinen Unternehmen schaffen Einkommen für die kleinen Leute, für die Haushalte, und dann läuft auch die große Wirtschaft besser."
Maneerats Wunsch sind Steuererleichterungen. Doch die Parteien müssten eigentlich das Gegenteil machen, um ihre großzügigen Wahlversprechen zu erfüllen.
Versprechen stoßen nicht nur auf Gegenliebe
Die größte Oppositionspartei Pheu Thai verspricht zum Beispiel jedem Thailänder ab 16 Jahren 10.000 Baht, umgerechnet rund 270 Euro. Dieses Geld sollen die Bürger in einer digitalen Währung bekommen und nur im Umkreis von vier Kilometern um ihren Wohnort ausgeben können. Asawanee Pandey, den Chef eines Bangkoker Logistikunternehmens, regt das auf.
"Alle Parteien geben einfach nur Geld, vor allem an die Armen. Aber die Armen bringen nicht die Wirtschaft zum Laufen. Sie nehmen nur das Geld und machen sonst nichts. Kleine Unternehmen wie wir machen die Geschäfte. Wenn es uns gut geht, geht es auch Thailand gut." Statt schneller Geldgeschenke brauche Thailand strukturelle Reformen, fordert Pandey.
Hoffnung auf Freihandelsabkommen
Der Logistikunternehmer hofft zudem, dass Thailand endlich ein Freihandelsabkommen mit der EU abschließt. Nach dem letzten Militärputsch 2014 wurden die Verhandlungen auf Eis gelegt und damit der Handel erschwert. Einer seiner Kunden exportiert seit dem Putsch statt 40 Containern Reis pro Monat nur noch zwei in die EU.
"Für diesen Prozess werden die Wahlen eine wichtige Rolle spielen", sagt die Direktorin der Konrad-Adenauer-Stiftung in Bangkok, Celine-Agathe Caro. Die Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen wurden gerade vorsichtig wieder aufgenommen. "Hinzu kommt noch, dass beide Regionen - also die EU und Südostasien - momentan in dem Prozess sind, ihre Wirtschafts- und Handelsbeziehungen zu diversifizieren und wirtschaftliche Alternativen zu China zu suchen", erklärt Caro. "Das Kooperationspotenzial ist riesig, und das trifft besonders auf Thailand zu."
"Militär hat nie gelernt, wie der Handel läuft"
Viele Wählerinnen und Wähler im Land sind sich einig: Der aktuelle Premierminister Prayuth Chan-o-cha, der sich 2014 als General an die Macht geputscht hat, sei dafür nicht der Richtige. Die Wirtschaft entwickele sich seitdem schlechter als die der Nachbarländer, sagt Logistikunternehmer Pandey, und begründet das so: "Weil das Militär nie gelernt hat, wie der internationale Handel läuft. Aber wenn ein Geschäftsmann an die Regierung kommt - der weiß es besser."
Einer der Spitzenkandidaten der größten Oppositionspartei etwa, ein Immobilien-Tycoon. Ihm trauen viele zu, die thailändische Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen.