Raumfahrt Raumgleiter Dream Chaser vorgestellt
Der wiederverwendbare US-Raumgleiter Dream Chaser soll die internationale Raumstation ISS versorgen, später auch zum Crewtransport eingesetzt werden. Wenn alles klappt, startet das erste Modell im kommenden Frühjahr.
Sierra Space hat seinen Traum wahr gemacht: Das Raumfahrtunternehmen hat den ersten Dream Chaser fertiggestellt, eine Raumfähre, die im Auftrag der NASA Fracht und später auch Personen zur Internationalen Raumstation ISS transportieren soll.
Das Besondere am Dream Chaser: Das Raumflugzeug ist wiederverwendbar. Nach jeder Mission im All soll der Raumgleiter unversehrt auf der Landebahn aufsetzen, und nicht wie die Raumkapseln der Konkurrenzunternehmen im Ozean landen.
Seit 2004 beschäftigt sich die private Weltraumfirma mit der Entwicklung dieser Raumfähre. Nach etlichen Hürden verliefen die Testflüge und -landungen in der Wüste von Kalifornien schließlich zufriedenstellend. Nun war es soweit: Das erste Dream Chaser-Modell, die "Tenacity" - auf deutsch "Beharrlichkeit", wurde am Produktionsstandort Louisville im Bundesstaat Colorado vorgestellt.
NASA hat sieben Missionen gebucht
Der Firmenchef von Sierra Space, Tom Vice, nennt das Raumschiff ein revolutionäres Produkt, das alles verändern wird. Tatsächlich hofft das Start-Up Unternehmen durch die mehrmalige Nutzung des Raumgleiters, die Kosten für Flüge in die Erdumlaufbahn deutlich drosseln zu können.
Mindestens 15 Ausflüge ins All sind mit dem Dream Chaser theoretisch möglich. Die Weltraumbehörde NASA hat bei Sierra Space jedoch erst einmal nur sieben Missionen zur Internationalen Raumstation ISS in Auftrag gegeben.
Die erste Mission soll im kommenden Jahr stattfinden - davon geht Angie Wise zumindest aus. Sie ist bei Sierra Space zuständig für Sicherheit. An Bord des Dream Chasers, erzählt sie, werde dann alles transportiert, was die Astronauten auf der ISS brauchen: Lebensmittel, Wasser, Vorräte, wissenschaftliches Gerät für Experimente oder auch Ersatzteile für die alte Raumstation.
Ähnlichkeiten mit dem Space Shuttle
Beim Start hat der Dream Chaser ein Frachtmodul im Gepäck, das auf dem Rückweg beim Eintritt in die Erdatmosphäre verglüht. Mithilfe seiner ausklappbaren Flügel soll das Raumflugzeug möglichst sanft auf der Landebahn des Kennedy Space Centers in Florida aufsetzen. So sollen empfindliche wissenschaftliche Instrumente geschont werden.
Vom Aussehen ähnelt der Dream Chaser dem Space Shuttle, einer alten Raumfähre der NASA, die ebenfalls zum Teil wiederverwendbar war, deren Weltraumflüge aber wegen zu hoher Kosten 2011 eingestellt wurden.
Erste Generation unbemannt
Schwarz und weiß und bedeckt mit Thermo-Fliesen, damit er beim Eintritt in die Atmosphäre geschützt sei, beschreibt Angie Wise von Sierra Space den Look des neuen Dream Chaser. Und mit einer Länge von neun und einer Spannweite von sieben Metern deutlich kleiner als das frühere Space Shuttle. Noch einen großen Unterschied gäbe es, sagt die Ingenieurin Wise. Die erste Generation des Dream Chaser hat keine Fenster. Da es sich um eine selbstfliegende unbemannte Raumfähre handele, brauche sie keine Fenster.
Die Aussparungen für Fenster sind jedoch bereits vorhanden, denn das kommerzielle Unternehmen hat noch viel vor: eine spätere Version des Dream Chaser soll bis zu sieben Astronauten transportieren können und braucht dann natürlich auch Fenster.
In den kommenden Wochen soll die Tenacity an die NASA ausgeliefert werden. Auf ihrem Testgelände in Ohio will die Weltraumbehörde die nagelneue Raumfähre erst einmal ausgiebig testen. Wenn alles glatt läuft, kann die Tenacity bereits im Frühjahr mithilfe einer Vulcan Centaur-Trägerrakete ins All starten. Und was genauso wichtig ist bei dieser Mission: ein paar Monate später sicher und unbeschadet wieder auf der Erde landen.