Genderforschung Frauen sehen im Dunkeln schlechter als Männer
Frauen fühlen sich beim Autofahren nachts oft unsicherer als Männer. Ist der Unterschied im Sehvermögen zwischen Männern und Frauen nur Wahrnehmung oder lässt er sich wissenschaftlich belegen?
Wenn es wie in der aktuellen Jahreszeit früh dunkel wird und womöglich auch noch regnet, dann ist Autofahren kein Vergnügen. Ein Direktversicherer wollte es genauer wissen und hat seine Versicherten gefragt: "Wie sicher fühlen sie sich beim Autofahren im Dunkeln und am Tag?" Herausgekommen ist ein erstaunlicher Unterschied zwischen Frauen und Männern.
Viele Frauen sagen, dass sie nachts schlechter sehen
Frauen schätzen ihr Sehvermögen bei Nacht deutlich schlechter ein als Männer. Das zeigt die repräsentative Befragung einer Versicherung.
Nur 42 Prozent der befragten Frauen haben angegeben, dass sie nachts beim Autofahren gut sehen. Bei Männern waren es immerhin 65 Prozent. Gerade ablenkende Elemente im Straßenverkehr, wie schlecht eingestellte Autoscheinwerfer anderer Autos, wurden von den Frauen deutlich stärker als irritierend eingeschätzt.
Für jeden Zweiten, egal welchen Geschlechts, stellen auch Nässe, eine dunkle Fahrbahn, wie auch schlechte Straßenmarkierungen ein Problem dar.
Unterschiede im Sehvermögen wissenschaftlich belegt
Tatsächlich lässt sich der Unterschied im Sehvermögen zwischen Männern und Frauen wissenschaftlich bestätigen. In Experimenten an der University of New York hat sich herausgestellt, dass Männer schwache Kontraste und schnelle Bewegungen besser erkennen als Frauen.
Interessanterweise nehmen Männer dieselben Farbtöne etwas bläulicher wahr als Frauen. Das bedeutet: Beim Sehen gibt es bewiesene geschlechtsspezifische Unterschiede. Doch noch ist nicht abschließend geklärt, was diese Unterschiede verursacht.
Geschlechtshormon Testosteron beeinflusst Sehvermögen
Die Forschenden vermuten, dass das Geschlechtshormon Testosteron dafür verantwortlich sein könnte. Bei Männern kommt es in höherer Konzentration vor. Über Testosteron ist bekannt, dass es beim Ungeborenen die Bildung der Gehirnzellen im Sehzentrum und der Nervenverbindungen fördert, sagt das Forschungsteam. Das könnte den Männern ihr besseres Kontrast- und Bewegungssehen verleihen.
Frauen können Farbdetails meist besser wahrnehmen
Interessant ist, dass am Tag kaum Unterschiede im Sehvermögen zwischen Männern und Frauen beim Autofahren festgestellt werden konnten. Hier schnitten Frauen sogar ein bisschen besser ab. Das liegt aber auch daran, dass sie offenbar fokussierter Autofahren und sich beispielsweise weniger stark von chaotischen Straßenschildern ablenken lassen als männliche Autofahrer.
Insgesamt kam bei den Experimenten auch heraus, dass Frauen etwas besser darin sind, Farbdetails zu sehen. Doch was aus evolutionsbiologischer Sicht hinter diesen geschlechtsspezifischen Unterschieden steckt, ist noch ungeklärt.