Würfelzucker mit Getränkedose.

Ernährung Zu viel Zucker schadet dem Gehirn

Stand: 25.07.2024 06:02 Uhr

Zu viel Zucker kann bekanntlich zu Adipositas oder Diabetes führen. Weniger bekannt ist allerdings: Ein hoher Zuckerkonsum fördert auch die Entstehung von Hirnkrankheiten wie Demenz.

Von Richard Kraft, SWR

Um zu funktionieren, benötigt der menschliche Körper eine Vielzahl an Nährstoffen - auch Zucker. Als Energieträger ist er für das Hirn existenziell. Verständlich also, dass Traubenzucker ein beliebter Snack ist, um die Konzentration hochzuhalten. Doch die Dosis ist entscheidend. Zu viel Zucker kann unserer Leistungsfähigkeit nämlich schaden und sogar Erkrankungen im Gehirn begünstigen.

Zu viel Zucker ist "Gift" für das Nervensystem

Ein hoher Blutzuckergehalt fördert die Entstehung von Adipositas und Diabetes. Doch Zucker ist auch eine "neurotoxische" Substanz. Das heißt, er schädigt Nervenzellen - unter anderem im Gehirn. Essen wir zu viel Zucker, steigt damit das Risiko für Hirnkrankheiten wie Demenz, Alzheimer und Schlaganfälle - drei der zehn häufigsten Todesursachen weltweit.

Viele dieser Erkrankungen ließen sich durch einen gesünderen Lebensstil vermeiden. Dazu gehört auch ein geringerer Zuckerkonsum. Eine aktuelle Metaanalyse hat gezeigt, dass Zucker zwar kurzfristig die geistige Leistungsfähigkeit erhöht, langfristig kann eine stark zuckerhaltige Ernährung jedoch die kognitiven Fähigkeiten verschlechtern.

Blutversorgung im Gehirn vom Zucker gestört

Zu viel Zucker im Blut kann auch die Blutgefäße schädigen. Durch den veränderten Insulinstoffwechsel können sich Ablagerungen in den Gefäßwänden bilden. So verengen sich mit der Zeit die Gefäße, die das Hirn mit Blut versorgen. Dadurch kann es dann zu einer Unterversorgung einzelner Hirnareale kommen. Langfristig könne die Gefäßverengung zu Demenz, Alzheimer und Schlaganfällen führen, erklärt Frank Erbguth, Präsident der deutschen Hirnstiftung, in einem Gespräch mit dem SWR. Dazu kommt ein weiteres Risiko für Menschen, die unter Migräne leiden: "Der Zucker macht jetzt nicht einen Migränepatienten zum Migränepatienten, aber die Schwelle, Migräneanfälle zu erleiden ist wahrscheinlich zuckerabhängig", erklärt Erbguth.

Diabetes fördert Hirnkrankheiten

Indirektere Folgen können außerdem durch eine Diabetes-Erkrankung entstehen. Bereits seit den neunziger Jahren wissen Forschende, dass mit einer Diabetes Typ-2-Erkrankung auch das Demenzrisiko steigt. Dazu wird angenommen, dass dadurch auch der Glukose-Stoffwechsel in den Nervenzellen gestört wird. Damit steigt auch das Risiko für eine Alzheimer-Erkrankung. Denn Insulin spielt auch eine Rolle bei der Entstehung der Alzheimer-Plaques im Gehirn. Diese Klümpchen sind unter anderem verantwortlich für das Absterben der Nervenzellen im Gehirn.

Doppelt so hoher Zuckerkonsum wie empfohlen

Trotz dieser Risiken bleibt aber der Konsum von Zucker hoch. In Deutschland liegt der jährliche Konsum von Zucker bei durchschnittlich 33 Kilogramm - fast doppelt so hoch wie die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE) empfiehlt. Laut der DGE sollten lediglich zehn Prozent unserer Energiezufuhr mit Zucker gedeckt werden. Im Durchschnitt wären das etwa 18 Kilogramm im Jahr. Eine Möglichkeit, den Konsum zu senken, wäre eine Zuckersteuer. Diese habe in England seit ihrer Einführung 2018 bereits erste Erfolge erzielt, so Erbguth. In England gebe es bereits acht Prozent weniger Adipöse.

Zucker-Teufelskreis

Auf Zucker zu verzichten, ist nicht immer einfach. Bereits kleine Dosen führen zu einem erhöhten Verlangen. Denn durch die Einnahme kommt es im Gehirn zur Ausschüttung des Glückshormons Dopamin. Auch der Ersatz von Zucker durch verschiedene Süßungsmittel ist laut Experten nicht unproblematisch. Zwar enthalten sie keine Kalorien, doch neue Studien deuten an, dass durch den Konsum von Süßungsmitteln auch die Zahl an Gefäßerkrankungen zunimmt. Ein probates Mittel scheint nur der weitgehende Verzicht von zuckerhaltigen Produkten zu sein.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete MDR aktuell am 22. März 2024 um 16:01 Uhr.