Raumfahrt Oberpfaffenhofen soll Mond-Kontrollzentrum werden
In Oberpfaffenhofen bei München ist eines der Kontrollzentren der Internationalen Raumstation ISS. In Zukunft sollen von dort aus auch Missionen zum Mond überwacht werden.
Mehr als 50 Jahre nach den Apollo-Missionen will die NASA wieder zurück zum Mond und mit Astronautinnen und Astronauten dort landen. Dazu hat die US-Weltraumbehörde das Artemis-Programm initiiert. Die NASA setzt dabei auf internationale Zusammenarbeit mit Partnern wie den Raumfahrtagenturen von Europa (ESA), Japan (JAXA) und Kanada (CSA).
Die erste Mission des Artemis-Programms startete im November 2022: Eine unbemannte Orion-Raumkapsel umkreiste mehrmals den Mond und landete nach dem Rückflug im Pazifik. Der erste bemannte Flug um den Mond ist für September 2025 mit der Mission Artemis 2 geplant.
Raumstation soll Zugang zur Oberfläche des Mondes werden
Das eigentliche Ziel der NASA ist eine dauerhafte Präsenz auf dem Mond und in seiner Umlaufbahn. In der Nähe des Südpols soll eine Station, das Artemis Base Camp, entstehen. Zunächst soll aber eine modulare Raumstation (Lunar Orbital Platform-Gateway, LOP-G) den Mond umkreisen. Wie "Gateway" im Namen schon sagt, ist sie als Zugang zur Mondoberfläche gedacht. Die Raumstation kann aber auch als Ausgangspunkt von Reisen zu weiter entfernten Zielen, etwa zum Mars, dienen.
Der Bau einer Raumstation im Orbit des Mondes und eine Landung auf seiner Oberfläche wird noch viele Missionen dorthin erfordern. Diese sollen in Zukunft auch aus Oberpfaffenhofen in Oberbayern gesteuert werden. Am Mittwoch haben die Spitzen der europäischen Raumfahrtagentur ESA und des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) zusammen mit Bayerns Ministerpräsident Markus Söder in München eine entsprechende Absichtserklärung unterzeichnet.
Große Antennen für große Entfernungen
Bereits heute befindet sich am DLR-Standort in Oberpfaffenhofen eines der Kontrollzentren für die Internationale Raumstation ISS. Von dort aus werden unter anderem die Experimente an Bord des Weltraumlabors Columbus überwacht und gesteuert. Nun soll es zu einem Mond-Kontrollzentrum ausgebaut werden.
Der Mond ist allerdings rund tausend Mal weiter von der Erde entfernt als die ISS. Daher werden bei den Mond-Missionen sogenannte Deep-Space-Antennen für die Kommunikation verwendet. Diese stehen rund um den Globus in den USA, Spanien, Argentinien und Australien. Hinzu kommt eine 30-Meter-Antenne des DLR in Weilheim.
Die 30 Meter Antenne ermöglicht unter anderem die Kommunikation zwischen Raumfahrzeug und Raumfahrt-Kontrollzentrum
Anders als die ISS soll die Mond-Raumstation nicht permanent bewohnt sein, sondern nur, wenn Astronauten Missionen zur Mondoberfläche unternehmen. Geplant sind pro Jahr etwa ein Monat mit Besatzung und elf Monate ohne Astronauten an Bord. In der unbemannten Zeit muss die Raumstation daher in der Lage sein, viele ihrer Funktionen autonom zu steuern.
Mond-Raumstation wenig geeignet für Experimente
Experimente werden auf der Raumstation im Mondorbit eine kleinere Rolle spielen als auf der ISS. Die Crew wird viel Zeit für Vor- und Nachbereitung der Missionen zur Mondoberfläche benötigen. Außerdem wird die Schwerelosigkeit, die bei Experimenten im Weltraum den entscheidenden Unterschied ausmacht, auf der Mondraumstation voraussichtlich häufig gestört. Zum Beispiel, wenn Raumfahrzeuge an- oder abdocken, die Astronauten zur Mondoberfläche und wieder zurückbringen oder Vorräte anliefern.
Außerdem muss die Mond-Raumstation häufiger als die ISS Kurskorrekturen durchführen. Zum einen, weil sie einen elektrischen Antrieb hat, der längere Zeit aktiv sein muss als ein herkömmliches chemisches Triebwerk. Zum anderen, weil die Raumstation nicht in einem konstanten Abstand um den Mond kreisen soll, sondern zwischen 1.500 und 70.000 Kilometer von ihm entfernt sein wird.
Sollte die Raumstation tatsächlich gebaut werden, könnten irgendwann auch zum ersten Mal eine Astronautin oder ein Astronaut aus Europa den Mond betreten, hofft die ESA.