Infektion durch Tiger-Mücke Gibt es einen Schutz gegen das Zika-Virus?
Das Zika-Virus war bisher relativ unbekannt. Jetzt sind in Brasilien Millionen Menschen infiziert. Wo tritt es noch auf? Gibt es Infektionen in Europa? Wie kann man sich schützen? Antworten auf die wichtigsten Fragen zum Virus. Von Gudrun Engel, WDR.
Wie hoch ist das Risiko sich in Deutschland anzustecken?
Eine Ansteckung oder Übertragung in Deutschland oder Europa hat es bislang nicht gegeben. In Deutschland wurden seit 2013 wenige Infektionen gemeldet. Alle Erkrankten hatten sich in einem tropisches Land auf einer Auslandsreise infiziert. Die Infektion ist in keinem europäischen Land meldepflichtig. Die Dunkelziffer liegt daher nach Expertenmeinung deutlich höher.
Derzeit melden einige deutsche Kliniken und auch Krankenhäuser in anderen europäischen Ländern Erkrankungen. Das liegt daran, dass viele Latein- und Südamerika-Rückreisende durch die Berichterstattung alarmiert sind und sich untersuchen lassen.
Wie ist die Situation für Schwangere?
Gefährlich ist das Zika-Virus für Schwangere oder Frauen, die eine Schwangerschaft planen. Es besteht der dringende Verdacht, dass der Zika-Erreger für Schädel-Fehlbildungen (Mikrozephalie) sowie neurologische Schädigungen bei Neugeborenen verantwortlich ist. Das bedeutet, dass sich die Kinder nicht voll entwickeln und mit einem zu kleinen Kopf und damit einhergehenden Fehlbildungen im Gehirn zur Welt kommen. Schwangere sollten Reisen in Länder oder Regionen, in denen die Infektion in großer Zahl auftritt, deshalb möglichst meiden. Und im Zweifel vor und nach der Reise ihren Arzt aufsuchen.
Das Robert-Koch-Institut erforscht gerade, ob der Zika-Virus im Zusammenspiel mit dem Dengue-Fieber diese schwerwiegenden Folgen haben könnte. Beide, Zika und Dengue, gehören zur gleichen Viren-Familie, nämlich den Flaviviren. Viele Brasilianerinnen haben schon einmal eine Infektion mit dem Dengue-Virus durchgemacht.
Woher stammt das Zika-Virus?
Als wahrscheinlicher Überträger des Virus gelten infizierte Mücken, etwa die Tigermücke, eine Aedes-Spezies. Aufgetreten ist das Virus zum ersten Mal in den 1940er-Jahren in Uganda. Bisher war nichts über eine derart schädigende Wirkung bekannt, wie sie derzeit befürchtet wird
Experten vermuten, dass das Virus mit den vielen Reisenden während der Fußball-WM 2014 nach Brasilien gelangt ist. Brasilien ist zurzeit auch am stärksten betroffen.
Wo ist das Zika-Virus bisher aufgetreten?
Neben Brasilien wurde das Virus in 21 weiteren Ländern nachgewiesen, die meisten in Südamerika. Die Mücke hat sich auf dem gesamten amerikanischen Kontinent verbreitet, mit den Ausnahmen Chile, Argentinien und Kanada.
Eine Verwandte der Tigermücke gibt es mittlerweile auch in Südeuropa und sogar in Süddeutschland, im Raum Freiburg und Heidelberg. Allerdings wurde bei dieser Spezies bisher kein Zika-Virus nachgewiesen. Außerdem überleben die Mücken inklusive der Viren die kalten Winter in der Regel nicht.
Wie ist die Lage in Brasilien?
Es wurden seit Oktober mehr als 4000 Neugeborene mit einem Verdacht auf Mikrozephalie, einer Schädelfehlbildung, untersucht. Seit diesem Zeitpunkt werden sie auch erst offiziell erfasst. Babys mit einer Mikrozephalie kommen mit einem zu kleinen Kopf und damit einhergehenden Fehlbildungen im Gehirn zur Welt. 404 Fälle wurden seit Oktober bestätigt. 76 der betroffenen Kinder sind bereits verstorben. In 17 Fällen konnte nachgewiesen werden, dass sich schwangere Frauen zuvor mit dem Zika-Virus infiziert hatten. Im gesamten Jahr 2014 wurden nur 147 Fälle von Mikrozephalie in Brasilien gemeldet.
Der Druck auf Brasilien ist groß - zum einen, weil gerade die letzten Vorbereitungen für den Karneval anstehen, und zum anderen, weil dort im August die Olympischen Sommerspiele ausgetragen werden. Ob dann immer noch die Gefahr einer Infektion besteht, hängt von den Temperaturen der kommenden Wochen ab, denn im Moment brüten die Mücken in Südamerika. Die Zahl der Virus tragenden Mücken kann sich also noch potenzieren.
Wie kann man sich anstecken?
Das Zika-Virus wird durch den Stich von Mücken übertragen, die mit dem Virus infiziert sind. Zu den Zika-Überträgern zählen etwa die in den Tropen und Teilen der Subtropen weit verbreiteten Gelbfiebermücken. Laut dem Robert-Koch-Institut ist es möglich, dass auch andere Mückenarten das Virus verbreiten können, so zum Beispiel die asiatische Tigermücke, die auch vereinzelt in Süddeutschland vorkommt.
Wissenschaftler erforschen zudem, ob der Erreger auch über Blut oder Samenflüssigkeit übertragbar ist. Drei entsprechende Fälle sind bereits nachgewiesen. Das bedeutet, dass man sich auch über sexuelle Kontakte anstecken kann. Noch ist aber unklar, wie häufig das vorkommt, denn das Virus ist nur sehr kurze Zeit (etwa fünf Tage) im Blut aktiv. Einen nennenswerten Einfluss auf die Verbreitung des Virus sieht das Robert-Koch-Institut bislang nicht.
Eine Übertragung des Virus über die Muttermilch schließt das Institut aus. Dafür gebe es bis jetzt keinerlei Hinweise.
Wie kann man sich auf Reisen schützen?
Es gibt noch keine Impfung und kein Medikament gegen das Zika-Virus. Zurzeit hilft nur ein wirksamer Mückenschutz, der die Tiere vom Stechen abhält. Das umfasst helle, lange Kleidung - auch tagsüber - und ein wirksames Mückenspray. Auch Moskitonetze können schützen.
Wie wirkt sich die Infektion aus?
Das Zika-Virus verursacht in der Regel keine schweren Erkrankungen. Bei gesunden Erwachsenen läuft die Infektion ab wie eine Erkältung. Symptome können Fieber sowie Kopf- und Gliederschmerzen sein. Dazu kommen in der Regel eine Bindehautentzündung und Hautausschlag.
Die Symptome halten meist sieben Tage lang an, danach klingt die Infektion langsam ab. In schweren Ausnahmefällen kann sie zu Nervenschäden führen. Viele Infektionen verlaufen aber auch ohne Symptome ab.