Nashörner in Südafrika Ab in die Wildnis
Seit Jahren leben etwa 2.000 Nashörner auf einer privaten Zuchtfarm in Südafrika. Nun werden sie nach und nach ausgewildert. Eine Herausforderung: Dafür zu sorgen, dass sie nicht Wilderern in die Hände fallen.
Es ist noch früh am Morgen. Auf dem Gelände der ehemaligen Nashorn-Farm von John Hume laufen die letzten Vorbereitungen. Transportbehälter für jedes einzelne Rhino stehen bereit. Die gewaltigen Tiere lassen sich von Helfern in die Stahlcontainer führen, dann gehen die Türen zu.
"Es ist immer mit Stress verbunden, wenn man wilde Tiere bewegen will", sagt Kester Vickery, Spezialist für tierische Schwertransporte. "Wir versuchen, diesen Stress zu mildern und haben den Rhinos Beruhigungsmittel verabreicht, um ihnen die Angst vor dieser Reise zu nehmen."
Wie viele Tiere gehen, bleibt geheim
Nach Wochen der Vorbereitung geht es endlich los, eine Gruppe von Breitmaulnashörnern zieht um. Raus aus dem ehemaligen Zuchtbetrieb und ab in die Freiheit. Wie viele Tiere es sind, soll geheim bleiben, um keine Wilderer anzulocken.
"Wir haben jetzt alle Rhinos eingefangen und sind dabei, die Frachtcontainer auf den Lastwagen zu befestigen, mit dicken Ketten, denn die Nashörner bewegen sich, und wir wollen dafür sorgen, dass die Ladung auf der bevorstehenden Fahrt gesichert ist", sagt Vickery. Die hochkomplexe Operation ist teuer und nicht ungefährlich, schließlich wiegt jedes der Tiere rund zweieinhalb Tonnen.
Tiere wuchsen Besitzer über den Kopf
Die Nashörner stammen aus der größten privaten Zuchtfarm der Welt. Der Bestand war zuletzt auf mehr als 2.000 Exemplare gewachsen - und dem Besitzer über den Kopf.
Im vergangenen Jahr hatte die Naturschutzorganisation "African Parks" den Betrieb übernommen und ist seitdem dabei, die Tiere nach und nach auszuwildern. Projektleiter Donovan Jooste sagt: "Wir wollen die gefährdeten Breitmaulnashörner als Art erhalten. Sie sind durch massive Wilderei bedroht, aber auch, weil immer mehr Lebensraum verloren geht. Unser Ziel ist, möglichst viele Populationen zu schaffen und damit den Bestand der Rhinos auch für die Zukunft zu sichern."
Die neue Heimat der Nashörner ist fünf Lkw-Stunden von der Farm entfernt. Das private Wildreservat Dinokeng liegt etwa 100 Kilometer nördlich von Johannesburg: 210 Quadratkilometer Gras- und Steppenlandschaft.
Die anderen sind auch schon da
Die sogenannten Big Five sind hier zu finden: Löwen, Elefanten, Leoparden, Büffel und - natürlich - Nashörner. Die Neuankömmlinge bringen frisches Blut und sind gut für den Tourismus, sagt David Boshoff, der Manager des Parks.
Alle Rhinos tragen Peilsender, damit sie rund um die Uhr überwacht werden können. Manchen wurden die Hörner abgesägt, anderen Chips ins Horn implantiert, um den Wilderern das Geschäft zu verderben. Auf dem Schwarzmarkt bringen Nashorn-Produkte nämlich so viel ein wie Gold, obwohl sie wie menschliche Fingernägel nur aus Keratin bestehen.
Im Reservat Dinokeng leben die Tiere vergleichsweise sicher, der letzte Überfall liegt lange zurück. Donovan Jooste, der Leiter des Auswilderungsprojekts von "African Parks", geht davon aus, dass sich die Nashörner aus der Zuchtstation schnell in der Wildnis zurechtfinden. "Wenn wir die Tiere in die Freiheit entlassen, haben sie sich in kürzester Zeit integriert, und es wird so aussehen, als wären sie schon immer dagewesen."