Zerstörung nach dem Sturm "Helene" in Ashville, North Carolina

North Carolina nach Hurrikan Wird "Helene" die Wahl beeinflussen?

Stand: 01.11.2024 15:36 Uhr

Hurrikan "Helene" hat rund um Asheville in North Carolina extreme Verwüstungen angerichtet. Das Krisenmanagement war Wahlkampfthema - doch wird die Katastrophe die Wahl beeinflussen?

Von Ralf Borchard, ARD Washington, zzt. North Carolina

Tim Walz ist im Wahlkampf-Endspurt noch einmal nach Asheville gekommen. Der Vizepräsidentschaftskandidat von Kamala Harris ruft in die Menge: "Gut, zurück zu sein und gut, zu sehen, dass Asheville zurück ist."

In Wahrheit erholt sich die Stadt in den Bergen nur langsam von den Überschwemmungen und Erdrutschen. Gut einen Monat nach Hurrikan "Helene" ist zwar das Handynetz wieder voll intakt, es gibt wieder überall Strom, aber immer noch kein Trinkwasser aus der Leitung. Wenigstens kommt überhaupt wieder Wasser aus den Leitungen, das zum Duschen, Waschen und für die Toilettenspülung genutzt werden kann. Und die ersten Restaurants sind wieder geöffnet.

Traumatische Erlebnisse durch Helene

Rick Brooks, Manager des "Jetti Rae" ist glücklich, dass sein Restaurant wieder voller Leute ist. Hinter dem Haus steht ein großer Trinkwassertank, der jeden Abend von einem Tanklastwagen aufgefüllt wird. "Die Nachbarn hier haben alle phänomenal zusammengehalten", sagt er.

Auch Lauren Few ist dankbar, abends mal wieder ausgehen zu können - nach den traumatischen Erlebnissen durch "Helene". Unten am Fluss haben Hochwasser, Schlamm und Sturm fast den gesamten "River Art District" zerstört - das Künstlerviertel der Stadt mit Ateliers, Galerien, Geschäften und Cafés.

"Es sieht aus wie ein Kriegsgebiet"

"Ich weiß nicht, wie ich es anders beschreiben soll: Es sieht aus wie ein Kriegsgebiet", sagt Few. Ihre Lieblingskneipe ist dem Erdboden gleichgemacht. Ihr Friseur wird dort nie wieder aufmachen können. Ihr Lieblingskino ist wahrscheinlich für immer geschlossen. Auch jetzt ist es noch eine erschütternde Erfahrung, das ganze Ausmaß der Zerstörung zu sehen, sagt sie.

Few selbst hat Glück gehabt, ihr Haus wurde kaum beschädigt, niemand aus Familie oder Freundeskreis ist ums Leben gekommen. Die studierte Psychologin sagt zur Stimmung in der Stadt:

Die ersten Wochen läuft man auf Adrenalin, auf Hochtouren, man muss funktionieren. Viele konnten nicht einmal weinen, auch wenn ihre Wohnung, ihr Haus zerstört war. Es gibt auch dieses Schuldgefühl, dass es Dich selbst nicht so schlimm getroffen hat wie andere. Aber in einem ruhigen Moment trifft Dich die Trauer wie ein Schlag. Wir trauern alle hier.

Lob für die Helfer und die Katastrophenschutzbehörde

Barbara Volk ist die Bürgermeisterin von Hendersonville, eine halbe Stunde von Asheville entfernt. Sie lobt nicht nur die Arbeit der freiwilligen Helfer, sie lobt auch die Arbeit der staatlichen Katastrophenschutzbehörde FEMA.

Donald Trump hatte im Wahlkampf alle möglichen Falschmeldungen befeuert, der FEMA fehle es an Geld, sie konfisziere gar Eigentum. Volk sagt, es sei grundsätzlich kaum noch möglich, alles, was an Desinformationen in Sozialen Medien kursiere, richtigzustellen.

"Eine Freundin von mir hatte gehört, es seien Supermärkte hier geplündert worden." Auch das sei schlicht falsch. "Die Polizei hat nichts dergleichen registriert", betont sie. Und die FEMA habe unkompliziert Soforthilfe gewährt.

"Wir arbeiten auch jetzt noch eng mit der FEMA zusammen. Nicht nur einzelne Betroffene, auch wir als Stadt erhalten so Geld von der Bundesregierung", erklärt Volk.

Nicht an die Wahl gedacht

Hat "Helene" Folgen für die Präsidentschaftswahl? "Kaum", sagt die Bürgermeisterin, selbst als Parteiunabhängige im Amt. "Als die Leute hier mit Aufräumarbeiten beschäftigt waren, haben sie definitiv nicht an die Wahl gedacht." Jetzt sei das anders.

Einige Wahllokale mussten umziehen, aber sie sind offen, auch für das "Early Voting", das vorzeitige Wählen, betont sie und ergänzt: Wer vor dem Hurrikan demokratisch wählen wollte, werde das weiter tun, wer republikanisch wählen wollte, ebenso. Aber vielleicht, sagt Volk, habe das gemeinsame Anpacken die politische Spaltung wenigstens ein bisschen gedämpft.

"Die extreme Rechte und die extreme Linke werden nie zusammenkommen", meint sie. "Aber ich hoffe, es gibt noch genug in der Mitte, die mit beiden Seiten zusammenarbeiten und das Beste für das Land wollen."

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 01. November 2024 um 05:45 Uhr.