Claudia Sheinbaum

Trumps Wahlsieg und die Folgen Für Mexiko ist das Worst-Case-Szenario eingetreten

Stand: 07.11.2024 17:25 Uhr

Mexikos Präsidentin schwört auf gute Nachbarschaft mit dem neuen US-Präsidenten - doch der drohte schon im Wahlkampf mit Strafzöllen und Massenabschiebungen. In anderen Teilen der Region freut man sich über Trumps Sieg.

Welche Auswirkungen der Wahlsieg von Donald Trump auf die Region hat, zeigte sich schon am frühen Morgen danach. Der mexikanische Peso sank auf den schwächsten Stand seit über zwei Jahren.

Für Mexiko ist das Worst-Case-Szenario eingetreten - mit Trump, der bereits in seiner ersten Amtszeit entlang der über 3.000 Kilometer langen Grenze zu Mexiko angefangen hat, eine Mauer hochzuziehen, zum angeblichen Schutz vor Migranten, die er immer wieder als Vergewaltiger und Kriminelle beschimpft hatte. In ihrer morgendlichen Pressekonferenz beschwor die mexikanische Präsidentin Claudia Sheinbaum nichtsdestotrotz die gute Nachbarschaft und ihren Glauben an eine "gute Beziehung", wie sie es formulierte.

Trump droht mit hohen Zöllen für Mexiko

"Wir konkurrieren nicht miteinander, sondern im Gegenteil, wir ergänzen uns gegenseitig", sagte sie. "Das wissen die mexikanischen Geschäftsleute ebenso wie die US-Geschäftsleute, die in Mexiko investieren. Mexikos Exporte sind weiter gewachsen. Das ist etwas, das beide Länder weiterbringen und stärken wird."

Doch dass es mit der guten Nachbarschaft nur läuft, wenn Mexiko nach seinen Regeln tanzt, hatte Trump in den letzten Monaten immer wieder deutlich gemacht. Von der mexikanischen Präsidentin - Physikerin und promovierte Umweltingenieurin - habe er gehört, sie sei eine nette Frau, so Trump, um sogleich warnend anzuschließen.

"Ich werde sie an Tag 1 darüber informieren oder auch früher, dass ich - wenn sie es nicht schaffen, die Kriminellen und Drogen zu stoppen, die in unser Land kommen - 25 Prozent Strafzölle erheben werde", drohte er. "Und wenn das nicht wirkt, dann werden es 50 Prozent, dann 75 Prozent."

Applaus für Hetze gegen Migranten

Und dann 100 Prozent, drohte Trump bei einer seiner letzten Wahlkampfveranstaltungen. Zudem solle es historische Massenabschiebungen mit ihm als Präsidenten geben. Für seine Hetze gegen die Migranten, die vor allem aus Mexiko, Mittelamerika, Venezuela, aber auch Haiti stammen, die vor Gewalt, Armut und den Folgen des Klimawandels fliehen, hat er von seinen Wählern viel Applaus bekommen.

Doch die versprochene Massenabschiebung sei am Ende kaum umsetzbar, so der mexikanische Politologe und Experte für internationale Beziehungen Javier Urbano. "Dafür haben sie überhaupt keine Kapazitäten", sagt er. "Man müsste das gesamte Budget und alle Mitarbeiter der Einwanderungsbehörden aufwenden, um ein solches Unterfangen in Angriff zu nehmen. Das wird nicht geschehen. Aber ja, sicherlich werden viele Menschen unter diesen Maßnahmen leiden."

Lateinamerika spielt kaum eine Rolle

Generell spielte Lateinamerika kaum eine Rolle im Wahlkampf, über Abschiebungen hinaus, hat auch Trump keine nachhaltigen Konzepte, wie die Migration eingedämmt und die Situation in den Herkunftsländern verbessert werden könnte.

Die Beziehungen zu Kuba, die sich auch unter dem aktuellen Präsidenten Joe Biden nicht verbessert haben, dürften sich kaum zum Positiven ändern. Das US-Embargo wurde bereits während Trumps erster Amtszeit verschärft, er setzte den sozialistischen Karibikstaat auf die schwarze Liste der Terrorstaaten.

Während er öffentlich die Regierung von Nicolás Maduro in Venezuela scharf verurteilte, brachte er privat seine Bewunderung für den venezolanischen Staatschef zum Ausdruck und bezeichnete ihn als "starken" Mann, wie eine ehemalige Sicherheitsberaterin gegenüber der spanischen Nachrichtenagentur EFE verlauten ließ. Zudem dürfte den USA auch weiterhin der Ölreichtum des südamerikanischen Landes wichtig bleiben, betont der mexikanische Politologe Javier Urbano.

Wirtschaftliche Interessen vor politischen

"Es kann zu Spannungen kommen", sagt Urbano. "Aber in jedem Fall scheinen die wirtschaftlichen Interessen in ganz bestimmten Fällen über den politischen Interessen zu stehen. Im Falle Venezuelas ist das Erdöl Maduros großer Verbündeter."

Wer am Tag nach den Wahlen durchaus gut gelaunt aufgewacht seine dürfte, ist der autoritäre Staatschef Nayib Bukele. Der salvadorianische Präsident ist bekannt dafür, dass er mit Steuergeldern in Bitcoin investiert. Und der Kurs ist nach Trumps Wahlsieg auf historische Höchstwerte gestiegen. Der Präsident des kleinen mittelamerikanischen Landes war einer der ersten der Region, der sich beeilte, Trump zu gratulieren.