Krieg in Nahost Sichere Orte gibt es in Gaza nicht
Bereits vor dem Krieg war die Lage im Gazastreifen prekär. Durch den Angriff der Hamas und Israels Reaktion darauf hat sich die humanitäre Lage nochmals verschärft. Wasser und Lebensmittel werden langsam knapp.
Israels Streitkräfte haben seit Ausbruch des Krieges bereits Hunderte Ziele im Gazastreifen angegriffen. Dadurch sollen die Infra- und Kommandostruktur der Hamas zerstört werden. Folge der Angriffe sind aber auch zahlreiche zivile Opfer. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums im Gazastreifen wurden 900 Menschen getötet, darunter zahlreiche Frauen und Kinder. Viele Menschen werden noch unter den Trümmern eingestürzter Häuser vermisst.
Sichere Orte gibt es für die Menschen in Gaza in diesen Tagen nicht. Wenige Hundert haben es in den vergangenen Tagen über die Grenze nach Ägypten geschafft, inzwischen ist der Grenzübergang in Rafah bis auf Weiteres geschlossen.
187.000 Menschen auf der Flucht
Mehr als 187.000 Menschen sind nach UN-Angaben innerhalb des Gazastreifens auf der Flucht, Zehntausende suchen in Schulgebäuden der Vereinten Nationen Schutz. Der Gazastreifen ist mit seinen mehr als 2,2 Millionen Einwohnern eines der am dichtesten besiedelten Gebiete der Welt. Jetzt schlafen viele dort auf der Straße.
Manchmal werden Menschen telefonisch aufgefordert, Ihre Wohnungen zu verlassen, wenn ein Bombenangriff bevorsteht, aber nicht immer. Auch die Krankenhäuser und Gesundheitszentren können nicht mehr alle Verletzten versorgen. Zum einen fehlt es an medizinischem Material, zum anderen sind auch diese Einrichtungen von den Bombenangriffen betroffen. Das große Krankenhaus in Beit Hanun ganz im Norden des Gazastreifens musste nach Angaben des Palästinensischen Gesundheitsministeriums seine Arbeit einstellen - demnach wurden auch mindestens elf Krankenwagen bei den Angriffen getroffen.
Kein Strom, kein Wasser, kein Treibstoff
Israels Verteidigungsminister hat die totale Abschottung des Gazastreifens angeordnet. Das bedeutet auch, dass viele Menschen im Gazastreifen in diesen Tagen ohne Strom und Wasser leben. Auch Treibstoff kommt nicht mehr in den Gazastreifen. Das betrifft das einzige Kraftwerk, aber auch unzählige Generatoren.
Auch die Versorgung mit Lebensmitteln wird immer kritischer. Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen forderte bereits am Sonntag die Einrichtung "Humanitärer Korridore", um neue Lieferungen zu ermöglichen - bisher aber kommen keine Hilfsgüter dort an. Schon vor Ausbruch des Krieges versorgten die Vereinten Nationen und weitere Hilfsorganisationen jeden Tag mehr als eine Million Menschen mit Essen. Zuletzt mussten die Rationen wegen ausbleibender Gelder gekürzt werden.
Viele der Menschen im Gazastreifen leiden seit Jahren unter dem Regime der Hamas, die unter anderem von der EU und den USA als Terrororganisation bezeichnet wird. Auch jetzt zeigt sich wieder, dass die Hamas die Bevölkerung des Gazastreifens als Schutzschilde für ihre Infrastruktur nutzt. Auch deshalb bombardiert Israel jetzt unter anderem Mehrfamilienhäuser, Krankenhäuser und Moscheen - immer wieder mit zivilen Opfern.
Mögliche Bodenoffensive Israels
Im Falle eines israelischen Einmarsches mit Bodentruppen, mit dem viele in den nächsten Tagen rechnen, wäre auch die Zivilbevölkerung betroffen. Erklärtes Ziel nach dem Angriff auf Israel mit mehr als 900 Toten ist die Zerschlagung der Hamas. Der Kampf wird in dicht besiedeltem Gebiet geführt werden.
2005 hatte sich Israel vollständig aus dem Gazastreifen zurückgezogen. Seit der Machtübernahme durch die Hamas im Gazastreifen 2007 hat Israel den Gazastreifen immer stärker abgeriegelt und die Grenzanlagen verstärkt. Auch Ägypten hatte sich im Süden des Gazastreifens daran beteiligt.
Immer wieder kam es schon in der Vergangenheit zu Versorgungsengpässen, immer wieder fehlten beispielsweise medizinische Güter. Ein Grund dafür war, die Einfuhr von Materialien zu verhindern, die zum Waffenbau und zur Infrastruktur der Hamas und auch der Terrororganisation Islamischer Dschihad genutzt werden konnten.
In der jetzigen Kriegssituation verschärfen sich diese Probleme - die humanitäre Katastrophe ist bereits in vollem Gange.