US-Regierungskreise Anzeichen für "unmittelbar bevorstehenden Angriff" des Iran
Immer wieder hat der Iran während der jüngsten Eskalation Israel mit Vergeltung gedroht. Nun warnt die US-Regierung - ein solcher Angriff stehe kurz bevor. Unterdessen geht Israels Militär weiter gegen die Terrororganisation Hisbollah vor.
Die USA gehen nach Angaben eines ranghohen Regierungsmitarbeiters von einem unmittelbar bevorstehenden Angriff Irans auf Israel aus. Es gebe "Hinweise darauf, dass sich der Iran darauf vorbereitet, in Kürze einen ballistischen Raketenangriff gegen Israel zu starten", hieß es in einer Mitteilung, aus der US-Medien zitierten.
Ein solcher direkter Angriff auf Israel werde "schwerwiegende Folgen für den Iran haben", warnte demnach die Person, die anonym bleiben wollte. Die USA unterstützten "aktiv die Vorbereitungen zur Verteidigung, um Israel für diesen Angriff zu wappnen", hieß es laut der Mitteilung weiter.
Gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters sagte der US-Regierungsmitarbeiter, dass die iranische Attacke ein ähnliches Ausmaß haben könnte wie der Angriff im April. Damals schickte der Iran mehr als 300 Drohnen, Raketen und Marschflugkörper in Richtung Israel. Die meisten Geschosse konnten von Israel, den USA, Großbritannien und Jordanien abgefangen werden.
USA verstärken Präsenz im Nahen Osten
Das US-Verteidigungsministerium gab bekannt, dass die USA ihre Präsenz im Nahen Osten um mehrere Tausend Soldaten verstärken. Der Aufenthalt bereits stationierter Einheiten werde verlängert und diejenigen, die eigentlich als Ersatz vorgesehen waren, würden nun als Verstärkung hinzukommen, sagte die stellvertretende Pentagon-Sprecherin Sabrina Singh.
Die Botschaft der USA in Israel wies ihre Mitarbeiter und ihre Familienangehörigen an, sich in Sicherheit zu bringen, bis es weitere Informationen geben könne.
Ein israelischer Militärsprecher teilte seinerseits mit, die Flugabwehrsysteme seien vorbereitet, jedwede Attacke aus dem Iran abzuwehren. Aufgrund der Lage wurden die Sicherheitsanweisungen im Land ausgeweitet. Einschränkungen gelten nun unter anderem auch für Jerusalem und Tel Aviv.
Betroffen von den Sicherheitsmaßnahmen sind auch die in der Nacht zu Mittwoch stattfindenden Gebete an der Klagemauer in Jerusalem. Dort versammeln sich vor den hohen jüdischen Feiertagen Rosch Haschana (Neujahr), beginnend am Mittwochabend, und Jom Kippur (Versöhnungstag) am Freitag kommender Woche, traditionell Tausende Menschen.
Israelische Angriffe wohl auch am Boden
Das israelische Militär hatte zuvor bekannt gegeben, dass es "begrenzte Einsätze" am Boden gegen die Hisbollah im Süden des Libanon vornehme. Es forderte Bewohner zahlreicher Ortschaften auf, sich in Sicherheit zu bringen.
In Anbetracht der Ausweitung des Kriegsgeschehens mobilisierte das Militär vier weitere Reservebrigaden. "Dies wird die Fortsetzung der operativen Tätigkeit gegen die Terrororganisation Hisbollah und das Erreichen operativer Ziele ermöglichen", begründete die Armee den Schritt.
Israels Armee werde nicht in Beirut oder einer anderen Stadt im Süden des Landes vorrücken, betonte Militärsprecher Daniel Hagari. Zugleich greift Israel die libanesische Hauptstadt an - ohne Details zu nennen. Laut Berichten aus dem Libanon gab es mindestens zwei Attacken. Einer davon habe einem Ziel nahe des internationalen Flughafens gegolten.
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Soldaten offenbar schon mehrfach im Libanon eingesetzt
Zugleich gab Israel bekannt, bereits vor dem jüngsten Einrücken in den Nachbarstaat immer wieder Elitetruppen im Libanon eingesetzt zu haben. Bei mehr als 70 Operationen sollen israelische Kampfsoldaten seit dem 7. Oktober des Vorjahres im Südlibanon aktiv gewesen sein.
Dabei hätten sie zahlreiche Stellungen, Tunnel und Waffenlager der Terrormiliz Hisbollah zerstört, teilte die Armee mit. Zu direktem Kontakt mit Mitgliedern der schiitischen Organisation sei es in keinem der Fälle gekommen, sagte Armeesprecher Hagari.
Hisbollah zielt auf Tel Aviv
Unterdessen feuerte die Hisbollah zahlreiche Raketen auf Zentralisrael ab. Ziel sei nach eigener Aussage die Zentrale des Auslandsgeheimdienstes Mossad in der Küstenmetropole gewesen. In der Stadt heulten Warnsirenen. Ein Geschoss fiel nach Militärangaben auf eine Straße nahe der Stadt Kfar Kassen nordöstlich von Tel Aviv.
Einen Einmarsch israelischer Bodentruppen bestätigte die Terrororganisation nicht. Berichte darüber seien "falsche Behauptungen", erklärte der Sprecher der Terrormiliz, Mohammed Afifi. Gleichwohl seien die Hisbollah-Kämpfer zur "direkten Konfrontation mit Feindestruppen bereit, die es wagten oder versuchten, den Libanon zu betreten".