Westjordanland Israel beendet Militäreinsatz in Dschenin
Israel hat seinen Militäreinsatz in Dschenin im Westjordanland beendet und wertet die Operation als vollen Erfolg. Im Flüchtlingslager hinterlässt die Armee eine Spur der Zerstörung.
Ein israelischer Militärkonvoi passiert in der Nacht eine jüdische Siedlung im besetzten Westjordanland. Die Truppen kommen zurück aus Dschenin. "Vielen Dank", rufen die Bewohner der Siedlung ihnen zu und halten dabei Schilder hoch, auf denen sie das Militär loben.
Nach rund zwei Tagen ist der Einsatz von mehr als 1000 israelischen Militärkräften im palästinensischen Dschenin beendet. Es war die mit Abstand größte Operation dieser Art in mehr als 20 Jahren.
Vizeadmiral Daniel Hagari, Pressesprecher der israelischen Armee, zog eine erste, positive Bilanz: "In enger Zusammenarbeit mit Geheimdienst und Polizei zerstörte die Armee die Basis des Terrors. Die zu Beginn gesteckten Ziele der Offensive wurden erreicht. In den kommenden Tagen wird man den Erfolg anhand der Terroraktivitäten überprüfen können."
Zwölf Todesopfer auf palästinensischer Seite
In der Nacht begannen die Truppen mit dem Rückzug. Dabei gab es erneut Gefechte mit bewaffneten Palästinensern. Ein israelischer Soldat wurde getötet. Die Armee untersucht noch, ob er eventuell versehentlich von den eigenen Truppen erschossen wurde.
Zwölf Palästinenser wurden seit Beginn der Offensive getötet. Nach Angaben der israelischen Armee handelt es sich bei den Toten ausschließlich um Kämpfer. Unter den zahlreichen Verletzten auf palästinensischer Seite sind nach Angaben der örtlichen Behörden auch Zivilisten.
Militär hinterlässt Zerstörung in Flüchtlingslager
Im Flüchtlingslager von Dschenin, in dem etwa 14.000 Menschen auf engem Raum leben, bleiben Bilder der Zerstörung zurück. Aus Angst vor Sprengfallen hat die israelische Armee mit Bulldozern Straßen aufgerissen und tiefe Gräben gezogen. Leitungen für Wasser, Strom und Abwasser sind vielerorts zerstört, Geschäfte verwüstet und zahlreiche Häuser wohl für längere Zeit unbewohnbar.
Viele Einwohnerinnen und Einwohner flüchteten vor den Kämpfen. Dieser Mann war in den vergangenen zwei Tagen in Dschenin und schildert seine Eindrücke einem Team der Nachrichtenagentur Reuters: "Wir waren überrascht von der großen Anzahl an Soldaten. Sie drangen in das Haus eines Nachbarn ein, brachten die Bewohner heraus und dann bezogen Scharfschützen Position."
Viele junge Männer seien festgenommen und als "menschliche Schutzschilde" genutzt worden, berichtet der Mann weiter. Es habe "heftiges Gewehrfeuer" gegeben: "Unglaublich heftig. Um mich herum waren 30 Soldaten und sie schossen in das Camp hinein." Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen. Die israelische Armee hat betont, sie habe während der Operation alles getan, um Zivilisten zu schützen.
Eine Operation "mit Verfallsdatum"
Die israelischen Truppen gingen nach eigenen Angaben in Dschenin gezielt gegen Stützpunkte militanter Palästinenserorganisationen und deren Waffen- und Bombenwerkstätten vor. Die Armee erklärte, sie habe Tausende von Waffen und Sprengsätzen sichergestellt. Die Terroristen seien in ihren Fähigkeiten zurückgeworfen worden.
Amos Yadlin, ehemaliger israelischer General und jetzt Sicherheitsexperte, sprach im israelischen Sender Kanal 12 von bescheidenen Zielen, die erreicht worden seien: "Die Operation verhinderte, dass aus Dschenin ein zweiter Gazastreifen wird. Aber wer dachte, dass diese Operation den Terror auslöscht, der täuscht sich", so Yadlin. "Die Operation hat ein Verfallsdatum, das schon in zwei bis vier Monaten erreicht sein kann. Die Bewaffneten, die während der Operation geflohen und verschwunden sind, werden zurückkehren und wieder versuchen, dieses Mini-Gaza in Dschenin aufzubauen."
Raketen aus Gazastreifen abgefeuert
Aus dem von der militanten palästinensischen Hamas kontrollierten Gazastreifen wurden in der Nacht fünf Raketen auf Israel abgefeuert, die nach israelischen Angaben alle von der Luftabwehr abgeschossen wurden.
Verschiedene palästinensische Terrororganisationen kündigten Vergeltung für Dschenin an. Am Dienstag wurden bei einem Anschlag in Tel Aviv mehrere Menschen verletzt. Der palästinensische Attentäter wurde erschossen.