Recep Tayyip Erdogan geht an türkischen Soldaten vorbei.

Kriegssorgen im Nahen Osten Erdogan droht Israel mit Intervention

Stand: 29.07.2024 09:09 Uhr

Der Raketenangriff auf die Golanhöhen schürt die Angst vor der Ausweitung des Kriegs im Nahen Osten. Der türkische Präsident Erdogan hat nun eine militärische Einmischung ins Spiel gebracht - die Antwort aus Israel kam umgehend.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat Israel mit militärischer Einmischung gedroht. "So wie wir in Berg-Karabach reingegangen sind, so wie wir in Libyen reingegangen sind, werden wir mit ihnen dasselbe tun", sagte er in Bezug auf Israel während einer Veranstaltung seiner Regierungspartei AKP in Rize am Schwarzen Meer.

Erdogan bezog sich dabei auf den Berg-Karabach-Konflikt, wo Erdogan die Konfliktpartei Aserbaidschan unter anderem mit Drohnen unterstützte. Im Bürgerkriegsland Libyen unterstützt Ankara die international anerkannte Regierung mit militärischer Ausstattung und Personal.

Prompte Antwort aus Israel

Der israelische Außenminister Israel Katz warnte den türkischen Präsidenten prompt: "Erdogan tritt in die Fußstapfen von Saddam Hussein und droht mit einem Angriff auf Israel. Er soll sich nur daran erinnern, was dort geschah und wie es endete", schrieb Katz auf der Plattform X.

Im Jahr 2003 waren US-Truppen in den Irak einmarschiert. Der Militäreinsatz führte zum Sturz des damaligen irakischen Diktators Saddam Hussein. Drei Jahre später wurde Hussein wegen Massakern an Kurden und Schiiten hingerichtet.

Verhältnis drastisch verschlechtert

Seit Beginn des Kriegs haben sich die Beziehungen zwischen Israel und der Türkei drastisch verschlechtert. Erdogan nannte die Hamas eine "Befreiungsorganisation" und verglich Israels Regierungschef Netanyahu mit Adolf Hitler.

Mitte Juli erklärte Erdogan, sein Land wolle Kooperationen zwischen der NATO und dem Partner Israel künftig nicht mehr zustimmen, bis in den palästinensischen Gebieten nachhaltiger Frieden geschaffen werde. Die neuerlichen Drohungen des türkischen Staatschefs stehen in direktem Zusammenhang mit der Furcht vor einer wachsenden Kriegsgefahr im Nahen Osten.

Hisbollah streitet Verantwortung ab

Am Samstag war in der drusischen Ortschaft Madschdal Schams auf den Golanhöhen eine Rakete eingeschlagen. Mindestens zwölf Menschen im Alter von 10 bis 20 Jahren kamen dabei ums Leben. Israel und die USA machen die mit dem Iran verbündete Schiitenmiliz Hisbollah für den Angriff verantwortlich.

Die Golanhöhen sind ein strategisch wichtiges Felsplateau. Im Sechstagekrieg 1967 wurde das Gebiet von Israel erobert und 1981 annektiert. Dies wurde international aber nicht anerkannt.

Die Hisbollah teilte in einer Erklärung mit, sie habe mit dem Angriff nichts zu tun. Laut dem US-Nachrichtenportal Axios soll die Miliz den Vereinten Nationen erklärt haben, dass eine israelische Abwehrrakete die Explosion verursacht habe.

Auch der Iran machte Israel selbst für den Angriff in Madschdal Schams verantwortlich. Israels Generalstabschef Herzi Halevi sagte dagegen am Ort des Einschlags, es handele sich um eine Falak-Rakete der Hisbollah. UN-Vertreter riefen beide Seiten zu "größtmöglicher Zurückhaltung" auf.

Netanyahu: Hisbollah wird "hohen Preis" bezahlen

Schon wenige Stunden nach dem Angriff hatte Israels Ministerpräsident erklärt, die militant-islamistische Terrororganisation werde für den Angriff einen "hohen Preis" bezahlen. Die Regierung bereitet sich demnach auf einen Vergeltungsschlag gegen die Hisbollah im Libanon vor.

Das Sicherheitskabinett ermächtigte nach mehr als vierstündigen Beratungen Regierungschef Benjamin Netanyahu und Verteidigungsminister Yoav Gallant, "über die Art und Weise und den Zeitpunkt des Vorgehens gegen die Terrororganisation Hisbollah zu entscheiden", teilte das Büro des Ministerpräsidenten mit.

Berichte über Angriffe im Südlibanon

Das israelische Militär schoss vor der Morgendämmerung nach eigenen Angaben eine Drohne ab, die aus dem Libanon in den Norden Israels eingedrungen sei. Verletzte wurden nicht gemeldet. Zuvor wurden in Israel libanesische Medien zitiert, wonach es im Süden des Libanons Luftangriffe gab.

Unter anderem aus Hula habe es in der Nacht palästinensische Berichte über schwere Angriffe gegeben. Das Gebiet sei schon in den vergangenen Monaten mehrfach von Israels Luftwaffe ins Visier genommen worden. Ob es sich um die erwartete Reaktion Israels auf den Raketenangriff auf dem Golan handelte, war zunächst jedoch unklar.

Vom israelischen Militär gab es dazu zunächst keine Mitteilung. Das israelische Militär hatte nach dem Raketenangriff auf den Golanhöhen bereits in der Nacht zum Sonntag mehrere Ziele im benachbarten Libanon angegriffen.

Auslöser des Gaza-Kriegs war das beispiellose Massaker mit 1.200 Toten, das die Islamisten der Hamas zusammen mit anderen Gruppen aus dem Gazastreifen am 7. Oktober des Vorjahres im Süden Israels begangen hatten.