Yoon Suk Yeol vor der Antikorruptionsbehörde

Staatskrise in Südkorea Ermittler verhaften suspendierten Präsidenten Yoon

Stand: 15.01.2025 04:32 Uhr

Südkoreas suspendierter Präsident Yoon ist wegen der Verhängung des Kriegsrechts festgenommen worden. Wochenlang hatte er sich mit Sicherheitskräften in seiner Residenz verschanzt und so bislang seine Festnahme vereiteln können.

Nach mehreren gescheiterten Versuchen haben südkoreanische Ermittler den suspendierten Präsidenten Yoon Suk Yeol festgenommen. Das teilten die Ermittlungsbehörden mit.

Hunderte Polizisten und Ermittler der Antikorruptionsbehörde hatten sich in den frühen Morgenstunden vor Yoons Residenz versammelt. Trotz Protesten von Yoon-Anhängern und Mitgliedern seiner Regierungspartei gelang es den Behörden, den abgesetzten Präsidenten in Gewahrsam zu nehmen.

Kooperation, "um Blutvergießen zu vermeiden"

Ein Autokorso verließ die Tore seiner Residenz in den Bergen, wo sich Yoon seit Wochen hinter Stacheldrahtzäunen und einer kleinen Armee von Sicherheitsleuten verschanzt hatte. Danach traf er im Büro der Korruptionsbekämpfungsbehörde CIO ein.

In einer vorab aufgezeichneten Videobotschaft erklärte Yoon, dass er sich entschieden habe, sich der Befragung zu unterziehen, um ein "Blutvergießen" zu vermeiden. Er habe sich entschlossen, der Korruptionsbekämpfungsbehörde Rede und Antwort zu stehen, sagte Yoon.

Die Rechtmäßigkeit der Ermittlungen erkenne er jedoch nicht an. Yoons Anwälte bezeichneten die Festnahme als illegal und als Versuch, ihn öffentlich zu demütigen.

Polizisten in Südkorea versuchen, sich Zugang zum Präsidentenpalast zu verschaffen.

Ermittler waren vor Yoons Verhaftung in seine Residenz eingedrungen. Fernsehaufnahmen zeigten, wie die Einsatzkräfte mithilfe von Leitern auf das Gelände von Yoons Residenz gelangten. 

Zusammenstöße mit Sicherheitskräften

Ermittler waren zuvor in seine Residenz eingedrungen. Fernsehaufnahmen zeigten, wie die Einsatzkräfte mithilfe von Leitern auf das Gelände von Yoons Residenz gelangten. "Wir kennen nicht die genaue Anzahl der Leute, die in der Residenz sind, aber es sind Staatsanwälte dort", sagte ein Beamter der Antikorruptionsbehörde.

Vor der Festnahme kam es zu leichten Zusammenstöße mit Sicherheitskräften, die das Gelände der Residenz verteidigten. Sie verlief jedoch weitgehend friedlich. Zunächst hatte es deshalb geheißen, der Festnahmeversuch sei durch den militärischen Sicherheitsdienst verhindert worden.

Erfolgloser Festnahmeversuch bereits Anfang Januar

Bereits am 3. Januar hatten Beamte von Yoons präsidialem Sicherheitsdienst, darunter auch Soldaten, Ermittler an der Verhaftung des Präsidenten in seiner Residenz in Seoul gehindert. Diese gaben ihr Vorhaben daraufhin zunächst auf. Der neue Versuch zur Verhaftung Yoons basiert auf einem am Dienstag ausgestellten neuen Haftbefehl.

Yoon hatte Südkorea Anfang Dezember mit der kurzzeitigen Ausrufung des Kriegsrechts in eine politische Krise gestürzt. Er hatte in einem Haushaltsstreit von der Maßnahme Gebrauch gemacht und damit das In- und Ausland aufgeschreckt. Zehntausende Menschen gingen in der Folge gegen Yoon und für den Erhalt der Demokratie in Südkorea auf die Straße, aber auch Unterstützer Yoons demonstrierten.

Das Parlament sprach sich für eine Absetzung des Präsidenten aus, über die das Verfassungsgericht noch abschließend entscheiden muss. Das Verfahren begann am Dienstag.

Zudem begannen die Behörden nach der Ausrufung des Kriegsrechts Ermittlungen wegen Aufruhrs gegen den abgesetzten Staatschef. Yoon hatte es jedoch bis jetzt abgelehnt, mit der Staatsanwaltschaft zu sprechen, und verschanzte sich in der Präsidentenresidenz.