Zerstörte Strassenzüge in der Stadt Idlib, Syrien

Kämpfe in Syrien Assad bekommt Hilfe von Milizen aus dem Irak

Stand: 02.12.2024 13:23 Uhr

Nach den plötzlichen Angriffen von islamistischen Rebellen will Machthaber Assad zurückschlagen. Unterstützung bekommt er nun von pro-iranischen Milizen aus dem Irak. Und auch Russland greift in Syrien ein.

Der überraschende Vorstoß von islamistischen Milizen in Syrien hat Machthaber Baschar al-Assad in die Defensive gebracht. Jetzt erhält der Präsident Unterstützung, um wieder in die Offensive zu kommen. Konkret geht es um pro-iranische Milizen aus dem Irak. Sie sollen in der Nacht auf Montag in das Nachbarland gekommen sein. Das berichten mehrere Nachrichtenagenturen.

Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte spricht von rund 200 Kämpfern. "Das ist frische Verstärkung, die geschickt wird, um unseren Kameraden an der Front im Norden zu helfen", sagte ein syrischer Offizier der Nachrichtenagentur Reuters. Auch weitere schiitische Milizen aus dem Irak, die bereits in Syrien stationiert waren, seien mobilisiert worden, sagte ein Milizenführer der Nachrichtenagentur AP. Sie könnten bei der von Assad angekündigten Gegenoffensive helfen.

Iran und Russland helfen Assad

Im Irak sind zahlreiche schiitische Milizen aktiv, die dem Iran unterstehen. Dieser ist ein enger Verbündeter von Assad. Schon im syrischen Bürgerkrieg haben zahlreiche pro-iranische Milizen gekämpft. Auch die Hisbollah aus dem Libanon - ebenfalls vom Iran unterstützt - hatte Assad geholfen. Doch sie ist durch die israelischen Angriffe massiv geschwächt. Jetzt springen offenbar andere pro-iranische Gruppen dem syrischen Regime bei.

Der iranische Außenminister Abbas Araghtschi hatte dem syrischen Präsidenten bereits die Unterstützung Teherans zugesichert. Auch Russland steht an der Seite von Assad und fliegt Luftangriffe gegen die Milizen.

Die Dschihadisten unter Führung der sunnitischen Islamistengruppe Haiat Tahrir al-Scham (HTS) hatten Mitte vergangener Woche eine Offensive im Nordwesten Syriens begonnen und am Wochenende die Kontrolle über Aleppo, die zweitgrößte Stadt des Landes, übernommen. Außerdem waren sie in Richtung Idlib im Nordwesten des Landes und in die Nachbarprovinz Hama vorgerückt. Sie werden von der Türkei unterstützt.

Tote durch Luftangriffe

Die Regierungstruppen installierten Verteidigungslinien im Norden von Hama und bombardierten mit Hilfe russischer Kampfjets die Dschihadisten aus der Luft, um ihren Vormarsch aufzuhalten. Aus Kreisen der syrischen Regierung hieß es, die Armee habe Gebiete in der Umgebung von Hama, südlich von Aleppo, wieder zurückerobert.

Allein durch die Luftangriffe auf die von Rebellen kontrollierte Stadt Idlib wurden nach Angaben von Aktivisten des syrischen Zivilschutzes mindestens fünf Zivilisten getötet. Mindestens 30 Menschen wurden demnach verletzt, darunter Frauen und Kinder. Zahlreiche Wohngebäude seien zerstört worden. Die syrische Staatsagentur Sana meldete zudem Luftangriffe gemeinsam mit Russland in den Randbezirken der Stadt Al-Safira, südlich von Aleppo.

Innerhalb von fünf Tagen wurden nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte mehr als 440 Menschen getötet, die meisten davon Rebellen und Regierungskräfte. Unter den Toten seien auch mehr als 60 Zivilisten, teilte die Organisation mit Sitz in London mit. Sie beziehen ihre Informationen von einem Netz aus Informanten in Syrien.

Karte: Damaskus, Aleppo und Idlib in Syrien, Irak und Iran

Kurden sollen evakuiert werden

Betroffen von den Kämpfen im Norden Syriens sind auch die Kurden. Deren Militärbündnis hat angekündigt, kurdische Zivilisten aus mehreren Gebieten der Provinz Aleppo zu evakuieren. "Wir koordinieren uns aktiv mit allen relevanten Parteien in Syrien, um die Sicherheit unseres Volks zu gewährleisten und seine sichere Umsiedlung zu erleichtern", erklärte der Chef der Demokratischen Kräfte Syriens (SDF), Maslum Abdi. Die Menschen sollen demnach in "unsere sicheren Gebiete im Nordosten des Landes" gebracht werden.

Laut der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte sind rund 200.000 syrische Kurden von "pro-türkischen Gruppen belagert". Die Kommunikation in mehrheitlich von Kurden bewohnten Gebieten sei unterbrochen. Die Beobachtungsstelle äußerte die Befürchtung, dass "Massaker" an Kurden verübt werden könnten.

Mit Informationen von Anna Osius, ARD Kairo

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete BR24 am 02. Dezember 2024 um 13:07 Uhr.