Nach Assad-Sturz Syrische Regierung vergibt Posten an Frauen
In der neue Regierung in Syrien ist der Einfluss der islamistischen HTS-Miliz groß. Was dies für Folgen für Frauenrechte in dem Land hat, ist noch unklar. Mehrere Spitzenposten wurden nun jedoch mit Frauen besetzt.
Die von Islamisten dominierte Übergangsregierung in Syrien hat einer weiteren Frau einen wichtigen offiziellen Posten verliehen. Muhsina al-Mahithaui wurde zur Gouverneurin der Provinz Suwaida im Süden des Landes ernannt, wie die syrische Nachrichtenagentur Sana berichtete. Die Angehörige der drusischen Gemeinde studierte an der Universität Damaskus und leitete zuvor eine größere Bank in der Provinz Suwaida, aus der sie auch stammt.
Aiham al-Schufi, eine Aktivistin in der Region, bezeichnete al-Mahithaui als eine der führenden Figuren in den Protesten gegen die inzwischen gestürzte Regierung von Machthaber Baschar al-Assad. Sie sei "eine der ersten Frauen bei der friedlichen Bewegung in der Provinz Suwaida gegen die Regierung" gewesen. Trotz Schikanen der Regierung habe sie sich dabei nicht vom Weg abbringen lassen, sagte al-Schufi der deutschen Nachrichtenagentur dpa.
Geschäftsführende Direktorin der Zentralbank ernannt
Die Berufung von al-Mahithaui zur Gouverneurin ist die dritte Ernennung einer Frau auf einen höheren offiziellen Posten in der Übergangsregierung. Zuvor war mit Maysaa Sabrine eine Frau zur geschäftsführenden Direktorin der Zentralbank ernannt worden. Sabrine habe bereits zuvor wichtige Ämter in der Bank innegehabt, darunter die Position der ersten stellvertretenden Direktorin, teilte die Regierung mit.
Die Ernennung der neuen Zentralbankchefin folgte auf die Berufung von Aischa al-Dibas zur Leiterin des Büros für Frauenangelegenheiten.
Sorge vor Einschränkung von Frauenrechten
In Syrien und international wird genau beobachtet, ob die Übergangsregierung die Rechte von Frauen respektiert oder sie - wie etwa die Taliban in Afghanistan - aus dem öffentlichen Leben verdrängt. Äußerungen von HTS-Sprecher Obaida Arnaut, Frauen seien aufgrund ihrer "biologischen Natur" für das Amt einer Verteidigungsministerin oder für Rollen in der Justiz ungeeignet, hatten entsprechende Sorgen verstärkt.
Zudem sorgte eine Aussage von al-Dibas für Aufregung. Sie hatte dem türkischen Fernsehsender TRT gesagt, Frauen sollten sich nicht "ihrer von Gott gegebene Natur" widersetzen, insbesondere "ihrer erzieherischen Rolle in der Familie".
Der syrische Außenminister Assaad Hassan al-Schibani hatte daraufhin versucht, die Wogen zu glätten, und hatte im Onlinedienst X versichert, dass die Behörden "an der Seite" der Frauen stünden und "ihre Rechte voll unterstützen". Er betonte: "Wir glauben an die aktive Rolle der Frau in unserer Gesellschaft und haben Vertrauen in ihre Fähigkeiten und Kompetenzen."