Aufräumarbeiten nach Überschwemmungen in der italienischen Stadt Cesena.

Überschwemmungen in Italien "Das Wichtige ist, dass wir am Leben sind"

Stand: 19.05.2023 12:48 Uhr

Zwei Tage nach den Überschwemmungen in Italien finden die Helfer immer noch Tote: Inzwischen stieg die Zahl auf 14. Gleichzeitig kehren Menschen in ihre Häuser zurück, die Aufräumarbeiten laufen.

Von Andreas Strobel, Rom

Es sind Bilder, die Hoffnung machen: In einer schlammigen Straße in der Stadt Cesena stehen Helferinnen und Helfer, haben Besen in der Hand, dreckige Kleidung an - und sie singen. Im Lied Romagna Mia geht es um die Sehnsucht nach der Heimat Emilia-Romagna, die italienische Region, die am stärksten betroffen ist von den jüngsten Unwettern.

Nach Überschwemmungen in Italien gilt immer noch höchste Alarmstufe

Irini Bafas, ARD Rom, tagesschau, 20.05.2023 12:00 Uhr

"Es gibt sehr viele Menschen, die nach Hilfe beim Aufräumen fragen. Sie haben gehört, dass viele Jugendliche mithelfen wollen", berichtet eine Helferin in Cesena von den Aufräumarbeiten. Und zu tun gibt es hier genügend. Eine Frau in Cesena berichtet von der Situation bei ihr zu Hause: "Wir haben weder Strom noch Gas, das Wasser steht bei uns anderthalb oder zwei Meter hoch. Das Wichtige ist aber ja, dass wir am Leben sind."

Schäden in Höhe von mehreren Milliarden Euro

Nicht weit von Cesena liegt Faenza. In der Stadt stand das Wasser mehrere Meter hoch. Am Morgen findet die Polizei hier die Leiche eines über 70-jährigen Mannes. 

Nach Unwetter-Katastrophe in Italien haben etwa 20.000 Menschen ihre Häuser verlassen müssen

tagesschau, 19.05.2023 12:00 Uhr

In der Nacht auf Mittwoch hatte es vor allem in der Region Emilia-Romagna heftige Niederschläge gegeben, teilweise fielen dort mehrere Hundert Millimeter Regen in kurzer Zeit. Die Folge: Flüsse traten über die Ufer, es kam zu Hunderten Hangrutschen. Auf Videos aus der Region ist zu erkennen, wie Häuser bis zum Dach unter Wasser stehen.

Die Bilanz der Unwetter ist dramatisch: Weit mehr als 20.000 Menschen mussten ihre Häuser verlassen, die Schäden in der Region belaufen sich wohl auf mehrere Milliarden Euro, noch immer gilt die höchste Stufe der Unwetterwarnung.

Italienische Regierung kündigt Soforthilfen an

Auch die bei Urlaubern beliebte Stadt Ravenna ist von den Unwettern betroffen. "Wir konnten mehrere Dutzend Personen retten und haben auch Hubschrauber eingesetzt. Zuerst haben wir zwei Kinder aus einem Schlauchboot gerettet, dann noch ihre Mutter", berichtet Francesco Cimmino, der Direktor der Küstenwache der Region von den Einsätzen.

Die italienische Regierung hat derweil angekündigt zu reagieren: Am kommenden Dienstag will sie ein Dekret mit Sofortmaßnahmen beschließen, darunter eine Soforthilfe von 20 Millionen Euro für die Emilia-Romagna.

Der Landwirtschaftsverband Coldiretti berichtet, dass Tausende landwirtschaftliche Betriebe unter Wasser stehen. Zehntausende Hektar mit Obstbäumen, Weinbergen und Getreide seien überschwemmt, so der Verband. Auch Tiere seien in den Fluten ertrunken, außerdem könne die Versorgung der verbliebenen Tiere mit Futter nicht gewährleistet werden.

Das genaue Ausmaß der Zerstörung in der Region dürfte sich erst nach und nach so richtig zeigen.

 

Andreas Strobel, ARD Rom, tagesschau, 20.05.2023 06:14 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 19. Mai 2023 um 12:00 Uhr.