Orban zu Besuch bei Putin

Trotz Kritik der EU Orban bei Putin in Moskau eingetroffen

Stand: 05.07.2024 12:11 Uhr

Zuvor war darüber spekuliert worden, nun teilte sein Sprecher es offiziell mit: Ungarns Ministerpräsident Orban trifft sich in Moskau mit Russlands Präsident Putin. Die EU hatte die Reise bereits vorab scharf kritisiert.

Ungarns rechtspopulistischer Ministerpräsident Viktor Orban ist zu einem Treffen mit Russlands Präsident Wladimir Putin in Moskau eingetroffen. Das teilte sein Sprecher mit. Damit bestätigte er Berichte über ein geplantes Treffen mit Putin.

Auf der Plattform X teilte Orban ein Bild aus Moskau und schrieb. "Die Friedensmission geht weiter. Zweiter Stopp: Moskau." Auch Putins Sprecher Dmitri Peskow sagte im russischen Staatsfernsehen, dass die beiden Politiker über den Krieg in der Ukraine sprechen wollten.

Zuvor war Orban zu Besuch in Kiew - das erste Mal seit Kriegsbeginn. Dort forderte er den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj dazu auf, eine Feuerpause in Erwägung zu ziehen, um Verhandlungen zu ermöglichen. Die Beziehungen zwischen Kiew und Budapest gelten als angespannt, weil Orban mehrfach Hilfen für die Ukraine verzögert hatte und Sanktionen gegen Russland zu verhindern suchte. Trotz des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine pflegt Orban weiter gute Beziehungen zum Kremlchef.

Kritik von der EU

Die Europäische Union hatte das Treffen mit Putin bereits im Vorfeld scharf kritisiert. Auch jetzt nach der offiziellen Bestätigung betonte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell auf X: Orban vertrete nicht die EU. Die Positionen der EU-Kommission zum russischen Krieg gegen die Ukraine schlossen offizielle Kontakte zwischen der EU und Präsident Putin aus. Orbans Besuch in Moskau falle "ausschließlich in die bilateralen Beziehungen zwischen Ungarn und Russland", so Borrell.

Zuvor hatte Borrell bereits daran erinnert, dass gegen Putin bereits seit März 2023 ein Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs (IStGH) wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen in der Ukraine vorliegt.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen schrieb auf X: "Beschwichtigung wird Putin nicht aufhalten." Nur Einheit und Entschlossenheit werde den Weg zu einem umfassenden, gerechten und dauerhaften Frieden in der Ukraine ebnen, so die CDU-Politikerin.

Scholz: Orban nicht als Vertreter der EU in Moskau

Auch Bundeskanzler Olaf Scholz betonte, dass Orban nicht als Vertreter der EU in Moskau Gespräche führe, sondern als Vertreter Ungarns. Repräsentant der EU-Regierungen sei der Präsident des Europäischen Rats, Charles Michel. Es bleibe bei der entschiedenen Politik der EU gegenüber Putin, so Scholz.

Der finnische Ministerpräsident Petteri Orpo nannte das Vorgehen Orbans verstörend. "Sein Besuch zeigt Missachtung der Aufgaben der EU-Ratspräsidentschaft und untergräbt die Interessen der Europäischen Union." Ungarn hat vor wenigen Tagen die die rotierende EU-Ratspräsidentschaft übernommen.

Orban: Kein Frieden vom Sessel aus

Orban selbst hatte - noch vor der Bestätigung der Reise - auf X geschrieben: "Vom bequemen Sessel in Brüssel aus kann man keinen Frieden schaffen." Auch wenn Ungarn als EU-Ratspräsidentschaft kein Mandat habe, im Namen der EU zu verhandeln, "können wir uns nicht zurücklehnen und darauf warten, dass der Krieg auf wundersame Weise endet. Wir werden ein wichtiges Instrument sein, um die ersten Schritte in Richtung Frieden zu machen." 

Der rechtspopulistische Regierungschef hatte Putin bereits im Oktober 2023 bei einem Gipfeltreffen in Peking getroffen, was in der EU ebenfalls Empörung ausgelöst hatte.