Einsatzkräfte helfen in einem von Überschwemmungen betroffenen Gebiet in Catarroja, Spanien.

200 Tote nach Flut in Spanien Bangen, suchen, retten

Stand: 04.11.2024 18:52 Uhr

Fieberhaft geht die Suche nach Überlebenden weiter: Knapp eine Woche nach dem verheerenden Unwetter im Osten Spaniens bangen viele Menschen noch immer um ihre Angehörigen. Zugleich wächst auch die Wut in der Region.

Tiefgaragen werden bei Hochwasser schnell zu Todesfallen. Die Tiefgarage des Einkaufszentrums Bonaire in dem valencianischen Ort Aldaia hat Platz für bis zu 5.000 Fahrzeuge. Dutzende Tote könnten sich dort befinden - doch bislang haben sich diese Befürchtungen laut Angaben der Polizei nicht bewahrheitet.

Gewissheit gibt es allerdings noch keine, die Suche geht weiter. Für die Retter und Polizeitaucher ist sie gefährlich. Daher spielen Drohnen eine wichtige Rolle, um sich einen Eindruck von der Situation im Inneren der Garage zu verschaffen, sagt Polizeisprecher Ricardo Gutierrez.

Sorge vor Krankheitserregern oder Giftstoffen im Wasser

Neben Soldaten, Polizisten und Feuerwehrleuten helfen Tausende von Freiwilligen seit Tagen im Katastrophengebiet beim Aufräumen. Neben der Einsturzgefahr vielerorts wächst die Sorge vor Krankheitserregern oder Giftstoffen in der braunen Brühe. Viele tragen Schutzmasken.

Das Wasser und der Schlamm seien jetzt schon so viele Tage hier, sagt eine freiwillige Helferin. "Es gab tote Menschen und Tiere und deshalb viele Giftstoffe und Gase, die gefährlich sein können. Es könnte zu einer Epidemie kommen. Deshalb ist es besser, eine Maske zu tragen, um sich nicht anzustecken."

Zeitpunkt der Warn-SMS als Kritikpunkt

In dem Ort Paiporta, der besonders schwer von den Überflutungen betroffen war, hat der 22-jährige Oscar zusammen mit einem Freund am Wochenende Autos aus dem Schlamm befreit. Die beiden sind sauer, sie werfen der Regierung Versagen vor. "Die Regierung bewegt sich nicht. Niemand bewegt sich. Nur wir, die hier leben, sehen, was passieren kann und dass Menschen sterben", sagt Oscar. "Sie lassen es zu, dass Menschen in die Häuser eindringen und sie ausrauben. Nicht nur die Zentralregierung, es ist vor allem die Regierung von Valencia." 

Die beiden Freunde glauben, dass die Katastrophe hätte verhindert werden können, wenn früher darüber informiert worden wäre. Die Frage nach dem Zeitpunkt der Warn-SMS an die Bevölkerung ist seit Beginn der Katastrophe ein Streitthema.

Viele Spanierinnen und Spanier fragen sich zudem, warum es so lange gedauert hat, bis Soldaten und andere Militärangehörige den regionalen Rettungskräften helfen konnten.

Rufe nach Rücktritt des Regionalpräsidenten

Rufe nach dem Rücktritt des Regionalpräsidenten der Provinz Valencia werden laut. Auf diese Diskussion will Javier Marcos, der Leiter der militärischen Katastrophenschutzeinheit UME, sich während der Pressekonferenz nach der Sitzung des Krisenstabs in der Nähe von Madrid offenkundig nicht einlassen. Seine Mission sei klar, sagt er: Dienen, um zu retten. "Als Einsatzleiter, Militärangehöriger und Soldat zählt für mich nur eins: Leben zu retten", sagt Marcos.

Wie viele Menschen genau noch vermisst werden, ist weiterhin unklar. In den betroffenen Gebieten hoffen die Menschen darauf, dass sich die Wetterlage bald beruhigt. Normal wird dort aber so schnell nichts wieder sein.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 04. November 2024 um 18:25 Uhr.