Nach Aus der Autonomierechte Modi verheißt Kaschmir Aufschwung
Nach dem Ende der Autonomierechte Kaschmirs hat Indiens Premier Modi der Region mehr Geld, Touristen und Wahlen versprochen. Doch die Bewohner fühlen sich wie Gefangene in ihren Häusern.
Eine blühende Zukunft hat Indiens Premierminister, Narendra Modi, den Kaschmiris in Aussicht gestellt. Die Provinz Kaschmir werde durch ihren neuen Status als regulärer indischer Bundesstaat einen wirtschaftlichen Aufschwung erleben. Die Neuregelung werde Investitionen und Touristen ins Land bringen und so zum Frieden beitragen, sagte Modi in einer Fernsehansprache.
Der Sonderstatus habe nur Korruption verursacht, Separatismus gefördert und Terrorismus hervorgebracht, so Modi. "Die Artikel 370 und 35A wurden von Pakistan als Waffe benutzt, um anti-nationale Gefühle in Kaschmir zu schüren. Dadurch sind allein in den vergangenen drei Jahrzehnten mehr als 42.000 Menschen ums Leben gekommen", erklärte der Premierminister.
"Wir wollen schon bald Wahlen in Kaschmir abhalten, es wird eine neue Regierung gebildet, in der junge, engagierte Abgeordnete Minister und Regierungschefs werden können. Mit diesem neuen System können wir Kaschmir von Terrorismus und Separatismus befreien."
Angespannte Lage
Bei den Kaschmiris ist die Botschaft wahrscheinlich noch nicht ganz angekommen. Seit Anfang der Woche ist die Region um die Hauptstadt Srinagar fast völlig von der Außenwelt abgeschnitten. Internet und Telefon sind blockiert, es gilt eine Ausgangssperre und es soll bereits mehr als 500 Festnahmen gegeben haben. Denn die jungen Kaschmiris haben auch in den vergangenen Tagen trotz Versammlungsverbot gegen die riesige Militärpräsenz protestiert.
Die Lage sei extrem angespannt, sagte Mehraj Ahmed, ein Einwohner von Srinagar, einem Reporter der Nachrichtenagentur Reuters: "Man sieht kaum jemanden auf der Straße. Das ist nicht wie bei einer Ausgangssperre, die Leute sind eingesperrt in ihren Häusern. Und es wird täglich schlimmer. Ich habe das Gefühl, hier bricht gleich ein Flächenbrand aus. Alles, was die Regierung macht, ist nicht gut für uns."
Durch die von Soldaten überwachte Ausgangssperre fühlen sich viele in Kaschmirs Hauptstadt Srinagar wie Gefangene in ihren Häusern.
Vereinte Nationen rufen zur Zurückhaltung auf.
Pakistan hat die Entscheidung Indiens, der Region Kaschmir den Sonderstatus und die damit verbundenen Autonomierechte zu entziehen, scharf kritisiert. Premierminister Imran Khan warnte vor neuer Gewalt und einer möglichen militärischen Eskalation, mit "unvorstellbaren Konsequenzen".
Die Vereinten Nationen riefen die beiden Atommächte zur Zurückhaltung auf. Doch die Kriegsgefahr scheint im Moment gebannt. Pakistans Außenminister Shah Mehmood Qureshi sagte gestern Abend, man prüfe politische, diplomatische und rechtliche Optionen.
Pakistans Außenminister Shah Mehmood Qureshi will keine militärische Option seines Landes prüfen.
"Indien behauptet, Kaschmir sei eine interne Angelegenheit. Aber das ist es nicht, aus historischer Perspektive nicht, und auch aus rechtlicher und moralischer Perspektive nicht", sagte er. "Wir weisen diese Auffassung zurück und werden mit politischen, diplomatischen und rechtlichen Möglichkeiten dagegen vorgehen. Eine militärische Option streben wir nicht an."
Keine Entspannung zum muslimischen Opferfest
Am Montag beginnt das muslimische Opferfest Eid al Adha, ein bedeutender Feiertag in Kaschmir, wie in der ganzen muslimischen Welt. Dabei gibt es normalerweise ein Festessen im Freundes- und Familienkreis. Der quasi Ausnahmezustand in Kaschmir soll Medienberichten zufolge aber aufrecht erhalten werden, voraussichtlich bis zum indischen Unabhängigkeitstag am Donnerstag nächster Woche.