Großbritannien Kemi Badenoch ist neue Chefin der Konservativen
Ein konservativer Premier nach dem anderen gescheitert, Debakel bei der Wahl im Sommer: Die britischen Torys haben schwere Zeiten hinter sich. Jetzt haben sie die Parteirechte Badenoch zu ihrer neuen Chefin gewählt.
Kemi Badenoch soll die Konservative Partei in Großbritannien nach der historischen Niederlage bei der Parlamentswahl zurück in die Regierung führen. Die Mitglieder wählten die ehemalige Handelsministerin zur Parteichefin. Bei der entscheidenden Stichwahl erhielt sie 57 Prozent der Stimmen. Die Parteirechte ist damit die Nachfolgerin von Ex-Premierminister Rishi Sunak.
Innerhalb weniger Jahre nach dem Brexit-Votum im Juni 2016 waren fünf Premierministerinnen und -minister gescheitert: David Cameron, Theresa May, Boris Johnson, Liz Truss und zuletzt Sunak. Seit der Wahl im vergangenen Juli stellen die Tories nur noch 121 der 650 Abgeordneten im Londoner Unterhaus - das schlechteste Ergebnis seit 1832.
Gegen fünf Konkurrenten durchgesetzt
Insgesamt waren sechs Bewerberinnen und Bewerber angetreten. Moderate Kandidaten wie Ex-Innenminister James Cleverly schieden aber bei den Abstimmungen in der Fraktion aus, bevor nun die Mitglieder das letzte Wort hatten.
Die 44 Jahre alte Badenoch gilt wie ihr zuletzt unterlegener Kontrahent, der frühere Staatssekretär für Migration, Robert Jenrick, als Vertreterin des rechten Parteiflügels.
"Anti-Woke-Kulturkriegerin"
Badenoch ist auch ein Liebling der Parteibasis. Dabei gab die studierte Computerwissenschaftlerin im parteiinternen Wahlkampf nur wenig Details zu ihren politischen Vorhaben preis.
Die 44-Jährige gibt sich seit Langem als "Anti-Woke-Kulturkriegerin", die mit Äußerungen gegen das angeblich linksliberale Establishment auffällt. Auch während ihrer Zeit als Ministerin für Gleichberechtigung - das Amt hielt sie zusätzlich zu ihrem anderen Kabinettsposten - äußerte sie sich unter anderem kritisch über Genderfragen und plädierte gegen eine Anhebung des Mutterschaftsgelds.
Badenoch ist die erste Schwarze an der Spitze einer der größeren britischen Parteien. Sie wurde in London geboren, wuchs aber in Nigeria auf, woher ihre Eltern stammen.