Rauch entspringt dem Kühlturm des Kernktraftwerks Davis Besse in Ohio, USA

Künftige US-Regierung Wie Trump die AKW-Branche wiederbeleben will

Stand: 16.11.2024 11:33 Uhr

Schon die Biden-Regierung wollte die Atomkraft hochfahren, um ihre Klimaziele zu erreichen - und auch der künftige US-Präsident Trump setzt auf Kernenergie. Doch neue Meiler brauchen Zeit. Mini-Kraftwerke sollen es nun richten.

"Wer wird für Amerikas Energiedominanz sorgen?", ruft Doug Burgum, der Gouverneur von North Dakota, den Delegierten beim Republikaner-Parteitag zu. "Trump!", skandieren die zurück. Das war Mitte Juli.

Zur Belohnung wird Burgum jetzt Innenminister und damit Vorsitzender des neu zu schaffenden Nationalen Energierates. Und der soll festlegen, welchen Anteil die Kernenergie am Energiemix unter Trump haben wird.

Er sei glücklich darüber, dass jetzt eine Renaissance der Atomkraft beginne, sagt der künftige US-Präsident. So könne saubere, erneuerbare und emissionsfreie Energie gewonnen werden.

Erster US-Meiler seit Jahrzehnten im Bau

Ein wenig überraschend kommt es schon, dass Trump jetzt sein grünes Herz entdeckt haben will. Zumal die Atomindustrie zuletzt mit herben Rückschlägen zu kämpfen hatte. In Georgia werden derzeit die beiden ersten US-Großmeiler seit über 30 Jahren gebaut. Mit 35 Milliarden Dollar (33 Milliarden Euro) Herstellungskosten sind sie doppelt so teuer geworden wie angenommen, die Bauzeit verlängerte sich um sieben Jahre. Wenig Anreiz für weitere Investitionen dieser Art also.

Trump will ab Januar die Atompolitik der USA überprüfen lassen und dann die Branche wiederbeleben. Der Trend ist längst da: Schon die Biden-Regierung wollte den 20-Prozent-Anteil von Atomstrom am Energiemix hochfahren, als Beitrag zum Klimaschutz.

Fünf Bundesstaaten haben unlängst ihre jahrzehntealten Baustopps für Atomkraftwerke aufgehoben. Und die Branche setzt auf sogenannte SMR, Small Modular Reactors. Das sind Mini-AKW, die schneller und günstiger herzustellen sind als die Großmeiler.

Trump angetan von Mini-Kraftwerken

SMR bestehen aus einzelnen Modulen, die im Werk vorgefertigt und dann am Standort mit wenig Aufwand zusammengesetzt werden können, erklärt der Uran-Industrie-Lobbyist Scott Melbye. Mit den modularen Mini-Meilern will die Branche die Herstellungskosten immens drücken.

Auch Trump kann den SMR einiges abgewinnen. In Frankreich und anderen AKW-freundlichen Nationen würden jetzt verstärkt kleinere Kraftwerke gebaut - und nicht der gleiche Unsinn gemacht wie in den USA, mit ihren grotesk teuren Großmeilern.

Rückhalt in Bevölkerung gewachsen

Tatsächlich hat die Atomaufsichtsbehörde NRC (Nuclear Regulatory Commission) erst einen Typus Kleinreaktor zugelassen, den der Firma NuScale Power in Portland. Bei den derzeit 53 AKW dürfte es in den USA also nicht bleiben. Möglicherweise hat irgendwann jedes Rechenzentrum sein eigenes kleines Mini-Kernkraftwerk auf dem Hof stehen.

Die gesellschaftliche Akzeptanz dafür wächst jedenfalls: 57 Prozent aller Amerikaner befürworten aktuell den Ausbau der Kernenergie. 2016 waren es noch 43 Prozent.