UN-Bericht Vorurteile gegen Frauen bei neun von zehn Menschen
Chronische Vorurteile gegenüber Frauen: Ein UN-Bericht zeigt auf, dass sich das Ausmaß der weltweit verbreiteten Vorurteile gegenüber Frauen binnen zehn Jahren nicht verbessert hat. Eine positive Veränderung zeigte sich aber in Deutschland.
Das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) kommt in einem Bericht zur Einschätzung, dass Vorurteile gegen Frauen weltweit unverändert weit verbreitet sind. Der am Montag in New York vorgelegte "2023 Gender Social Norms Index" (GSNI) verzeichne etwa seit zehn Jahren keine Verbesserungen, erklärte das UNDP. Fast neun von zehn Männern und Frauen weltweit hätten nach wie vor Vorurteile gegenüber Frauen, hieß es in dem UNDP-Bericht.
Diese Vorurteile wirkten sich auf die Einhaltung von Menschenrechten aus und führten zu einer Unterrepräsentation von Frauen in Führungspositionen. Der GSNI umfasst Daten aus 80 Ländern und deckt nach UN-Angaben rund 85 Prozent der Weltbevölkerung ab. Die Daten erhob UNDP auf Basis von Umfragen aus den Jahren 2017 bis 2022 mit Antworten aus diesen 80 Ländern und Regionen.
Grundlage des Berichts war die Frage nach insgesamt sieben bekannten Vorurteilen, von denen insgesamt gut 87 Prozent aller Frauen und rund 90 Prozent aller Männer mindestens eines vertraten. Die Vorurteile seien "weit verbreitet" und "tief verwurzelt", so der Bericht.
Demnach denken zum Beispiel immer noch mehr als zwei Drittel der Menschen weltweit, dass Männer bessere politische Führungskräfte seien als Frauen. Ein Viertel findet es gerechtfertigt, wenn ein Mann seine Frau schlage. Nur 27 Prozent gaben an, dass es für die Demokratie wichtig sei, dass Frauen dieselben Rechte hätten wie Männer. Fast die Hälfte (46 Prozent) der Menschen denkt, dass Männer ein größeres Anrecht auf eine Arbeitsstelle hätten als Frauen, und 43 Prozent halten Männer für bessere Führungskräfte in der Wirtschaft.
UN: Soziale Normen wirken negativ auf Gesellschaft
Der Gender Social Norm Index zeige demzufolge "keine Verbesserung bei Vorurteilen gegen Frauen in einem Jahrzehnt" - und das "trotz einflussreicher globaler und lokaler Kampagnen für Frauenrechte" wie MeToo, bilanzierte das UNDP. Die Daten seien "ernüchternd", hieß es. "Soziale Normen, die die Rechte von Frauen einschränken, wirken sich auch negativ auf die Gesellschaft im Ganzen aus und hindern die Erweiterung der menschlichen Entwicklung", sagte der bei UNDP für den Report zuständige Pedro Conceição. "Wenn die Frauen Freiheiten und Autonomie erlangen, profitieren alle", so Conceição.
Der Bericht ruft Regierungen weltweit dazu auf, ihre "entscheidende Rolle" bei den sich verändernden Geschlechterrollen wahrzunehmen - unter anderem mit der Unterstützung von Elternzeit.
Verbesserte Situation in Deutschland
In einigen Ländern der Welt habe sich die Situation aber verbessert, heißt es in dem Bericht - darunter in Deutschland. Der Teil der deutschen Bevölkerung, der überhaupt keine Geschlechter-Vorurteile habe, sei von durchschnittlich 42 Prozent im Jahr 2017 auf 63 Prozent im vergangenen Jahr gestiegen.