US-Wahl 2024

Ein Bild des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump und der demokratische Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris
analyse

Start in die heiße Wahlkampfphase Harris gegen Trump - Aufbruch gegen Rückblick

Stand: 24.08.2024 05:00 Uhr

Die Parteitage der Demokraten und der Republikaner sind vorbei. Harris gegen Trump: Mit welchen Positionen versuchen die beiden Bewerber zu punkten? Und worin bestehen ihre Gegensätze?

Noch vor gut einem Monat war ein Großteil der Amerikaner vom Präsidentschaftswahlkampf sehr frustriert, weil viele den beiden betagten Kandidaten wenig abgewinnen konnten. Nach dem Rückzug Joe Bidens gibt es nun einen Generationswechsel: Die 59-jährige Kamala Harris tritt gegen den 78-jährigen Donald Trump an.

Das heißt nicht nur Jung gegen Alt, sondern auch Schwarz gegen Weiß, Frau gegen Mann, Zukunft gegen Vergangenheit. Wo stehen die beiden Kandidaten - nun, da die Parteitage vorbei sind und der Wahlkampf in seine heiße Phase geht?

Demokraten: Euphorie, Optimismus und Aufbruch

Eins muss man den Demokraten lassen: Sie haben im Gegensatz zu den Republikanern eine weitaus glamourösere Show auf die Parteitagsbühne gestellt. Viele Stars aus der Musik- und Showbranche stehen hinter ihnen: von Stevie Wonder über John Legend bis Pink und Oprah Winfrey.

Fast jeder Parteitagsrede in Chicago fiel das Wort "Joy" (deutsch: Freude). Die Demokraten wirkten wie entfesselt und reiten seit dem Rücktritt Bidens von der Kandidatur auf einer Welle der Euphorie, des Optimismus und des Aufbruchs. So blickte auch Kamala Harris in ihrer Nominierungsrede konsequent nach vorne.

Sie seien dabei, einen neuen Weg einzuschlagen, sagte die frisch gekürte Präsidentschaftskandidatin. In eine Zukunft mit einem starken und wachsenden Mittelstand, weil dieser entscheidend sei für Amerikas Erfolg. Wenn man es mit Donald Trump vergleiche, sagte sie weiter, wisse jeder, dass er nicht für den Mittelstand kämpfe. Stattdessen kämpfe er für sich und seine Freunde, die Milliardäre.

Immer wieder skizzierte Harris, dass Trump nur an sich selbst denke und eine Bedrohung für die Demokratie darstelle. Würde er ins Weiße Haus einziehen, hätte das ernste Konsequenzen.

Trump schürt Angst

Trump dagegen hat einen schwierigen Monat hinter sich. Nach dem Attentat auf ihn Mitte Juli glaubte er, den Wahlsieg schon in der Tasche zu haben. In dieser Woche bemühte er sich nun verzweifelt um Aufmerksamkeit. Bei einem Auftritt in Michigan wetterte er - wie gewohnt - gegen Harris und machte sie für die illegalen Einwanderer verantwortlich.

Sie habe Millionen Menschen erlaubt, über die offenen Grenze unkontrolliert in unser Land einzudringen, sagte Trump. Sie kämen aus Gefängnissen, aus Irrenanstalten aus der ganzen Welt, nicht nur aus Südamerika.

Wenn Harris Präsidentin wäre, würde sie weitere 100 Millionen Illegale ins Land lassen, so Trump wenig später in Arizona. Der 78-Jährige schürt Angst, konzentriert sich in seinen Reden vor allem auf das Negative, die angeblich zunehmende Kriminalität und den Verfall des Landes unter den "radikalen Sozialisten", wie er Biden und Harris nennt. Die Kriminalität in Amerika sei außer Kontrolle, sagte Trump.

Republikaner hat Wahlkampfstrategie noch nicht gefunden

Statt nach vorne blickt der Republikaner häufig zurück, spricht immer noch von der gestohlenen Wahl 2020 und schwört Rache an all denjenigen, die ihn in einer angeblichen Hexenjagd verfolgen.

So richtig hat Trump seine Wahlkampfstrategie noch nicht gefunden. Ihm ist noch nicht mal ein guter Schimpfname für Harris eingefallen. Derzeit nennt er sie "comrade" (deutsch: Genossin).

Immerhin kann er nun auf ein paar mehr Wählerstimmen von Robert F. Kennedy hoffen. Der unabhängige Kandidat ist - zumindest in den Swing States - aus dem Rennen um die Präsidentschaft ausgeschieden und will nun den Republikaner unterstützen.

Wie wollen die Kandidaten Wahlversprechen umsetzen?

Auch in den Umfragen hat Trump verloren. In den wichtigen Swing States liefern er und Harris sich derzeit ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Was die Parteikasse angeht, hat die 59-Jährige klar die Nase vorne. Harris konnte im vergangenen Monat 500 Millionen Dollar an Wahlkampfspenden einsammeln.

Eins jedoch haben beide Präsidentschaftsanwärter gemeinsam: Sie haben noch nicht erklärt, auf welche Art und Weise sie ihre Wahlversprechen umsetzen wollen. Da gibt es noch an vielen Stellen Klärungsbedarf.

Die nächste Herausforderung wartet am 10. September auf die beiden Kandidaten. Dann werden sie in einem TV-Duell aufeinandertreffen.