Menschen versammeln sich in der Nähe eines Ortes, der von einem Angriff auf die südlichen Vororte von Beirut getroffen wurde.

Nach Angriff auf Golanhöhen Israel greift Hisbollah-Kommandeur in Beirut an

Stand: 30.07.2024 20:40 Uhr

Das israelische Militär hat nach eigenen Angaben bei einem Angriff in Beirut einen Kommandeur der Hisbollah ins Visier genommen. Er soll für den Tod von zwölf Minderjährigen bei dem Raketenangriff auf den Golanhöhen verantwortlich sein.

Drei Tage nach einem tödlichen Raketenangriff auf den Golanhöhen hat Israel in der libanesischen Hauptstadt Beirut einen "gezielten Angriff" auf einen Kommandeur der Schiitenmiliz Hisbollah durchgeführt. Das berichtete die israelische Armee. Der Kommandeur soll demnach für den Tod von zwölf Minderjährigen auf den Golanhöhen verantwortlich sein.

Karte: Israel, Syrien, Golanhöhen

Hisbollah-Kommandeur bereits von US-Behörden gesucht

Laut verschiedenen Medienberichten und libanesischen Sicherheitskreise soll es sich bei der Zielperson um Fuad Schukr handeln. Er gilt als enger Berater von Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah und zählt zu den höchsten Militärkommandeuren in der Bewegung. Er ist nach Angaben der US-Regierung Mitglied des höchsten militärischen Gremiums der Hisbollah. Seit 2017 wird er außerdem von US-Behörden wegen Verstrickungen in einen Anschlag auf US-Truppen in Beirut 1983 gesucht.

Ob der Hisbollah-Kommandeur den Angriff überlebt hat, ist bislang unklar. Die Angaben dazu gehen auseinander. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtet unter Berufung auf Sicherheitskreise, der Kommandeur habe überlebt.

Reuters zufolge sollen bei dem Angriff eine Frau getötet und sieben weitere Menschen verletzt worden sein. Offizielle Angaben dazu liegen bislang nicht vor.

Mehrere Gebäude getroffen

Die libanesische Nachrichtenagentur NNA berichtete von einem "feindlichen Überfall" im Beiruter Vorort Haret Hreik. Der Hisbollah-nahe Fernsehsender Al-Manar zeigte Bilder von chaotischen Szenen. Mindestens vier Gebäude seien bei dem Angriff beschädigt worden.

Wie im Fernsehen zu sehen war, riefen Menschen auf der Straße: "Gott segne Nasrallah." Andere riefen: "Netanyahu wird den Preis dafür zahlen." Augenzeugen berichteten, dass der Angriff auf ein achtstöckiges Gebäude gezielt habe. Demnach wurde das Obergeschoss getroffen.

Libanon will Beschwerde bei UN einreichen

Der libanesische Außenminister Abdallah Bou Habib sagte, seine Regierung verurteile den israelischen Beschuss auf Beirut. Der Libanon wolle deshalb eine Beschwerde bei den Vereinten Nationen einreichen. Bou Habib sagte zudem, er hoffe, dass eine Reaktion der Hisbollah nicht zu einer Eskalation führen werde.

Israels Verteidigungsminister Yoav Gallant reagierte auf der Online-Plattform X und schrieb: "Die Hisbollah hat eine rote Linie überschritten."

Das russische Außenministerium bezeichnete den Luftangriff auf Beirut "als schwerwiegende Verletzung des Völkerrechts", wie die Nachrichtenagentur TASS berichtete.

Die Sprecherin des Weißen Hauses, Karine Jean-Pierre, betonte, dass ein Krieg zwischen der Hisbollah und Israel nicht unvermeidbar sei.

Israel und Hisbollah bekämpfen sich seit Monaten

Am Samstagabend hatte ein Angriff auf die von Israel annektierten Golanhöhen einen Fußballplatz in der Stadt Madschdal Schams getroffen. Israel machte die schiitische Hisbollah-Miliz für den Angriff verantwortlich und kündigte Vergeltung an. Die Hisbollah bestritt jegliche Beteiligung.

Israel und die vom Iran unterstützte libanesische Hisbollah liefern sich seit Beginn des Nahost-Krieges im Oktober fast täglich Feuergefechte an der Grenze. Beide Seiten scheinen bisher darauf bedacht zu sein, eine Eskalation zu vermeiden. Doch die Angriffe nahmen zuletzt zu.

Die Schiitenmiliz handelt nach eigenen Aussagen in Solidarität mit der Hamas: Ihre Angriffe will sie erst einstellen, wenn es auch in Gaza zu einem Waffenstillstand kommt.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 30. Juli 2024 um 20:00 Uhr.