DeutschlandTrend
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ARD-DeutschlandTrend Nein zu WM-Boykott, Ja zu "Ankerzentren"

Stand: 14.06.2018 22:31 Uhr

In der Asylpolitik ist eine breite Mehrheit der Bundesbürger laut ARD-DeutschlandTrend für konsequentere Abschiebungen. Einen Boykott der Fußball-WM in Russland lehnen laut der Umfrage die meisten ab.

Sollten deutsche Politiker zur Fußball-Weltmeisterschaft nach Russland reisen? Oder sollten sie die WM boykottieren angesichts der Kritik an Russland? Eine Mehrheit der Deutschen - 69 Prozent - sagt, dass ein solcher Boykott nicht angemessen sei. Nur 26 Prozent halten es für angemessen, wenn deutsche Politiker der WM fernbleiben. Das hat eine Umfrage von Infratest dimap für den ARD-DeutschlandTrend diese Woche ergeben.

In der Frage, ob es richtig war, die Fußball-Weltmeisterschaft nach Russland zu geben, sind die Deutschen gespalten: 45 Prozent finden die WM-Vergabe richtig - 42 Prozent meinen, dass dies ein Fehler war.

Zum Vergleich: Bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi sagten 34 Prozent, dass es richtig war, die Olympischen Spiele nach Russland zu vergeben. 57 Prozent sagten damals, dass es ein Fehler war (Zahlen vom ARD-Deutschland-Trend Februar 2014).

Auch bei der Frage, ob Doping bei dem Fußball-Spektakel ein Problem ist oder nicht, sind die Deutschen gespalten: 45 Prozent der Befragten halten Doping bei der Fußball-WM für ein großes bzw. sehr großes Problem - 35 Prozent sehen darin ein kleines, 12 Prozent gar kein Problem.

42 Prozent sind der Meinung: Deutschland holt WM-Titel

Auch diese - etwas weniger politische - Frage stellt der ARD-DeutschlandTrend regelmäßig. Aktuell meinen 42 Prozent der Bürger, dass Deutschland Weltmeister wird - das sind 15 Punkte mehr im Vergleich zu Juni 2014, vor der WM in Brasilien. Der damalige Gastgeber liegt an zweiter Stelle: 11 Prozent meinen, dass Brasilien diesmal Weltmeister wird - 20 Punkte weniger als vor vier Jahren. Es folgen Spanien mit 9 Prozent (-1) und Frankreich mit 7 Prozent (+6).

Mehrheit für Ankerzentren und konsequentere Abschiebung

Aktuell wird über verschiedene Maßnahmen zum Umgang mit Flüchtlingen diskutiert. Eigentlich wollte Horst Seehofer in dieser Woche seinen "Masterplan" zum Thema Migration vorstellen; dies wurde jedoch abgesagt. Nun kocht der Streit beim Thema Asylpolitik in der Bundesregierung.

In der Bevölkerung ergibt sich in einigen Bereichen ein klares Bild: Eine konsequentere Abschiebung von abgelehnten Asylbewerbern wird von 86 Prozent der Befragten im ARD-DeutschlandTrend begrüßt. Die Einrichtung von Ankerzentren zur Erstaufnahme von Flüchtlingen finden 61 Prozent der Befragten richtig.

Bundeskanzlerin Angela Merkel und Innenminister Seehofer streiten aktuell im Kern darüber, wie mit Flüchtlingen an der Grenze verfahren werden soll. Auf welcher Seite die Bürger stehen, dazu kann der aktuelle ARD-DeutschlandTrend keine Antwort geben. Die Befragung fand am Montag und Dienstag dieser Woche statt, also vor der Eskalation des Streits zwischen Kanzlerin und Bundesinnenminister.

Die Umfrage kann nur etwas dazu sagen, wie aus Sicht der Bürger grundsätzlich mit Flüchtlingen ohne Papiere an der Grenze umgegangen werden soll. Dass Flüchtlinge ohne Papiere nicht nach Deutschland einreisen dürfen, finden 62 Prozent der Befragten richtig.

Aber das sagt nichts darüber aus, wie sich die Bürger im aktuellen Streit positionieren, denn dort sind die Konfliktlinien zum Teil auch noch sehr vage.

Kaum Bewegung bei der Sonntagsfrage

Die politische Stimmung in Deutschland ist zurzeit recht stabil: Wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre, käme die Union auf 31 Prozent, ein Punkt weniger im Vergleich zum Vormonat. Die SPD ist stabil bei 18 Prozent; auch AfD und FDP verändern sich nicht und bleiben bei 15 bzw. 8 Prozent. Die Linke verbessert sich um einen Punkt und kommt auf 10 Prozent. Die Grünen sind unverändert bei 13 Prozent.

Mit der Arbeit der Bundesregierung sind 37 Prozent der Befragten zufrieden bzw. sehr zufrieden (+3 Punkte im Vergleich zum Vormonat). Die Mehrheit hadert allerdings noch: 63 Prozent sind weniger bzw. gar nicht zufrieden - keine Veränderung zu Mai.

Bürger sehen Nordkorea-Einigung skeptisch

Bei ihrem Treffen in Singapur haben US-Präsident Donald Trump und Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un eine Vereinbarung unterschrieben, die eine vollständige nukleare Abrüstung der koreanischen Halbinsel zum Ziel hat. Im Gegenzug verspricht Trump Sicherheitsgarantien für Nordkorea. 23 Prozent der Bürger halten es für sehr bzw. eher wahrscheinlich, dass diese Vereinbarung in den nächsten Jahren umgesetzt wird. 72 Prozent halten dies für eher oder sehr unwahrscheinlich.

Dass Trump sich mit dem nordkoreanischen Machthaber Kim getroffen hat, wird von einer breiten Mehrheit (84 Prozent) begrüßt. Dennoch stehen die Bürger Trumps Außenpolitik auch kritisch gegenüber: 87 Prozent der Befragten sagen, dass sie Sorge haben, dass durch die Politik Trumps internationale Konflikte verschärft werden.

74 Prozent stimmen der Aussage zu, dass Trump Frieden und Sicherheit in der Welt gefährde (+10 Punkte im Vergleich zu November 2016). 49 Prozent geben an, dass sie Verständnis dafür haben, dass Trump Amerikas Interessen in den Vordergrund stellt.

Untersuchungsanlage
Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland
Stichprobe: Repräsentative Zufallsauswahl/ Dual Frame
(Relation Festnetz-/Mobilfunknummern 70:30)
Disproportionaler Ansatz (West/Ost 70:30)
Erhebungsverfahren: Telefoninterviews (CATI)***

Fallzahl: 1006 Befragte
Erhebungszeitraum: 11. bis 12. Juni 2018
Sonntagsfrage: 1506 Befragte
Erhebungszeitraum: 11. bis 13. Juni 2018
Zusatzfragen USA-Nordkorea-Gipfel: 993 Befragte
Erhebungszeitraum: 12. bis 13. Juni 2018
Gewichtung: nach soziodemographischen Merkmalen
Sonntagsfrage mit separater Gewichtung
Fehlertoleranz: 1,4* bis 3,1** Prozentpunkte

Durchführendes Institut: Infratest dimap

* bei einem Anteilswert von fünf Prozent ** bei einem Anteilswert von 50 Prozent
*** Die Ergebnisse sind auf ganze Prozentwerte gerundet, um falsche Erwartungen an die Präzision zu vermeiden. Denn für alle repräsentativen Befragungen müssen Schwankungsbreiten berücksichtigt werden. Diese betragen im Falle eine Erhebung mit 1000 Befragten bei großen Parteien rund drei Prozentpunkte, bei kleineren Parteien etwa einen Punkt. Hinzu kommt, dass der Rundungsfehler für kleine Parteien erheblich ist. Aus diesen Gründen wird deshalb keine Partei unter drei Prozent in der Sonntagsfrage ausgewiesen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichteten die tagesthemen am 14. Juni 2018 um 22:15 Uhr.