ARD-SachsenTrend Knappes Rennen zwischen CDU und AfD
Zehn Tage vor der Landtagswahl in Sachsen legt die CDU im SachsenTrend noch einmal zu und landet knapp vor der AfD. Bei einer Direktwahl würde sich eine Mehrheit für Ministerpräsident Kretschmer entscheiden.
Sachsen ist traditionell eine CDU-Hochburg. Die erfolgreichste Phase erlebte die Partei in den 1990er-Jahren unter Kurt Biedenkopf mit absoluten Wählermehrheiten. Außerdem stellt die CDU seit 1990 durchgängig den Ministerpräsidenten. Vor fünf Jahren musste sie dafür allerdings ein Drei-Parteien-Bündnis mit Grünen und SPD eingehen. Ob diese "Kenia-Koalition" nach der Landtagswahl weiter regieren kann, steht aktuell auf der Kippe.
Zehn Tage vor dem Urnengang in Sachsen kommt die CDU in der Sonntagsfrage auf 31 Prozent (+2 Prozentpunkte im Vergleich zum SachsenTrend Mitte Juni). Damit wäre die CDU aktuell knapp stärkste Kraft, aber würde etwas schlechter abschneiden als bei der vergangenen Landtagswahl 2019, bei der sie 32,1 Prozent erreichte - bis dahin der schlechteste Wert für die Partei im Land.
Linke unterhalb der Mandatsschwelle
Die AfD käme momentan auf 30 Prozent, unverändert im Vergleich zu Mitte Juni. Sie würde sich damit nochmals verbessern mit Blick auf die Landtagswahl 2019, bei der die AfD 27,5 Prozent erreicht hatte - ihr bundesweit bislang bestes Landtagswahlergebnis. In Sachsen war die AfD 2014 zum ersten Mal in ein deutsches Landesparlament eingezogen.
Die Linke liegt in der aktuellen Sonntagsfrage bei 4 Prozent (+1). Ein deutlich schlechterer Wert als bei der Landtagswahl 2019, wo sie 10,4 Prozent erreicht. Die Linke könnte hier erstmals bei einer ostdeutschen Landtagswahl an der Mandatsschwelle scheitern. Allerdings gibt es eine Besonderheit im sächsischen Wahlrecht: Wenn eine Partei zwei Direktmandate erlangt, zieht sie auch dann in Fraktionsstärke in den Landtag ein, wenn sie unter der Fünf-Prozent-Hürde landet. Dies ist bislang noch nie vorgekommen.
Umfrage, aber keine Prognose
Die an der Landesregierung beteiligten Grünen kämen aktuell auf 6 Prozent (-1 im Vergleich zu Mitte Juni; Landtagswahl 2019: 8,6 Prozent). Sie lägen damit knapp oberhalb der Mandatsschwelle. Der weitere Koalitionspartner SPD käme derzeit - unverändert zu Juni - auf 7 Prozent, etwas schlechter als bei der Landtagswahl 2019 mit 7,7 Prozent.
Das neu gegründete Bündnis Sahra Wagenknecht läge bei 14 Prozent (-1 im Vergleich zu Mitte Juni). Auf alle anderen Parteien entfallen aktuell 8 Prozent - darunter auch die FDP (Landtagswahl 2019: 4,5 Prozent) sowie die Freien Wähler (Landtagswahl 2019: 3,4 Prozent). Einzeln ausgewiesen werden in der Sonntagsfrage alle Parteien, die mindestens 3 Prozent erreichen.
Bei dieser Umfrage handelt es sich ausdrücklich um keine Prognose, sondern um die politische Stimmung in der laufenden Woche. Die Sonntagsfrage misst aktuelle Wahlneigungen und nicht tatsächliches Wahlverhalten. Viele Wählerinnen und Wähler legen sich kurzfristig vor einer Wahl fest, deshalb hat die letzte Phase des Wahlkampfs mit der gezielten Ansprache von unentschlossenen und taktischen Wählerinnen und Wählern große Bedeutung.
"Kenia-Koalition" hätte knapp keine Mehrheit mehr
Wäre dies der tatsächliche Wahlausgang, so hätte die aktuelle Regierung aus CDU, Grünen und SPD knapp keine Mehrheit mehr. Ein Bündnis mit der AfD wird von allen anderen Parteien politisch ausgeschlossen. Ein Zweier-Bündnis mit dem BSW hätte laut aktueller Sonntagsfrage eine ganz knappe Mehrheit. Der CDU-Parteivorsitzende Friedrich Merz hatte eine Koalition mit dem BSW auf Bundesebene im Juni abgelehnt, auf Landesebene aber nicht grundsätzlich ausgeschlossen.
Mit der Arbeit der aktuellen Regierung sind 43 Prozent der Wahlberechtigten sehr zufrieden bzw. zufrieden (+/-0 im Vgl. zu Mitte Juni), 53 Prozent sind weniger zufrieden bzw. gar nicht zufrieden (+1). Wird die Arbeit der Koalitionspartner separat betrachtet, so schneidet die Arbeit der CDU im Urteil der Bürgerinnen und Bürger am besten ab: 42 Prozent sind mit der Arbeit der CDU derzeit sehr zufrieden bzw. zufrieden, gut jeder Zweite (53 Prozent) weniger bzw. gar nicht.
Im Falle der SPD sind 27 Prozent zufrieden, zwei Drittel (67 Prozent) jedoch unzufrieden. Mit der Regierungsarbeit der Grünen ist rund jeder Siebte (15 Prozent) zufrieden; fast vier von fünf Sachsen (79 Prozent) sind damit unzufrieden.
Ministerpräsident Kretschmer in Direktwahlfrage vorn
Obwohl die Sachsen mehrheitlich unzufrieden sind mit der Arbeit der Landesregierung, wollen sie gleichzeitig mehrheitlich keinen Wechsel in der Regierungsverantwortung: 58 Prozent wünschen sich, dass die CDU auch in Zukunft die Landesregierung führt. 27 Prozent entscheiden sich in der Abwägung stattdessen für die AfD. 15 Prozent antworten mit "weiß nicht" oder machen keine Angabe.
Auch beim Spitzenpersonal hat die CDU die Nase vorn: Dürften die Sachsen ihren Ministerpräsidenten direkt wählen, so würde sich eine Mehrheit (58 Prozent) für den amtierenden Ministerpräsidenten Michael Kretschmer (CDU) entscheiden (+/-0 im Vgl. zu Juni). Jeder Fünfte (20 Prozent) würde stattdessen für Jörg Urban (AfD) votieren (+3). Ebenfalls jeder Fünfte antwortet mit "weiß nicht" oder macht keine Angabe (-3).
Kretschmer erhält neben den eigenen Parteianhängern (92 Prozent) auch unter Anhängern von SPD (73 Prozent), BSW (64 Prozent) und Grünen (58 Prozent) mehrheitliche Zustimmung. Unter den AfD-Anhängern würde sich im Falle einer Direktwahl immerhin knapp jeder Fünfte (22 Prozent) für den CDU-Kandidaten entscheiden.
AfD-Kandidat Urban erhält unter den eigenen Partei-Anhängern mehrheitliche Zustimmung (60 Prozent). Unter Anhängern des BSW würde sich jeder Siebte (15 Prozent) für ihn entscheiden, unter Anhängern der SPD jeder Zehnte (11 Prozent).
Erhebungsmethode: Zufallsbasierte Telefon- und Online-Befragung
Erhebungszeitraum: 19. bis 21. August 2024
Fallzahl: 1.566 Befragte (919 Telefoninterviews und 647 Online-Interviews)
Gewichtung: Nach soziodemographischen Merkmalen und Rückerinnerung Wahlverhalten
Sonntagsfrage mit separater Gewichtung
Schwankungsbreite:
2 Prozentpunkte bei einem Anteilswert von 10 Prozent
3 Prozentpunkte bei einem Anteilswert von 50 Prozent
Durchführendes Institut: Infratest dimap
Die Ergebnisse sind auf ganze Prozentwerte gerundet, um falsche Erwartungen an die Präzision zu vermeiden. Denn für alle repräsentativen Befragungen müssen Schwankungsbreiten berücksichtigt werden. Diese betragen im Falle einer Erhebung mit 1000 Befragten bei großen Parteien rund drei Prozentpunkte, bei kleineren Parteien etwa einen Punkt. Hinzu kommt, dass der Rundungsfehler für kleine Parteien erheblich ist. Aus diesen Gründen wird keine Partei unter drei Prozent in der Sonntagsfrage ausgewiesen.