ARD-DeutschlandTrend Mehrheit gegen Lockerungen an Silvester
Bund und Länder wollen die Corona-Kontaktbeschränkungen an den Festtagen lockern. Während eine Mehrheit der Deutschen diese Pläne für Weihnachten begrüßt, sehen mehr als zwei Drittel Lockerungen an Silvester kritisch.
Gegenwärtig dürfen sich fast überall in Deutschland nur bis zu fünf Personen aus zwei Haushalten treffen. Zwischen dem 23. Dezember und dem 1. Januar soll das aber anders sein. Die Politik plant für die Festtage Lockerungen. Ob und wie stark diese ausfallen, darüber entscheidet jedes Bundesland selbst. Je nach Land können dann bis zu zehn Personen plus Kinder unter 14 Jahren zusammenkommen.
Die Ausnahme für die Weihnachtszeit stößt laut ARD-DeutschlandTrend bei einer knappen Mehrheit der Deutschen auf Zustimmung: 53 Prozent sagen, eine solche Lockerung für die Weihnachtstage sei eher richtig. 44 Prozent hingegen sind der Meinung, dies sei eher falsch. Dass eine Lockerung der Kontaktbeschränkungen auch für Silvester geplant ist, wird deutlich kritischer gesehen: 68 Prozent der Befragten finden das eher falsch, 30 Prozent eher richtig.
Grundsätzlich stimmen die Deutschen den aktuellen Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie weiterhin mehrheitlich zu. 53 Prozent halten sie für angemessen, 18 Prozent meinen sogar, sie gingen nicht weit genug. Im Gegensatz dazu halten nur 27 Prozent die Maßnahmen für übertrieben.
Angst vor gesundheitlichen Langzeitschäden nimmt zu
42 Prozent der Befragten haben derzeit sehr große oder große Sorge, dass sie selbst oder Familienmitglieder sich mit dem Coronavirus anstecken könnten. Das sind trotz der aktuell deutlich höheren Infektionszahlen weniger als während der ersten Corona-Welle im März. Damals waren es noch 55 Prozent. Bei 57 Prozent ist die Sorge vor einer Ansteckung derzeit weniger groß oder klein.
Bei der Frage nach möglichen Langzeitschäden einer Corona-Infektion fallen die Bedenken größer aus und sind zuletzt leicht gestiegen: 58 Prozent der Befragten äußern diesbezüglich sehr große oder große Sorgen - das sind fünf Prozentpunkte mehr als im Oktober. Bei 40 Prozent ist die Sorge weniger groß oder klein.
Die Befürchtung, dass Patientinnen und Patienten im Fall einer Corona-Infektion nicht angemessen medizinisch versorgt werden können, hat in den vergangenen Monaten an Bedeutung gewonnen: Bei 36 Prozent der Deutschen ist sie sehr groß oder groß. Das sind 15 Punkte mehr als im Mai und entspricht etwa dem Niveau im April. Bei der Mehrheit der Deutschen (63 Prozent) ist diese Sorge allerdings weniger groß oder klein.
Mehrheit befürchtet zu starke Überschuldung Deutschlands
Neben medizinischen stellen sich aber vermehrt auch wirtschaftliche und gesellschaftspolitische Fragen - vor allem mit Blick auf die verschärften Corona-Maßnahmen, die seit Anfang November gelten und gerade bis zum 10. Januar verlängert wurden. Jeder vierte Befragte (24 Prozent) äußert aktuell die Sorge, dass sich wegen Corona die eigene wirtschaftliche Lage verschlechtern könnte - darunter überdurchschnittlich viele Jüngere sowie Menschen mit niedrigem Haushaltseinkommen.
Allerdings ist die Zahl derjenigen, die sich um die eigene Lebenssituation sorgen, derzeit nicht höher als vor Beginn der zweiten Corona-Welle. Ein Grund hierfür ist sicherlich, dass Bund, Länder und Kommunen umfangreiche Hilfspakete geschnürt haben. Das Ausmaß und der Umfang der öffentlichen Rettungspakete verstärken mittlerweile allerdings auch Sorgen um die Staatsfinanzen: 63 Prozent haben sehr große oder große Sorge, dass sich Deutschland zu stark verschuldet. Entsprechende Befürchtungen bestehen vor allem in den Reihen der Anhänger von AfD (90 Prozent), Union (67 Prozent) und FDP (64 Prozent), überwiegen aber auch unter den SPD-Anhängern (54 Prozent).
Dass sich das gesellschaftliche Miteinander verschlechtert, bereitet zwei Drittel der Deutschen (68 Prozent) sehr große oder große Sorge. Weniger Bedenken äußern die Deutschen an anderen Stelle - nämlich bei der Frage, ob Freiheitsrechte längerfristig eingeschränkt werden könnten. Dies bereitet einer Minderheit (37 Prozent) sehr große oder große Sorge. 62 Prozent sind diesbezüglich deutlich gelassener.
Söder wird von Deutschen positiver gesehen als Laschet
Immer wenn über die Corona-Beschränkungen in Deutschland beraten wird, spielen zwei Ministerpräsidenten eine besondere Rolle: Armin Laschet aus Nordrhein-Westfalen und Markus Söder aus Bayern. Söder ist bereits Vorsitzender der CSU, Laschet möchte Vorsitzender der CDU werden. Außerdem ist noch offen, wer als Nachfolger von Angela Merkel die Union im kommenden Jahr in den Bundestagswahlkampf führen wird. Ambitionen hat diesbezüglich Laschet angemeldet, aber auch Söder wird immer wieder ins Spiel gebracht.
Knapp zehn Monate vor der Bundestagswahl erreichen beide allerdings nicht die Popularität der CDU-Bundeskanzlerin (71 Prozent). Mit Söders Arbeit sind sechs von zehn Befragten (57 Prozent) zufrieden. Zu Laschet äußert sich ein gutes Drittel (36 Prozent) wohlwollend. Zugleich erfährt Söder auch in den Reihen der Unions-Anhänger derzeit einen größeren Zuspruch (78 Prozent) als Laschet (45 Prozent).
Wenig Veränderung bei der bundespolitischen Stimmung
Das Ansehen der Bundesregierung geht zum Jahresende zurück, bewegt sich aber weiterhin auf überdurchschnittlich hohem Niveau: Nach 67 Prozent im Vormonat äußern sich aktuell 62 Prozent der Bundesbürger zufrieden zur Arbeit der schwarz-roten Koalition. Deutliche Zustimmung für die derzeitige Regierungsarbeit kommt erwartungsgemäß von den Anhängern der Union (86 Prozent) und SPD (77 Prozent), aber auch aus den Reihen der Grünen (85 Prozent). Den Gegenpol hierzu bilden die AfD-Anhänger - sie kritisieren die Arbeit der Bundesregierung mehrheitlich (89 Prozent).
Wäre am kommenden Sonntag Bundestagswahl, dann würden weiterhin 36 Prozent der Wahlberechtigten in Deutschland ihre Stimme der Union geben. Die SPD bleibt, ebenfalls unverändert, bei 15 Prozent. Die AfD kommt ebenfalls unverändert auf zehn Prozent. Auch die FDP bliebe bei sechs Prozent, die Linke bei sieben Prozent. Die Grünen würden einen Punkt gewinnen und stünden bei 21 Prozent.
Stichprobe: Repräsentative Zufallsauswahl/ Dual Frame
(Relation Festnetz-/Mobilfunknummern 60:40)
Disproportionaler Ansatz (West/Ost 70:30)
Erhebungsverfahren: Telefoninterviews (CATI)***
Fallzahl: 1007 Befragte
Erhebungszeitraum: 30. November bis 01. Dezember 2020
Sonntagsfrage
Fallzahl: 1507 Befragte
Erhebungszeitraum: 30. November bis 02. Dezember 2020
Gewichtung: nach soziodemographischen Merkmalen;
Sonntagsfrage mit separater Gewichtung
Schwankungsbreite: 1,4* bis 3,1** Prozentpunkte
Durchführendes Institut: infratest dimap
* bei einem Anteilswert von fünf Prozent ** bei einem Anteilswert von 50 Prozent
*** Die Ergebnisse sind auf ganze Prozentwerte gerundet, um falsche Erwartungen an die Präzision zu vermeiden. Denn für alle repräsentativen Befragungen müssen Schwankungsbreiten berücksichtigt werden. Diese betragen im Falle eine Erhebung mit 1000 Befragten bei großen Parteien rund drei Prozentpunkte, bei kleineren Parteien etwa einen Punkt. Hinzu kommt, dass der Rundungsfehler für kleine Parteien erheblich ist. Aus diesen Gründen wird deshalb keine Partei unter drei Prozent in der Sonntagsfrage ausgewiesen.