ARD-DeutschlandTrend Grüne verlieren deutlich, Union wieder vorn
Die Union hat sich laut ARD-DeutschlandTrend wieder die Spitzenposition in der Sonntagsfrage zurückerobert. Die Grünen verlieren dagegen deutlich an Zustimmung. Beim Thema Corona ist vor allem das Impfen von Kindern umstritten.
Im vergangenen Monat hatte die Union den Spitzenplatz in der Sonntagsfrage des ARD-DeutschlandTrend eingebüßt - doch in diesem Monat liegt sie wieder vorn. Wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre, käme die Union aktuell auf 28 Prozent - 5 Punkte mehr im Vergleich zum Vormonat.
Die SPD läge unverändert bei 14 Prozent, die AfD weiter bei 12 Prozent. Die FDP verbessert sich um einen Punkt und käme ebenfalls auf 12 Prozent. Die Linke legt 1 Prozentpunkt zu und landet bei 7 Prozent. Die Grünen büßen gegenüber dem Vormonat 6 Prozentpunkte ein und wären mit aktuell 20 Prozent wieder zweitstärkste Kraft.
Laschet in Direktwahlfrage vor Scholz und Baerbock
Auch in der Direktwahlfrage verbessert sich der Kanzlerkandidat der Union und landet auf dem ersten Platz: Wenn die Deutschen den Bundeskanzler bzw. die Bundeskanzlerin direkt wählen könnten, dann würden sich 29 Prozent für Armin Laschet entscheiden - das sind 8 Punkte mehr im Vergleich zum Vormonat. 26 Prozent würden für den SPD-Kandidaten Olaf Scholz stimmen, plus 5 Punkte. Die Kanzlerkandidatin der Grünen, Annalena Baerbock, verliert hingegen gegenüber dem Vormonat 12 Prozentpunkte; für sie würden sich nur noch 16 Prozent der Befragten entscheiden. Mit 29 Prozent antworten allerdings auch relativ viele Bürger mit "weiß nicht" auf die Direktwahlfrage oder wollen sich nicht äußern.
Die Präferenz zugunsten des Unions-Kandidaten stützt sich bislang nicht auf eine überragende Popularität des Politikers. Mit der Arbeit des CDU-Vorsitzenden ist aktuell nur jeder dritte Deutsche (32 Prozent) zufrieden. Damit verbessert sich Laschet gegenüber dem Vormonat zwar um 8 Prozentpunkte, er bleibt in der Politikerzufriedenheit aber deutlich hinter SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz (42 Prozent, +1) zurück, ebenso hinter der scheidenden CDU-Bundeskanzlerin Angela Merkel (63 Prozent, +4) und seinem Mitbewerber um die Unions-Kanzlerkandidatur vom Frühjahr, Markus Söder (unverändert bei 54 Prozent).
Auch wird er weiterhin schlechter bewertet als Christian Lindner, Spitzenkandidat der FDP (34 Prozent, +2). Seit Bestehen des ARD-DeutschlandTrend kam nur einmal ein Unions-Kanzlerkandidat im Juni eines Wahljahres auf eine so geringe Zufriedenheit bei den Bürgern: Helmut Kohl im Jahr 1998 (31 Prozent). Die Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock sackt auch in der Politikerzufriedenheit ab. Nur noch ein Viertel der Deutschen (26 Prozent) ist mit ihrer Arbeit sehr zufrieden bzw. zufrieden (-15 im Vergleich zu Mai).
Umwelt und Klima sind wichtigste Themen
Welche politischen Probleme in Deutschland sollten aus Sicht der Bürger vordringlich gelöst werden? Das hat der ARD-DeutschlandTrend diese Woche gefragt - und es gibt nicht das eine Thema, das die Debatte dominiert. Anders als vor der vergangenen Bundestagswahl: Im August 2017 nannte fast jeder zweite Deutsche (47 Prozent) die Zuwanderung als wichtigstes oder zweitwichtigstes Problem in Deutschland.
Aktuell nennen 28 Prozent den Umwelt- und Klimaschutz als wichtigstes oder zweitwichtigstes Problem. Jeweils 19 Prozent sagen das von der Zuwanderung, von sozialer Ungerechtigkeit sowie Corona.
Um das Klima zu schützen, werden zur Zeit verschiedene Maßnahmen diskutiert, eine stärkere Erhöhung des Benzinpreises zum Beispiel. Das lehnen drei Viertel (75 Prozent) der Deutschen ab; 22 Prozent finden, eine solche Maßnahme gehe in die richtige Richtung. Auch ein Umstieg vom Verbrennungsmotor auf Elektroantrieb bei Autos wird von 57 Prozent abgelehnt; 37 Prozent würden eine solche Maßnahme befürworten.
Mehrheit für Tempolimit
Mehrheitliche Zustimmung gibt es dagegen für ein Tempolimit von 130 km/h auf Autobahnen: 57 Prozent fänden das richtig, 40 Prozent lehnen es ab. Und knapp zwei Drittel (65 Prozent) finden, dass Flugreisen teurer werden sollten; 31 Prozent lehnen höhere Preise ab. Geteilter Meinung sind die Deutschen bei der Verteuerung von Lebensmitteln wie Fleisch, Milch, Wurst, Eiern und Käse: 48 Prozent fänden das richtig, eine ebenso große Gruppe fände das falsch.
Zwei Drittel der Deutschen (66 Prozent) sagen zudem, sie unterstützen den Ausbau von Windenergie, auch wenn dafür Windkraftanlagen in ihrer Nähe gebaut werden sollen; 28 Prozent stimmen dem nicht zu. 40 Prozent finden, der Staat sollte Bürgern besonders klimaschädliches Verhalten verbieten; eine knappe Mehrheit von 53 Prozent lehnt solche Verbote hingegen ab. Jeder Dritte (32 Prozent) sagt, er möchte sich für den Klimaschutz in seinem Alltag nicht einschränken.
Für eine Mehrheit der Deutschen geht es beim Impfen hierzulande gerecht zu. 71 Prozent sagen, sie persönlich fühlen sich bei den Corona-Impfungen in Deutschland gerecht behandelt. Knapp ein Viertel (23 Prozent) stimmt dem nicht zu. Dabei zeigen sich in den verschiedenen Altersgruppen durchaus Unterschiede: Bei den Befragten über 65 Jahre fühlen sich 83 Prozent gerecht behandelt, 12 Prozent nicht. Auch bei den 18- bis 39-Jährigen fühlt sich eine Mehrheit gerecht behandelt. Hier sind es allerdings nur 6 von 10 (61 Prozent). 30 Prozent der Befragten aus dieser Altersgruppe fühlen sich bei den Corona-Impfungen nicht gerecht behandelt.
Impfungen für Kinder ab 12 Jahren auch bei Eltern umstritten
Seit Montag ist der bisherige Vorrang für Risiko- und Berufsgruppen bei den Corona-Impfungen grundsätzlich aufgehoben. Gut die Hälfte der Deutschen (53 Prozent) findet das richtig. 43 Prozent hingegen stimmen dem nicht zu.
Umstritten sind die Impfungen für Kinder und Jugendliche: Die EU-Arzneimittelbehörde hatte das Vakzin von BioNTech/Pfizer auch für Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren zugelassen. In Deutschland können sie seit Montag damit geimpft werden. Die Ständige Impfkommission hat an diesem Donnerstag allerdings keine generelle Impfempfehlung für diese Altersgruppe ausgesprochen, sondern nur im Falle bestimmter Vorerkrankungen.
Aktuell würden sich 43 Prozent der Bürger wünschen, dass auch Kinder ab 12 Jahren möglichst schnell geimpft werden. 48 Prozent stimmen dem nicht zu. Auch unter Eltern mit Kindern zwischen 12 und 15 Jahren ist dieses Thema umstritten: 46 Prozent wünschen sich, dass auch Kinder ab 12 Jahren möglichst schnell geimpft werden. 45 Prozent stimmen dieser Aussage nicht zu.
Die aktuellen Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie stoßen derweil auf breite Zustimmung. 61 Prozent halten sie für angemessen (+21 Prozentpunkte im Vergleich zu Mai). Für jeden Vierten (24 Prozent) gehen sie zu weit (-6). 13 Prozent finden, sie gehen nicht weit genug (-13).
Wohl auch angesichts sinkender Inzidenzwerte planen mehr Menschen als noch vor einem Jahr in diesem Sommer eine Urlaubsreise. Im Juni 2020 sagte jeder zweite Deutsche (51 Prozent), er plane keine Urlaubsreise. Für 2021 trifft das aktuell nur noch auf 39 Prozent zu. Die meisten der Reisewilligen planen demnach einen Urlaub im eigenen Land: 38 Prozent wollen innerhalb Deutschlands verreisen (+3 im Vergleich zu Juni 2020), 23 Prozent ins europäische Ausland (+6) und 6 Prozent außerhalb Europas (+4). In dieser Frage waren Mehrfachnennungen bei den Reisezielen möglich.
Erhebungsmethode: Zufallsbasierte Telefon*- und Online-Befragung
*davon 60 Prozent Festnetz, 40 Prozent Mobilfunk
Erhebungszeitraum: 7. bis 9. Juni 2021
Fallzahl: 1.316 Befragte (860 Telefoninterviews und 456 Online Interviews)
Gewichtung: nach soziodemographischen Merkmalen und
Rückerinnerung Wahlverhalten / Sonntagsfrage mit separater Gewichtung
Schwankungsbreite: 2* bis 3** Prozentpunkte
* bei einem Anteilswert von 10 Prozent ** bei einem Anteilswert von 50 Prozent
Durchführendes Institut: infratest dimap
Die Ergebnisse sind auf ganze Prozentwerte gerundet, um falsche Erwartungen an die Präzision zu vermeiden. Denn für alle repräsentativen Befragungen müssen Schwankungsbreiten berücksichtigt werden. Diese betragen im Falle eine Erhebung mit 1000 Befragten bei großen Parteien rund drei Prozentpunkte, bei kleineren Parteien etwa einen Punkt. Hinzu kommt, dass der Rundungsfehler für kleine Parteien erheblich ist. Aus diesen Gründen wird keine Partei unter drei Prozent in der Sonntagsfrage ausgewiesen.