ARD-DeutschlandTrend Die FIFA kommt ganz schlecht weg
Vertrauen in die FIFA? Fast 90 Prozent der Deutschen schütteln da nur mit dem Kopf. Korruption sei im Fußballweltverband weit verbreitet. Außerdem im ARD-DeutschlandTrend: Mehr Verständnis für Kita-Mitarbeiter als für Lokführer. Und: die FDP kämpft sich zurück.
Das Image des Weltfußballverbands FIFA bei den Deutschen ist denkbar schlecht: nur 5 Prozent sagen vor dem Hintergrund der Bestechungsaffäre, sie würden großes oder sehr großes Vertrauen in den Verband haben - 89 Prozent hingegen haben gar kein oder nur wenig Vertrauen in die FIFA. Das hat eine Umfrage von Infratest dimap für den ARD-DeutschlandTrend ergeben.
Der angekündigte Rücktritt von Sepp Blatter ist für die Deutschen folgerichtig: In der Montag und Dienstag realisierten Umfrage gaben 83 Prozent der Deutschen an, dass der FIFA-Chef die Verantwortung für die Verfehlungen seiner Funktionäre übernehmen und zurücktreten sollte. Zugleich meinten 71 Prozent der Befragten, dass es nur ohne Blatter Veränderungen im System FIFA geben kann.
Vergangene Woche wurden sieben Funktionäre des Weltfußballverbands wegen Korruptionsverdachts festgenommen. Dass es sich dabei um Einzelfälle handeln könnte, glauben nur 6 Prozent der Deutschen. Eine sehr deutliche Mehrheit von 82 Prozent meint, dass bei der FIFA systematisch bestochen wurde. Der angekündigte Rücktritt von Blatter ist also für sie eine Bedingung für Verbesserungen im System - er reicht aber allein nicht aus, um mehr Transparenz zu erreichen.
Mehrheit der Deutschen hat Verständnis für Kita-Streik
Der Streik in den kommunalen Kitas dauerte mehr als drei Wochen an, doch bei den Deutschen stieß der Arbeitskampf auf eine breite Zustimmung: 69 Prozent der Bundesbürger hielten den Streik für gerechtfertigt, 29 Prozent hingegen hatten kein Verständnis für den Ausstand. Zum Vergleich: Bei der Tarifauseinandersetzung mit der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) gab im Monat Mai nur eine Minderheit von 46 Prozent an, Verständnis für den Bahnstreik zu haben. Das Verständnis für den Kita-Streik fällt also deutlich höher aus.
Ein Grund für die breite Zustimmung dürfte sein, dass viele Bürger die Bezahlung der Kita-Mitarbeiter für zu niedrig halten. Ausgehend von einem durchschnittlichen Einstiegsgehalt im öffentlichen Dienst von rund 2500 Euro brutto erklären nur 3 Prozent der Befragten, dass dies zu gut bezahlt sei. 41 Prozent meinen, diese Bezahlung sei angemessen. Eine Mehrheit von 53 Prozent der Befragten findet jedoch, dass die Erzieherinnen und Erzieher zu schlecht bezahlt werden.
Steinmeier bleibt beliebtester Politiker Deutschlands
Die Rangliste der beliebtesten Politiker führt weiterhin Außenminister Frank-Walter Steinmeier an: 74 Prozent der Befragten sind mit seiner Arbeit zufrieden bzw. sehr zufrieden, keine Veränderung im Vergleich zum Vormonat. Auf Platz zwei folgt Finanzminister Wolfgang Schäuble mit 69 Prozent (+1), Angela Merkel verliert vier Punkte und landet mit 66 Prozent Zustimmung auf dem dritten Platz. Platz vier belegt Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel mit 48 Prozent (-5), der Fraktionsvorsitzende der Linkspartei, Gregor Gysi, bleibt stabil bei 45 Prozent. Mit der Arbeit von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen sind 41 Prozent der Befragten zufrieden bzw. sehr zufrieden (-3); Innenminister Thomas de Maizière kommt auf 40 Prozent Zustimmung (+2), Arbeitsministerin Andrea Nahles auf 36 Prozent (-5).
Bei der Sonntagsfrage kann die FDP leicht zulegen: Wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre, kämen die Liberalen auf 6 Prozent - das sind zwei Punkte mehr als im Vormonat. Diesen Wert erreichte die FDP zuletzt vor mehr als vier Jahren. Ansonsten bleiben vier Parteien unverändert. Die Union mit 40 Prozent, die SPD mit 25 Prozent, die Grünen mit 10 und die Linke mit 9 Prozent. Nur die Alternative für Deutschland verschlechtert sich um einen Punkt auf 5 Prozent.
Stichprobe: Repräsentative Zufallsauswahl/ Dual Frame
(Relation Festnetzt-/Mobilfunknummern 70:30)
Erhebungsverfahren: Computergestützte Telefoninterviews (CATI)***
Fallzahl: 1003 Befragte
Erhebungszeitraum: 01. bis 02. Juni 2015
Sonntagsfrage: 1.503 Befragte
Erhebungszeitraum: 01. bis 02. Juni 2015
Fehlertoleranz: 1,4* bis 3,1** Prozentpunkte
*bei einem Anteilswert von 5 Prozent **bei einem Anteilswert von 50 Prozent
*bei einem Anteilswert von 5 Prozent **bei einem Anteilswert von 50 Prozent
*** Die Ergebnisse sind auf ganze Prozentwerte gerundet, um falsche Erwartungen an die Präzision zu vermeiden. Denn für alle repräsentativen Befragungen müssen Schwankungsbreiten berücksichtigt werden. Diese betragen im Falle eine Erhebung mit 1000 Befragten bei großen Parteien rund 3 Prozentpunkte, bei kleineren Parteien etwa 1 Punkt. Hinzu kommt, dass der Rundungsfehler für kleine Parteien erheblich ist. Aus diesen Gründen wird deshalb in der Regel keine Partei unter 3 Prozent in der Sonntagsfrage ausgewiesen.
In der publizierten "Sonntagsfrage" werden hingegen alle Parteien aufgeführt, die aktuell im Parlament vertreten sind, die in einer Umfrage auf einen Anteilswert von mindestens 3 Prozent kommen oder solche Parteien oder Gruppierungen, die auch bei niedrigen Anteilswerten eine Chance auf ein Mandat besitzen (so etwa der SSW in Schleswig-Holstein, für den die 5-Prozent-Hürde nicht gilt).