ARD-DeutschlandTrend Schäuble ist beliebt wie nie
Die Deutschen machen die griechische Regierung mehrheitlich für die Eskalation im Schuldenstreit verantwortlich. Laut dem DeutschlandTrend sind es 68 Prozent der Befragten. Finanzminister Schäuble ist dagegen beliebt wie nie.
Von Ellen Ehni, WDR
Für die Deutschen ist ziemlich klar, wer für die Eskalation der Griechenlandkrise verantwortlich ist: 68 Prozent meinen die griechische Regierung. Vier Prozent hingegen sagen, die übrigen Eurostaaten seien schuld. 24 Prozent meinen, beide tragen gleichermaßen die Verantwortung. Das hat eine Umfrage von Infratest Dimap für den ARD-DeutschlandTrend ergeben.
Gleichzeitig begrüßt eine Mehrheit das bevorstehende Referendum: 60 Prozent der Befragten finden es richtig, das griechische Volk am nächsten Sonntag darüber abstimmen zu lassen, wie sich Griechenland im Schuldenstreit in Zukunft verhalten soll.
Sorge um Situation der Menschen in Griechenland groß
Wegen einer möglichen Pleite Griechenlands zittern die Deutschen vor allem mit den Menschen vor Ort: 69 Prozent machen sich sehr große oder große Sorgen um die Situation der Menschen in Griechenland. 31 Prozent sorgen sich um den Zusammenhalt der Europäischen Union, 24 Prozent um die deutsche Wirtschaft, wenn es zum Staatsbankrott Griechenlands kommt. Nur 19 Prozent der Befragten fürchten in diesem Fall um ihre persönlichen Ersparnisse.
Bei der Frage, ob das Land in der Eurozone bleiben soll, sind die Deutschen gespalten: 45 Prozent sind dafür, genauso viele sind dagegen. Im Februar 2015 hatte sich noch eine knappe Mehrheit (51 Prozent) dafür ausgesprochen, dass Griechenland in der Eurozone bleiben sollte - damals waren 41 Prozent dagegen.
Ein solcher Grexit wäre allerdings "für den Rest von Europa wesentlich weniger dramatisch als vor drei oder vier Jahren" - das meinen 60 Prozent der Befragten. Dementsprechend machen sich auch nur 52 Prozent persönlich Sorge, dass sich die Wirtschafts- und Finanzkrise in der EU wiederholen könnte. 45 Prozent machen sich diesbezüglich keine Sorge. Im Februar 2015, kurz nach Antritt der neuen griechischen Syriza-Regierung, ergab sich noch ein völlig anderes Bild: Damals machen sich 69 Prozent Sorgen, dass sich die Wirtschafts- und Finanzkrise wiederholten könnte, und nur 29 Prozent hatten diese Sorgen nicht.
Griechenland-Krise beeinflusst auch die Meinung zur EU
Wenn man die Deutschen fragt, ob die Mitgliedschaft in der Europäischen Union insgesamt eher Vorteile oder eher Nachteile mit sich bringt, so sehen 37 Prozent darin eher Vorteile und 19 Prozent eher Nachteile. 42 Prozent meinen, dass sich Vor- und Nachteile in etwa die Waage halten. Zum Zeitpunkt der Europawahl im Mai 2014 meinten noch 44 Prozent, dass die Mitgliedschaft eher Vorteile bringt, und 16 Prozent, dass diese mehr Nachteile bringt. Für 39 Prozent hielten sich damals Vor- und Nachteile die Waage.
Trotzdem: Die Stimmen, die eher positive Effekte mit der deutschen EU-Mitgliedschaft verbinden, sind nach wie vor zahlreicher als in den Jahren 1999-2010.
Bürger offen beim Thema Sterbehilfe
Während der Bundestag intensiv über neue rechtliche Regelungen zum Thema Sterbehilfe diskutiert, zeigen sich die Bürger offen dafür: 38 Prozent der Befragten plädieren dafür, die Beihilfe zur Selbsttötung zu erlauben. 43 Prozent sprechen sich sogar dafür aus, dass aktive Sterbehilfe erlaubt sein sollte. Nur 12 Prozent sind grundsätzlich gegen beide Formen der Sterbehilfe.
Große Zufriedenheit mit der Bundesregierung
57 Prozent der Deutschen sind mit der Arbeit der Bundesregierung zufrieden oder sehr zufrieden - das sind 5 Punkte mehr im Vergleich zum Vormonat. Der Wert liegt damit nur zwei Punkte unter dem höchsten für eine Bundesregierung im DeutschlandTrend jemals gemessenen Wert (59 Prozent Zustimmung im August 2014).
Besonders Bundesfinanzminister Schäuble steht hoch im Kurs. So sagten 70 Prozent der Befragten, sie seien mit Schäubles Arbeit zufrieden oder sehr zufrieden. Es ist Schäubles bester Wert überhaupt.
Dementsprechend stabil sind die bundespolitischen Verhältnisse: Wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre, käme die Union auf 40 Prozent - keine Veränderung zum Vormonat. Auch die SPD bleibt stabil bei 25 Prozent. Grüne und Linken verbessern sich jeweils um einen Punkt auf 11 beziehungsweise 10 Prozent. Die FDP verschlechtert sich um einen Punkt auf 5 Prozent, die Alternative für Deutschland liegt unverändert bei 5 Prozent.
Stichprobe: Repräsentative Zufallsauswahl/ Dual Frame
(Relation Festnetzt-/Mobilfunknummern 70:30)
Erhebungsverfahren: Computergestützte Telefoninterviews (CATI)***
Fallzahl: 1001 Befragte
Erhebungszeitraum: 29. bis 30. Juni 2015
Sonntagsfrage: 1.501 Befragte
Erhebungszeitraum: 29. Juni bis 01. Juli 2015
Fehlertoleranz: 1,4* bis 3,1** Prozentpunkte
*bei einem Anteilswert von 5 Prozent **bei einem Anteilswert von 50 Prozent
*** Die Ergebnisse sind auf ganze Prozentwerte gerundet, um falsche Erwartungen an die Präzision zu vermeiden. Denn für alle repräsentativen Befragungen müssen Schwankungsbreiten berücksichtigt werden. Diese betragen im Falle eine Erhebung mit 1000 Befragten bei großen Parteien rund 3 Prozentpunkte, bei kleineren Parteien etwa 1 Punkt. Hinzu kommt, dass der Rundungsfehler für kleine Parteien erheblich ist. Aus diesen Gründen wird deshalb in der Regel keine Partei unter 3 Prozent in der Sonntagsfrage ausgewiesen.
In der publizierten "Sonntagsfrage" werden hingegen alle Parteien aufgeführt, die aktuell im Parlament vertreten sind, die in einer Umfrage auf einen Anteilswert von mindestens 3 Prozent kommen oder solche Parteien oder Gruppierungen, die auch bei niedrigen Anteilswerten eine Chance auf ein Mandat besitzen (so etwa der SSW in Schleswig-Holstein, für den die 5-Prozent-Hürde nicht gilt).