ARD-DeutschlandTrend Ostdeutsche haben mehr Angst vor Flüchtlingen
Die hohen Flüchtlingszahlen machen deutlich mehr Menschen in Ostdeutschland Angst als im Westen des Landes. Das geht aus dem ARD-DeutschlandTrend hervor. Die Umfrage zeigt aber auch, dass es eine große Bereitschaft gibt, den Flüchtlingen zu helfen.
Wie empfinden die Deutschen die hohe Zahl von von Flüchtlingen in unserem Land? Das wollte Infratest dimap für den ARD-DeutschlandTrend herausfinden. 59 Prozent der Deutschen macht dies keine Angst - im Gegensatz dazu geben 38 Prozent an, dass die hohe Zahl von Flüchtlingen ihnen durchaus Angst macht. In Ostdeutschland sagen das sogar 46 Prozent der Befragten, in Westdeutschland 36 Prozent.
Hoch ist die Bereitschaft zu persönlichem Engagement: 88 Prozent der Deutschen würden für die Flüchtlinge Kleidung oder Geld spenden bzw. haben dies bereits getan. 67 Prozent würden sich ehrenamtlich für Flüchtlinge engagieren oder tun dies schon.
Neun von zehn Bundesbürgern wollen europäische Flüchtlingsquote
Bei der Frage, wie auf europäischer Ebene auf die Flüchtlingskrise reagiert werden sollte, sprechen sich 92 Prozent für eine Quote aus, die die Flüchtlinge auf alle 28 EU-Mitgliedsländer verteilt. Fast ebenso viele (85 Prozent) wollen, dass legale Möglichkeiten zur Einreise geschaffen werden, um Flüchtlingen gefährliche Wege zu ersparen. Die Wiedereinführung von Grenzkontrollen halten 45 Prozent für richtig - hier ist die Ablehnung mit 52 Prozent größer.
Dass Deutschland auch in Zukunft etwa so viele Flüchtlinge aufnehmen sollte wie derzeit, bejahen 37 Prozent - drei Punkte mehr als im Vormonat. 22 Prozent meinen, Deutschland sollte mehr Flüchtlinge aufnehmen (-1), 33 Prozent hingegen plädieren für weniger Flüchtlinge (-5). Der Anteil derer, die sich weniger Flüchtlinge wünschen, variiert stark zwischen Ost (45 Prozent) und West (30 Prozent).
Jeder Zweite fordert mehr Schutz der Flüchtlinge vor fremdenfeindlichen Übergriffen
Angesichts der fremdenfeindlichen Proteste und der Brandanschläge auf Asylbewerberheime kritisieren 50 Prozent der Deutschen das Handeln der Behörden: Sie meinen, dass die zuständigen Stellen nicht genug tun, um Ausländer und Flüchtlinge vor fremdenfeindlichen Übergriffen zu schützen. 40 Prozent hingegen meinen, dass die Behörden genug tun.
Merkels Rolle wird kritisch gesehen
Die längere Zurückhaltung der Bundeskanzlerin beim Thema Flüchtlinge kommt bei den Deutschen nicht gut an: 53 Prozent sind der Meinung, dass sie bisher in der Flüchtlingspolitik nicht angemessen gehandelt hat. Von ihrem Innenminister Thomas de Maizière sagen das 51 Prozent der Befragten. Dies hinterlässt auch Spuren bei der Bewertung der Amtsführung von Angela Merkel, mit der aktuell 63 Prozent zufrieden sind, ein Minus von 4 Punkten gegenüber dem Vormonat. Merkel genießt also weiterhin hohe Wertschätzung, verzeichnet damit aber zugleich ihren niedrigsten Wert im ARD-DeutschlandTrend seit Dezember 2012.
Die Liste der beliebtesten Politiker führt nach wie vor Außenminister Frank-Walter Steinmeier an, 72 Prozent Zustimmung (keine Veränderung im Vergleich zum August). Es folgen Finanzminister Wolfgang Schäuble mit 69 Prozent Zustimmung (-1) und Angela Merkel mit 63 Prozent (-4). Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel kommt auf 48 Prozent Zustimmung (+/-0); Thomas de Maizière erreicht 40 Prozent (-2).
Kaum Veränderungen bei Sonntagsfrage
Ungeachtet der Flüchtlingskrise bleiben die bundespolitischen Verhältnisse stabil: Wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre, käme die Union auf 42 Prozent - keine Veränderung zum Vormonat. Auch die SPD bleibt stabil bei 24 Prozent. Die Grünen verbessern sich um einen Punkt auf 12 Prozent. Linkspartei und FDP verschlechtern sich jeweils um einen Punkt auf 8 bzw. 4 Prozent. Die Alternative für Deutschland liegt unverändert bei 4 Prozent.
Grundgesamtheit: Wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland ab 18 Jahren
Stichprobe: Repräsentative Zufallsauswahl/ Dual Frame
(Relation Festnetzt-/Mobilfunknummern 70:30)
Erhebungsverfahren: Computergestützte Telefoninterviews (CATI)***
Fallzahl: 1001 Befragte
Erhebungszeitraum: 31. August bis 01. September 2015
Sonntagsfrage: 1.501 Befragte
Erhebungszeitraum: 31. August bis 02. September 2015
Fehlertoleranz: 1,4* bis 3,1** Prozentpunkte
*bei einem Anteilswert von 5 Prozent **bei einem Anteilswert von 50 Prozent
*** Die Ergebnisse sind auf ganze Prozentwerte gerundet, um falsche Erwartungen an die Präzision zu vermeiden. Denn für alle repräsentativen Befragungen müssen Schwankungsbreiten berücksichtigt werden. Diese betragen im Falle eine Erhebung mit 1000 Befragten bei großen Parteien rund 3 Prozentpunkte, bei kleineren Parteien etwa 1 Punkt. Hinzu kommt, dass der Rundungsfehler für kleine Parteien erheblich ist. Aus diesen Gründen wird deshalb in der Regel keine Partei unter 3 Prozent in der Sonntagsfrage ausgewiesen.
In der publizierten "Sonntagsfrage" werden hingegen alle Parteien aufgeführt, die aktuell im Parlament vertreten sind, die in einer Umfrage auf einen Anteilswert von mindestens 3 Prozent kommen oder solche Parteien oder Gruppierungen, die auch bei niedrigen Anteilswerten eine Chance auf ein Mandat besitzen (so etwa der SSW in Schleswig-Holstein, für den die 5-Prozent-Hürde nicht gilt).